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Veröffentlicht am 27­.06.2008

Paulusjahr / Weihen 28.+29. Juni

Wann wird das Paulus-Wort „Da ist nicht Mann und Frau“ endlich ernst genommen?

Pressemitteilung München, 27. Juni 2008

Wir sind Kirche zum Beginn des Paulusjahres und zu den Priesterweihen am 28./29. Juni 2008 in Bayern

Bei der Verweigerung der Frauenordination kann sich die Kirche nicht auf den Apostel Paulus berufen, erklärt die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche zum Beginn des Paulusjahres am 28. Juni 2008 und zu den Priesterweihen am 28. Juni in Bamberg und Freising sowie am 29. Juni 2008 in Augsburg.

Nach Ansicht der katholischen Reformbewegung ist heute kaum mehr nachvollziehbar, welche Sensation es für jene Zeit bedeutete, als der Apostel Paulus den Heidenchristen in Galatien schrieb: „Ihr alle, die ihr auf Christus getauft wurdet, habt Christus angezogen. Da ist weder Jude noch Grieche, da ist weder Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau. Denn ihr seid alle eins in Christus Jesus“ (Galaterbrief 3,27,28). Dazu bemerkt der britische Autor Stephen Tomkins: „Geradezu radikal ist sein Vorgehen, wenn Paulus in seinen Gemeinden Frauen erlaubt zu predigen und ihnen apostolischen Status zuerkennt.“

Einzelne Stellen in den (nachpaulinischen) Briefen, wo den Frauen verboten wird, in Gemeindeversammlungen zu reden, und sie ermahnt werden, ihren Ehemännern gehorsam zu sein, haben jedoch das Frauenbild des Apostels bis in unsere Tage als repressiv und negativ bestimmt. Doch Paulus arbeitete regelmäßig mit Frauen zusammen, wenn er Gemeinden aufbaute. Er schätzte ihr Wirken und die Gaben, die darin zum Tragen kamen, hoch ein. Der Brief an die Römer schließt mit den Sätzen: „Grüßt die liebe Persis; sie hat viel geleistet für den Herrn (ein Ausdruck, den Paulus in der Regel für Diakone in der Gemeinde verwendet). Grüßt Rufus, der sich im Dienst für den Herrn ausgezeichnet hat, und seine Mutter, die auch mir eine Mutter geworden ist“ ( Römer 16,12-13). Andronikus und Junia, ein Ehepaar, bezeichnet Paulus als „angesehen unter den Aposteln“ (16,7).

Gegenwärtige Not durch Priestermangel, Zölibat und Verweigerung der Frauenordination

Jesus war ein „Mann“, aber die theologisch entscheidende Botschaft ist die „Mensch“werdung Gottes. „Vierhundert Jahre lang waren es nach unserem Sprachgebrauch ‘Laien’, die der Eucharistie vorstanden. Dies zeigt, dass ein sakramental geweihter Priester nicht erforderlich ist und weder biblisch noch dogmatisch begründet werden kann“, so der Schweizer Bibelwissenschaftler Prof. Dr. Herbert Haag (1915-2001) in seinem 1997 veröffentlichten Buch „Worauf es ankommt“. – Und weiter: „Priestermangel, Gemeinden ohne Eucharistie, Zölibat, Frauenordination bezeichnen die Probleme, die zwar nicht allein, aber doch weitgehend die gegenwärtige Not der katholischen Kirche bestimmen. Die Krise der Kirche wird so lange andauern, wie sich diese nicht entschließt, sich eine neue Verfassung zu geben.“

Auch wenn Papst Benedikt XVI. die Frauenordination und Aufhebung des Pflichtzölibats strikt ablehnt: er wird sich diesen Fragen allein aufgrund des weltweit dramatisch zunehmenden Priestermangels stellen müssen. Nach Angaben des „Center for Applied Research on the Apostolate at Georgetown University, Washington DC” aus dem Jahr 2005 nahm in dem mehr als 26-jährigen Pontifikat von Papst Johannes Paul II. die Zahl der Katholiken und Katholikinnen weltweit um 40 Prozent zu, dagegen ging die Zahl der Priester im gleichen Zeitraum um 4 Prozent zurück.

Schon jetzt hat fast die Hälfte aller katholischen Gemeinden auf der ganzen Welt keinen eigenen Priester mehr. Laut Vatikanischem Jahrbuch 2005 kommen 2.700 Gläubige auf einen Priester, 1978 waren es durchschnittlich nur 1.800. In den letzten Jahren ist die Anzahl der Seminaristen zwar vor allem in Afrika und Asien gestiegen, erfahrungsgemäß werden aber nur die Hälfte bis ein Drittel geweiht.

Wir sind Kirche gratuliert den neugeweihten Priestern

Wir sind Kirche gratuliert den jeweils drei Weihekandidaten in Bamberg und Freising sowie den sieben Weihekandidaten in Augsburg sehr herzlich zur Ihrer Priesterweihe und wünscht Ihnen, dass Sie bei Ihrer künftigen Arbeit in den Gemeinden von Gottes Geistkraft geleitet werden. Den Neupriestern ist vor allem zu wünschen, dass sie bei ihrer zukünftigen Arbeit auch ausreichend Zeit finden, seelsorgerisch tätig zu werden. Die Freude, dass unsere Kirche heute neue Priester bekommen hat, wäre noch größer, wenn auch zum priesterlichen Dienst berufene Frauen und verheiratete römisch-katholische Männer mit Ihnen zusammen geweiht worden wären.

Paulus hat dem Petrus „ins Angesicht widerstanden“ Bei dem von Papst Benedikt XVI., dem „Nachfolger Petri“, anlässlich der zweitausendjährigen Wiederkehr der Geburt des Völkerapostels Paulus ausgerufenen Paulusjahr (28. Juni 2008 bis 29. Juni 2009) sollte auch bedacht werden: Wenn im sog. Apostelkonzil, als es um die Stellung der Judenchristen zu den Heidenchristen ging, der Völkerapostel Paulus nicht dem Petrus „ins Angesicht widerstanden“ hätte (vgl. Gal 2,11-21), dann wäre das Christentum vermutlich eine jüdische Sekte geblieben. Dies zeigt, wie notwendig das Ringen um den richtigen Weg der Kirche ist – damals vor 2000 Jahre wie auch heute.

Kontakt:
Annegret Laakmann (Referentin)
Tel. 02364-5588
laakmann@wir-sind-kirche.de

Christian Weisner (Bundesteam)
Tel. 08131-260250 oder 0172-5184082
weisner@wir-sind-kirche.d





Wir sind Kirche-Stellungnahme zum Dekret der Glaubenskongregation zur Frauenordination „Jesus Christus hat weder Frauen noch Männer für das Priesteramt geweiht“ (2. Juni 2008)
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Wir sind Kirche zum Paulusjahr 28. Juni 2008 - 29. Juni 2009
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Zuletzt geändert am 08­.07.2008