21.11.2006 - Donaukurier
Wahre Seelenhirten - Kritisches Gespräch mit „Wir sind Kirche“
Nicht alle Kirchenvertreter sind gesprächsbereit wie der Regens. Walter Hürter von „Wir sind Kirche“ sagte, die Bewegung werde noch immer als kirchenfeindlich betrachtet und erinnerte an den Fall von Fritz Wallner aus Schierling bei Regensburg, der wegen seiner Nähe zu der Gruppierung nicht für die Kirchenverwaltung kandidieren durfte. „Ich freue mich, dass es im Bistum Eichstätt besser ist“, so Hürter.
Gehr bekräftigte dies: „Wir sind doch alle in einer Kirche. Darum müssen wir im Gespräch bleiben.“ Dann ging es zur Sache: Das 1564 gegründete Eichstätter Priesterseminar sei das älteste nördlich der Alpen, so Gehr. 48 Alumnen würden momentan dort ausgebildet, damit stehe das Bistum an dritter Stelle in Bayern. Zwei Drittel der Alumnen seien von auswärts. Umgekehrt hat sich laut Gehr das Verhältnis, was das Alter der Alumnen betrifft: „Inzwischen sind zwei Drittel Spätberufene, nur ein Drittel kommt nach dem Abitur.“ Ziel der sieben Jahre langen Ausbildung unter der Prämisse der „geleiteten Freiheit“ sei es, die Männer „zu wahren Seelenhirten zu formen“.
Nach seinem Vortrag stellte sich der Regens den Fragen. „Wo bleibt das weibliche Element in der Kirche?“, wollte Hürter wissen. „Auch beim Spitzengespräch zum Zölibat saßen nur wieder Mannsbilder zusammen, als ob das alles nichts mit Frauen zu tun hat.“
Gehr betonte, das weibliche Element sei sehr wichtig für die Kirche. „Es arbeiten ganz viele Frauen im Seminar. Ich zum Beispiel hab’ eine Sekretärin.“ Und der Regens fügte hinzu: „Wenn ein Pfarrer junggesellenhaft eine Gemeinde betreut, hat das Mitunter etwas Kaltes und Ungastliches. Erst wenn eine Frau sich um den Haushalt kümmert, ziehen Wärme und Freundlichkeit ein.“
Deutliche Position
Zum Thema Homosexualität bezog Gehr klare Position: „Ich wähle den sicheren Weg und neige dazu, sie nicht ins Priesterseminar aufzunehmen. Denn Homosexuelle tun sich schwerer, ihre Sexualität in den Griff zu kriegen und neigen manchmal zur Pädophilie.“ Er kläre das schon beim Vorstellungsgespräch, und nur in Ausnahmefällen könnten Homosexuelle Priester werden: „Wenn sie ihre Veranlagung im Griff haben und seit drei Jahren keinen sexuellen Kontakt mehr hatten.“
Breiten Raum nahm das Thema Religionsunterricht ein. Es stand der Vorwurf im Raum, Priester seien die schlechtesten Lehrer. Der ehemalige Religionslehrer Karl Graml erklärte, der Papst habe die Bedeutung der Methodik und Didaktik herabgestuft. Gehr entgegnete, der Papst habe gemeint, die Inhalte dürften nicht zu kurz kommen. Einwand von Graml: „Katechese gehört nicht in den Unterricht.“ Dem musste der Regens beipflichten.
Zuletzt geändert am 22.11.2006