Intern. Church Reform Network ICRN
ICRN unterstützt Leitung von Eucharistiefeiern durch Laien und setzt sich für LGBT-Rechte ein
Presseaussendung des ICRN, Warschau, 26. September 2019 > English version
Die diesjährige Konferenz des ICRN (International Church Reform Network) fand in Warschau vom 22. bis 27. September 2019 statt. Teilgenommen haben Priester und Laien aus fünf Kontinenten. ICRN wurde 2012 gegründet, um beispielgebende Modelle christlicher Gemeinden weltweit zu sammeln, um mitzuwirken an einer Kirche, die einladend, offen und inklusiv ist, die im Geist des Evangeliums dem Reich Gottes in unserer so vielfältig geplagten Welt Raum schafft.
In Warschau gefasste Beschlüsse:
- Das ICRN unterstützt Pfarreien, in den Frauen und Männer berufen und ausgebildet werden, Eucharistiefeiern vorzustehen. Diese Leitung beinhaltet, verantwortlich zu sein für Seelsorge und Sakramente innerhalb der Gemeinde, wie es in der frühen Kirche Brauch war, bevor die priesterliche Weihe eingeführt wurde.
- ICRN ruft die Bischöfe Polens auf, sich an die Lehre der Kirche bezüglich aller LGBT-Menschen zu halten. Diese Lehre verpflichtet, die unbedingte Würde jeder Person in Wort, Tat und Recht zu achten (siehe Anhang).
- Die ICRN-Versammlung beschloss einstimmig, die Menschenrechte zu respektieren und die Verantwortung aller Katholiken weltweit zu fördern. Dies bedingt die Gleichberechtigung aller Katholiken und Katholikinnen; die Meinungsfreiheit, auch zum Widerspruch; das Recht auf und die Verpflichtung zur Teilnahme an der eucharistischen Gemeinschaft und Seelsorge; echte Teilnahme und Teilhabe an Entscheidungen – auch in der Wahl ihrer Vorgesetzten; notwendige und gerecht Verfahren, wenn Anklagen vorliegen; den Schutz von Kindern und anderen Betroffenen („Warschauer Deklaration“).
- ICRN praktiziert synodale Entscheidungsfindung, die alle Getauften, das Volk Gottes, einbezieht. Wir fordern die Kirche auf, diese Synodalität auf allen Ebenen zu praktizieren. ICRN steht in fester Solidarität zu Papst Franziskus und seine Bemühungen eine synodale Kirche zu schaffen. Wir sind voll Hoffnung, dass die geplanten Themen der Pan-Amazonien Synode vollständig umgesetzt werden.
Ein wichtiger Teil dieser Konferenz war die Begegnung mit Katholik*innen aus Polen. Sie berichteten von der tausendjährigen Geschichte katholischen Glaubens in Polen, von den historischen Mühen des Volkes, eine nationale Einheit zu finden und sich ihrer nationalen Identität bewusst zu werden. Sie beschrieben uns die Veränderungen, die aktuell in ihrer Kirche stattfinden. Sie erzählten von ihren Träumen von einer offenen Kirche, die alle willkommen heißt: Frauen mit ihren Charismen, wie auch die LGBT+ Menschen; die bereit ist, die antisemitischen Tendenzen zu benennen, die bei Polen und Katholiken so ausgeprägt sind. Und sie wünschen sich eine Kirche ohne Klerikalismus und sexuellen Missbrauch. Sie wünschen, dass die Hierarchie Polens ihre Teilhabe am religiösen Nationalismus, der dem Evangeliums widerspricht, beendet. Sie erwarten hingegen die Unterstützung der Reformen des Papstes Franziskus.
Halina Bortnowzka war eine enge Vertraute des Universitätsprofessors Wojtyla, später Johannes Paul II. Als Journalistin nahm sie an der dritten Sitzung des Vatikanischen Konzils teil. Sie erläuterte uns in ihrem Bericht, dass die meisten der wichtigen Diskussionen zum Inhalt des Dokumentes „Kirche und Welt“ (Gaudium et Spes), informell außerhalb der Konzilsaula stattfanden. Sie erachtet diese Erfahrung als so wirkmächtig, dass sie kürzlich Papst Franziskus ersuchte, ein weiteres Konzil einzuberufen.
Im Bemühen, neu entstehende Formen von Pfarrei- und Gemeindeleben zu erkunden, hat ICRN Afrikamissionar Pater Joseph Healey eingeladen, über die Entwicklung Kleiner Christlicher Gemeinschaften zu informieren. Sie begannen 1973 in Kenya. Aktuell gibt es in den neun ostafrikanischen Ländern 180 000 solcher Gemeinschaften. Dieses inklusive und gemeinschaftlich verantwortete Modell von Kirche inspirierte uns.
Ein weiteres Modell wurde vom IRCN diskutiert, in dem Frauen und Männer aus ihren Gemeinden berufen und ausgebildet werden, der Eucharistie vorzustehen, für Seelsorge und Sakramente verantwortlich zu sein.
Virginia Saldanha aus Mumbai erinnerte die Versammlung an die Notwendigkeit, auch die katholischen Erfahrungen aus Asien in den Blick zu nehmen. Dort setzen sie die Vision der Föderation der Bischofskonferenzen Asiens um, eine Gemeinschaft vieler Gemeinschaften zu bilden, in der „Laien, Ordensleute und Klerus einander als Schwestern und Brüder anerkennen und annehmen“, (FABC V, 8.1.1), eine gemeinschaftlich verantwortete Kirche.
Die nächste ICRN-Konferenz ist für Frühjahr 2021 in Mumbai, Indien, geplant.
Kontakt in Deutschland:
KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche Deutschland (www.wir-sind-kirche.de)
Christian Weisner, E-Mail: presse@wir-sind-kirche.de, Tel: 0049-(0)172 518 4082
Pfarrerinitiativen in Deutschland (www.pfarrer-initiative.de)
Pfarrer Max Stetter, E-Mail: salaam@t-online.de, Tel: 0049-(0)179-502 7786
Kontakt in Österreich:
Pfarrer-Initiative Österreichs (www.pfarrer-initiative.at)
Dr. Helmut Schüller, h.schueller@edw.or.at, 0043-(0)664 5420734
Plattform „Wir sind Kirche“-Österreich (www.wir-sind-kirche.at)
Dr. Martha Heizer, martha.heizer@inode.at, 0043-(0)650 4168500
Polens Bischöfe sollen sich an kirchliche Instruktionen halten!
Warschauer Beschluss des ICRN zu LGBT
Die Versammlung des International Church Reform Network (ICRN) äußerte bei ihrem Treffen in Warschau, 22.-27.09.2019, ihre Betroffenheit über die Auseinandersetzungen in Polen zwischen der LGBT-Gemeinschaft und der Hierarchie Polens.
Als Bischof Wieslaw Mering aus Wloclawek die Aussage von Prof. Aleksander Nalaskowski verteidigte, der LGBT Menschen „umherziehende Vergewaltiger“ nannte, missachtete er das Mandat des Katholischen Katechismus, „Homosexuellen und Lesben mit Respekt, Wohlwollen und Sensibilität zu begegnen“ (Par. 2358).
Dieses Jahr waren die „Märsche für Gleichberechtigung“ in Warschau, Danzig, Byalistok und in Posen eine Chance für Polens katholischen Bischöfe, seelsorgende Sensibilität für LGBT-Personen zu beweisen. Stattdessen beschrieb Erzbischof Tadeusz Wojds aus Bialystok den Marsch als „einen Akt der Diskriminierung gegen Katholiken“. Solche Rhetorik förderte und inspirierte zweifellos Steinewerfer und Feuerwerker, unter gebrüllten Beleidigungen die Demonstranten in Bialystok zu attackieren.
Wir erinnern die polnischen Bischöfe an das 1986 veröffentliche Schreiben der Glaubenskongregation, das lautet: „Es ist beklagenswert, dass homosexuelle Personen gewalttätigem Übel in Wort und Tat ausgesetzt waren und sind. Solches Benehmen muss von Vertretern der Kirche verurteilt werden, wo auch immer es geschieht“ (Schreiben an alle Bischöfe der katholischen Kirche zur Seelsorge homosexueller Personen).
Wir waren entsetzt zu hören, dass Erzbischof Marek Jedraszewski aus Krakau anlässlich des 75-jährigen Gedenktags des Warschauer Aufstands die Gelegenheit wahrnahm, LGBT-Personen zu verunglimpfen, indem er sagte: „Unser Land wird nicht mehr von einer roten Pest, sondern von einer neuen, regenbogenfarbenen Pest ergriffen“ und dass Polen „unter einer Regenbogen-Krankheit leidet“. Solche Worte zeugen nicht von Respekt für Menschen, die Opfer von Diskriminierung und sozialer Intoleranz waren.
Wir rufen die Bischöfe Polens auf, sich an die vatikanischen Instruktionen zu halten, „die originäre Würde eines jeden Menschen zu achten in Wort und Tat und Recht, und alle notwendigen Maßnahmen der begleitenden Seelsorge für diese Personen zu fördern“ (Schreiben an alle katholischen Bischöfe zur Seelsorge homosexueller Personen).
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Christian Weisner, E-Mail: presse@wir-sind-kirche.de, Tel: 0049-(0)172 518 4082
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Zuletzt geändert am 05.10.2019