13.9.2013 - religion.orf.at
Deutsche Katholiken beraten über Erneuerung
Das jährlich stattfindende Gesprächsforum ist eine der zentralen Veranstaltungen im Rahmen des Dialogprozesses, den die deutschen Bischöfe bis 2015 ausgerufen haben. Thematisch geht es in diesem Jahr um die Liturgie, also um die Rituale der katholischen Kirche. Die Teilnehmer sollen an zwei Tagen darüber beraten, wie die liturgischen Traditionen die Menschen heute erreichen können.
Die Bischöfe hatten ihn 2010 als Reaktion auf die aufgedeckten Fälle von Kindesmissbrauch durch kirchliche Mitarbeiter auf den Weg gebracht. Aber auch Probleme wie die sinkende Zahl der Kirchenmitglieder, der Priestermangel und die Gründung immer größerer Seelsorgeeinheiten werden thematisiert.
Ein Drittel Katholiken
Kritiker bemängeln allerdings, dass heikle Themen wie etwa die erzwungene Ehelosigkeit für Priester oder der Ausschluss von Frauen von der Priester- und Diakonenweihe weitgehend ausgeklammert werden. In Deutschland bekennen sich der jüngsten Statistik zufolge rund 24,3 Millionen Menschen zum katholischen Glauben. Das entspricht knapp einem Drittel der Bevölkerung (30,3 Prozent).
Die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ hat die deutschen Bischöfe aufgefordert, die Rolle der einfachen Kirchenmitglieder ernst zu nehmen. Vor dem einem zentralen Gesprächsforum an diesem Freitag in Stuttgart kritisierte die Initiative, es sei eine „klerikale Engführung“, dass nach Überzeugung der Amtskirche nur ein geweihter Priester in der Person Jesu Christi handeln könne.
Man müsse wegen des Priestermangels darüber nachdenken, ob die Gemeinden nicht auch Männer und Frauen aus den eigenen Reihen zu Gemeindeleitern wählen könnten, die dann etwa auch die Eucharistie feiern. Bisher dürfen nur geweihte Priester die Eucharistiefeier leiten.
Kritiker: Noch keine wirklichen Impulse
Bis jetzt habe der Dialogprozess noch keine wirklichen Impulse gebracht, kritisierte Christian Weisner von „Wir sind Kirche“. „Das ist ein sehr schläfriger Prozess geworden - er dümpelt vor sich hin.“ Die Hoffnung, dass aus dem Dialog konkrete Modernisierungsimpulse für die Kirche entstehen könnten, hege er kaum noch. „Manche Bischöfe verstehen das eher so: Wir reden darüber, um euch zu erklären, warum das nicht geht.“
Während der Dialogprozess bundesweit noch bis 2015 läuft, haben die beiden baden-württembergischen Bistümer Freiburg und Rottenburg-Stuttgart schon in diesem Sommer einen Schlussstrich gezogen. Vor allem in Rottenburg-Stuttgart hatte es anschließend Kritik an Bischof Gebhard Fürst gegeben. Mehrere Vertreter der Kirchenbasis hatten ihm vorgeworfen, nicht energisch genug für eine Modernisierung der Kirche einzutreten.
religion.ORF.at/dpa
Link: Wir sind Kirche Deutschland
Zuletzt geändert am 13.09.2013