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Veröffentlicht am 13­.09.2013

13.9.2013 - Stuttgarter zeitung

Bischöfe sollen in den „Franziskus-Modus“ umschalten

Anlässlich eines großen Delegiertentreffen in Stuttgart drängen Reformer die Kirchenspitze zu handeln. Von Michael Trauthig

Mit einem offenen Brief wendet sich die Bewegung „Wir sind Kirche“ an die rund 300 Vertreter der Katholiken Deutschlands, die heute und morgen in Stuttgart über die Zukunft ihrer Glaubensgemeinschaft beraten und dabei die Liturgie ins Zentrum stellen. In dem Papier fordert die Kirchenvolksbewegung grundlegende Reformen. So sollten angesichts des Priestermangels künftig nicht nur geweihte Geistliche die Eucharistie spenden dürfen, sondern auch geeignete Männer und Frauen, die von den Gemeinden gewählt und dann vom Bischof bestätigt würden. Außerdem solle der Pflichtzölibat fallen, müssten auch Frauen zu Priesterinnen ordiniert und endlich die evangelischen Christen zur Eucharistie eingeladen werden. „Wir fühlen uns mit unseren Anliegen durch den neuen Papst bestärkt“, sagte der Sprecher der Gruppe, Christian Weisner. Er erklärt damit, dass in dem Brief erneut artikuliert wird, was die Reformer schon seit Jahren fordern.

Der Münchner kritisiert gleichzeitig den bisherigen Verlauf des von den deutschen Bischöfen vor rund drei Jahren ausgerufenen Dialogprozesses, der nun mit seinem jährlichen Gesprächsforum in Stuttgart Station macht. Mit der Initiative hat die Kirche auf die Glaubwürdigkeitskrise reagiert, die sich einstellte, als 2010 zahlreiche, meist länger zurückliegende Fälle bekannt wurden, in denen Mitarbeiter Kinder missbraucht hatten Der Dialogprozess ´sei einerseits der verzweifelte Versuch, Vertrauen, zurückzugewinnen, sagte Weisner. Andererseits drohten die Gespräche ins Leere zu laufen. Es würden zwar die Wünsche der Basis angehört. Viele Würdenträger hätten aber deutlich gemacht, dass große Veränderungen von ihnen entweder nicht gewollt seien oder nur auf weltkirchlicher Ebene erfolgen könnten.

„Es ist aber an der Zeit zu handeln“, sagt Weisner. Er sieht in dem Verweis auf Rom nur einen Vorwand fürs Abwarten. Noch dazu glauben die Reformer, dass Papst Franziskus die Erneuerung will. „Die deutschen Bischöfe haben den Wandel nicht mitbekommen und noch nicht in den Franziskus-Modus umgeschaltet.“

Zuletzt geändert am 14­.09.2013