Ad limina-Besuche in Rom (3)
Ad Limina-Besuche haben keine neuen pastoralen Wege aufgezeigt
Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche bedauert, dass Papst Benedikt auch in seiner Rede zum Abschluss des Ad limina-Besuches der zweiten Gruppe am priesterfixierten Kirchenbild festhält und immer noch nicht deutlich werden lässt – dies hat auch die zwischenzeitliche Zölibatskonferenz in Rom gezeigt – , wie und wann er die von ihm selbst angesprochenen anstehenden Reformen zur Erneuerung der Kirche angehen will.
Wir sind Kirche stellt fest, dass diese Ad Limina-Besuche trotz des drängenden Reformstaus in Deutschland als auch in der weltweiten katholischen Kirche keine neuen pastoralen Wege aufgezeigt haben. Das starre Festhalten an einer Zwei-Stände-Kirche von Klerikern einerseits sowie haupt- und ehrenamtlichen Laien andererseits wird nicht zu einer Stärkung des Glaubensleben führen sondern die gemeindlichen Strukturen in unverantwortlicher Weise gefährden und zerstören.
Zwar anerkennt der Papst die „situationsgerechte Weiterentwicklung der pastoralen Strukturen“ und warnt zu Recht vor einem „äußerlichen Aktivismus“ und der Erstellung von Konzepten nur durch „kühle Planer“ (gemeint sind wohl Unternehmensberatungen wie McKinsey). Doch die Mahnung an die Bischöfe, „nur solchen strukturellen Reformen Eure Zustimmung (zu) geben, die voll und ganz mit der Lehre der Kirche über das Priestertum und den rechtlichen Normen im Einklang stehen und bei deren Umsetzung die Anziehungskraft des Priesterberufs nicht gemindert wird“ stellt eine deutliche Ablehnung der vielfältigen anderen pastoralen Möglichkeiten in der Kirche dar. Die Bischöfe werden sogar zu „klaren Personalentscheidungen“ ermutigt (Absatz 3, 4 und 5 der Ansprache am 18. November).
Besonders enttäuschend ist die Behandlung der ehrenamtlichen Laien (Absatz 6 und 7). Statt die geschwisterliche Gemeinschaft als „Volk Gottes auf dem Weg durch die Zeit“ (Kirchenkonstitution Lumen Gentium) zu betonen, beklagt Benedikt „eine verengende Fixierung auf die Mitarbeit in kirchlichen Leitungsgremien, auf hauptamtliche Stellen in kirchlich finanzierten Strukturen oder auf die Ausübung bestimmter liturgischer Funktionen.“ Ja, sogar „Anspruchsdenken“ hält der Papst den Laien bei ihrer Beteiligung vor und erinnert an die Eingrenzungen für Laien bei liturgischen Diensten, wie er sie noch als Präfekt der Glaubenskongregation z.B. in der Liturgie-Instruktion vom 24. April 2004 vorgenommen hat. – Engagierte katholische Laien verweist der Papst stattdessen auf das „offene Feld des dringend notwendigen Laienapostolats“ (Katechese, Verkündigung an Nichtchristen, karitative Dienste; Medienarbeit sowie das „gesellschaftliche Engagement für einen umfassenden Schutz des menschlichen Lebens, für die soziale Gerechtigkeit und in christlichen Kulturinitiativen“).
Wir sind Kirche erinnert in diesem Zusammenhang an eine Aussage von Karl Rahner, dem einflussreichsten Theologen des Zweiten Vatikanischen Konzils, der 1972 in seinem Buch „Strukturwandel in der Kirche“ schrieb: „Die Kirche sollte eine entklerikalisierte Kirche sein. Diese Aussage ist ja leicht misszuverstehen und muss erklärt werden. Selbstverständlich muss es in der Kirche ein Amt mit bestimmten Aufgaben und Vollmachten geben; wie aber dieses Amt differenziert und verteilt wird, hat keine Bedeutung. In einer solchen Kirche sollen auch die Amtsträger in froher Demut damit rechnen, dass der Geist weht, wo er will, und keinen erblichen exklusiven Pakt mit ihnen eingerichtet hat; sie sehen ein, dass die charismatischen Gaben, die niemals reglementiert werden können, für die Kirche gleich notwendig sind wie das Amt, welches wiederum niemals mit dem Geist identifiziert werden oder ihn ersetzen kann. Die Herde soll Herde bleiben, aber deshalb soll er (der Amtsträger) seine Schafe absolut nicht wie Schafe behandeln.“
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Zuletzt geändert am 20.11.2006