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Veröffentlicht am 03­.03.2001

Frühjahrsvollversammlung der DBK

Wir sind Kirche: Der Aufbruch in den Gemeinden hat längst begonnen

Pressemitteilung 3. März 2001

Eine ehrliche Offenlegung der kritischen Lage der Gemeindepastoral und den verantwortlichen Miteinbezug so genannter Laien auch in Leitungsaufgaben fordert die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche von den Deutschen Bischöfen, die sich auf ihrer Frühjahrsvollversammlung vom 5. bis 8. März 2001 in Augsburg mit der Neuordnung der Ortsseelsorge befassen werden.

„In den bisherigen Pastoralplänen und Seelsorgekonzepten wird der sich bereits vollziehende Kollaps der Seelsorge und der Gemeindestrukturen viel zu oft verschleiert“, stellt Christian Weisner für die katholische Reformbewegung Wir sind Kirche fest. „Alle Strukturmodelle, die auf den Priester als Gemeindeleiter fixiert sind, zerstören die christlichen Gemeinden in ihrem theologischen Kern.“ Statt technokratischer Scheinlösungen wie der Bildung von Seelsorgeeinheiten oder Pastoralverbänden fordert Wir sind Kirche die Bischöfe auf, die Eigenverantwortung der Gemeinden nach dem Subsidiaritätsprinzip zu stärken.

Durch den weiter zunehmenden Priestermangel steht die Gemeindepastoral vor umwälzenden Umbrüchen, auf die die Kirchenleitungen in Deutschland nicht vorbereitet sind, so Weisner. Aufgrund der kirchenrechtlichen Verknüpfung von Amt und Gemeindeleitung wird die Hälfte der deutschen Pfarreien in naher Zukunft ohne ordinierte Seelsorger und regelmäßige Eucharistiefeier sein. Rund 5.000 der etwa 13.000 Gemeinden in Deutschland waren nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz 1998 ohne eigenen Priester.

Nach Auffassung von Wir sind Kirche stellt der Priestermangel aber auch eine Chance dar und ist für neue pastorale Entwicklungen und Gemeindeformen zu nutzen, die sich am Maßstab der Botschaft Jesu orientieren. Statt kirchenrechtlicher Überreglementierungen und Verbote wie durch die vatikanische „Laieninstruktion“ sieht Wir sind Kirche die Zukunft der Kirche in der Vielfalt von Gemeinden und Gemeinschaften.

In ihren „Thesen zur Gemeindeentwicklung“ fordert die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche, die Bedürfnisse der Menschen ganz ernst nehmen, damit Gemeinden Orte gelingender Gemeinschaft werden. In die Leitungsaufgaben sind auch so genannte Laien - Frauen und Männer - gleichberechtigt einzubinden. Damit die gemeinsame Mahlfeier Mittelpunkt gemeindlichen Lebens bleibt, müssen neue liturgische Formen entwickelt werden, die dem Auftrag Jesu „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ entsprechen und nicht auf das Amt fixiert sind. Ungezählten Menschen wird das »Glauben« in der Kirche gerade durch das Festhalten an überholten kirchlichen Strukturen erschwert oder gar unmöglich gemacht. Hunderttausende haben schon Kirchenflucht begangen, Millionen haben sich in die innere Emigration zurückgezogen. Besonders Frauen fühlen sich in den patriarchalisch bestimmten, kirchlichen Strukturen gehindert, ihre Berufungen und ihren Glauben noch in der Kirche zu leben.

Die „Thesen zur Gemeindeentwicklung“ wurden bereits vor einem Jahr an alle Pfarrgemeinden in Deutschland versandt, die auch in diesem Jahr wieder einen „Pfingstbrief“ von der KirchenVolksBewegung erhalten werden.

Nach Ansicht von Weisner wird der Ruf nach Reformen selbst in den ganz „normalen“ Gemeinden immer stärker. Auch in vielen Räten, Kommissionen, Verbänden, Synoden und Pastoralgesprächen wurden und werden immer wieder innerkirchliche Reformen eingefordert. „Der Aufbruch in den Gemeinden hat längst begonnen, die Leute dort machen Dampf“, erklärt Weisner. „Die Bischöfe müssen jetzt endlich in Rom als Verstärker des Kirchenvolkes und nicht als Schalldämpfer wirken, wenn sie ihrer pastoralen Verantwortung gerecht werden wollen.“

Zuletzt geändert am 27­.09.2007