Nachruf zum Tod von Prof. Johannes Brosseder
Prof. Johannes Brosseder am 22. März 2014 in Regensburg
Professor Brosseder war mit Herzblut Ökumeniker: Das Miteinander der Kirchen, Martin Luther und der christlich-jüdische Dialog waren Themen, die sein ganzes theologisches Schaffen prägten. Als Schüler von Heinrich Fries (1911-1998) lehrte Brosseder systematische und ökumenische Theologie an den Universitäten München, Bonn und Köln und setzte sich als Mitbegründer der Societas Oecumenica, deren Präsident er zeitweilig auch war, für die Zusammenarbeit theologischer Fakultäten in ganz Europa ein. Er war aktives Mitglied im Deutschen Ökumenischen Studienausschuss (DÖSTA) der ACK und Mitbegründer des Altenberger Ökumenischen Gesprächskreises 1999. Der Kölner Ökumenische Studienkreis, dessen Mitbegründer er ebenfalls war, brachte unter seiner und der Ägide von Hans-Georg Link zum 1. Ökumenischen Kirchentag das Buch „Eucharistische Gastfreundschaft. Ein Plädoyer evangelischer und katholischer Theologen“ heraus, das innerhalb eines Jahres drei Auflagen erlebte.
Auch nach seiner Emeritierung setzte er sich weiter für seine Lebensthemen ein. Für die Gruppe von „Farfa Sabina“ , zu der sieben römisch-katholische und sieben evangelisch-lutherische Theologen verschiedener Europäischer Länder gehörten, trug er federführend Verantwortung für den 2010 veröffentlichten Bericht „Gemeinschaft der Kirchen und Petrusamt. Lutherisch-katholische Annäherungen“ – zur Frage eines Amtes universalkirchlicher Einheit.
Ein besonders kritisches Augenmerk richtete Johannes Brosseder auf die Stagnation der ökumenischen Weiterentwicklung nach der von Papst Johannes Paul II. in Auftrag gegebenen Studie „Lehrverurteilungen – kirchentrennend?“ , die von der Gemeinsamen Ökumenischen Kommission der DBK und EKD erarbeitet und von Karl Lehmann und Wolfhart Pannenberg 1986 herausgegeben wurde. Die Studie hatte ergeben, dass die Lehrverurteilungen des 16. Jahrhunderts die heutigen Partner nicht mehr treffen. Johannes Brosseder war Unterzeichner der Kölner Erklärung von 1989 „Wider die Entmündigung – für eine offene Katholizität“ sowie des Theologen-Memorandums von 2011 „Ein notwendiger Aufbruch“.
Seit vielen Jahren war Johannes Brosseder ein treuer Begleiter und Berater der KirchenVolksBewegung. Spontan und mitreißend konnte er sein Publikum für die Ökumene begeistern, historische Hintergründe profund aufzeigen und Zusammenhänge aufdecken. Bei Kirchentagen und Katholikentagen zog er das Publikum in seinen Bann, er setzte wertvolle Impulse in der Vorbereitung unserer Gottesdienste und Podien für die Ökumenischen Kirchentage in Berlin und München. Immer wieder hat er bei diesen Veranstaltungen und in seinen Schriften Wege aus der Sackgasse gezeigt, in die die römische Dogmatik die Kirche teilweise geführt hat.
Die letzte Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung im März 2014 in Regensburg wurde geprägt durch seinen Vortrag „Ökumene baut Brücken“. Sein ausgearbeitetes Referat wurde zu seinem theologischen Testament. Ausgehend von den Religionsgesprächen in Hagenau, Worms und Regensburg 1540/41 spannte er mit der Darstellung des altkirchlichen Katholizitätsverständnisses und seiner Bedeutung für die Gegenwart den Bogen zum Reformationsjubiläum 2017 und den daraus erwachsenden Chancen. In seinem Vortrag heißt es zum Schluss:
-
Baut Ökumene Brücken? Wer die offiziellen und die vielen offiziösen ökumenischen Konsens- und Konvergenzdokumente sorgfältig studiert hat, wer die vielen theologischen Arbeiten zu ehemals als kirchentrennend eingestuften theologischen Sachfragen aufmerksam registriert hat, der kommt an der Feststellung nicht vorbei, dass die Brücken schon längst fertiggestellt sind. Man braucht nur über sie zu gehen, sie sind theologisch und kirchenpraktisch wirklich stabil, wie die schon gewachsene Gemeinschaft der Kirchen in der Ökumene seit dem Ende des II. Vaticanums deutlich genug belegt. Wer allerdings vor den Brücken Nebelkerzen wirft, der kann gar nicht sehen, dass die Brücken schon stehen. Solche Nebelwerfer gibt es leider immer noch zu viele. Dieser Nebel kann nur zerstoben werden durch einen unbeirrbaren Glauben: „Der Glaube“, so Luther, „ist eine Fertigkeit, die nicht in der Seele liegt und schnarcht, sondern die ihre Augen ohne Unterlass gerade auf den Herrn, ihren Gott gerichtet hat“.
Zur Verabschiedung wird am kommenden Montag, 16. Juni, 10.30 Uhr, in der St. Winfried-Kirche, Sträßchensweg 3, 53 113 Bonn, ein ökumenischer Gottesdienst mit dem Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz Dr. Hans Langendörfer und Prof. Dr. Joachim Track gefeiert. Die Beerdigung wird am Freitag, 11. Juli 2014, auf dem Münchner Waldfriedhof erfolgen.
„Ökumene baut Brücken. Ökumene auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017“ Prof. Dr. Johannes Brosseder auf der Bundesversammlung am 22. März 2014 in Regensburg, 32 Seiten
> Heft per Email bestellen
> Download als PDF
Zuletzt geändert am 26.06.2014