Missbrauchsumfrage Bayer. Bistümer
„Kirchenleitungen mangelt es an Willen und Fähigkeit zur Aufklärung“
Wir sind Kirche zur Missbrauchsumfrage bei den bayerischen Bistümern
Pressemitteilung, München 21. Juni 2021
Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche sieht auch zweieinhalb Jahre nach der Veröffentlichung der MHG-Studie über Missbrauch in der katholischen Kirche immer noch ein großes Dunkelfeld bezüglich der Zahl der von sexualisierter Gewalt Betroffenen in der Kirche, aber auch in der Gesellschaft. Eine Folgestudie der MHG-Studie hatte bereits vor zwei Jahren neuere Zahlen geliefert. Wir sind Kirche befürchtet, dass die Ergebnisse der aktuellen Umfrage der Deutschen Presse-Agentur in den sieben Bistümern in Bayern auch repräsentativ für ganz Deutschland sind und wohl nur eine Untergrenze darstellen. Bei der Betroffeneninitiative Eckiger Tisch hätten sich in drei Jahren etwa 250 Menschen deutschlandweit gemeldet.
Wir sind Kirche beklagt, dass die Bemühungen um Prävention, Aufklärung und Aufarbeitung in den 27 deutschen Bistümern trotz der seit 2002 erstmals beschlossenen und mehrfach angepassten für ganz Deutschland geltenden Leitlinien nach wie vor sehr unterschiedlich sind. Viel zu lange haben die Kirchen als Organisationen systematisch vertuscht. Deshalb stellt sich auch für Wir sind Kirche die grundsätzliche Frage, ob Täterorganisationen wirkliche Aufklärung und Aufarbeitung leisten können (siehe auch Prof. Harald Dreßing, einer der Autoren der MHG-Studie). Die aktuellen Schwierigkeiten bei der Besetzung der Betroffenenbeiräte in der katholischen und auch evangelischen Kirche sind ein Indiz dafür. Kirche darf kein Staat im Staate sein! Leider ist aber auch staatlicherseits immer noch nicht genügend Wille und Kapazität für konsequentes Agieren vorhanden.
Das Thema wird und muss uns noch lange beschäftigen. Dass das frühere Tabuthema jetzt in aller Öffentlichkeit ist, hilft nach Ansicht von Wir sind Kirche den Betroffenen, denen jetzt endlich mehr geglaubt wird. Und letztlich schreckt es auch potentielle Täter ab, da ihnen hoffentlich deutlich wird, was für ein Verbrechen sexualisierte Gewalt ist. Auch die „Grenzverletzungen“ sind in ihren Auswirkungen nicht zu unterschätzen. Denn Machtausübung – ob sexualisiert, geistlich oder mit körperlicher Gewalt –, ist eine große oft lebenslange Belastung für jeden Betroffenen und jede Betroffene und führt letztlich zu mehr Gewalt innerhalb der Gesellschaft. Richtig ist, dass jetzt auch Erzieherinnen und Erzieher, Lehrer und Lehrerinnen und auch Ehrenamtliche im kirchlichen Bereich in den Blick genommen werden.
Die mittlerweile weltweite KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche ist anlässlich der Missbrauchsvorwürfe gegenüber dem damaligen Wiener Kardinal Hans Hermann Groër entstanden. Im Jahr 1995 haben die Ziele und Forderungen des KirchenVolksBegehrens allein im deutschsprachigen Raum fast 2,5 Millionen Unterschriften erhalten; die damals formulierten Themen werden seit Ende 2019 auf dem „Synodalen Weg“ behandelt, den die Deutsche Bischofskonferenz gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken verantwortet.
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Zuletzt geändert am 22.06.2021