21.10.2013 - Abendzeitung München
„Transparenz in den Haushalten“
AZ: Herr Weisner, wie beurteilen Sie von „Wir sind Kirche“ das, was im Bistum Limburg gerade vor sich geht?
CHRISTIAN WEISNER: Es ist eine sehr unselige Geschichte für den Bischof, aber genauso für Priester und Gläubige in Limburg. Man kann nur hoffen, dass es eine schnelle Entscheidung in dieser Sache gibt. Der Papst solle ein Rechtsverfahren einleiten und jemanden von außen ins Bistum senden, der dort die Fäden in die Hand nimmt.
Papst Franziskus hat sich als Programm Armut und Nächstenliebe gegeben.Wie beurteilen Sie jetzt seine Rolle?
Für Papst Franziskus ist das eine sehr delikate Situation. Er fährt den Kurs der Sparsamkeit und er muss sich fragen: Wie wirkt das bloß auf Gemeinden in Afrika und Südamerika. Trotzdem muss er eine Lösung finden, die dem Kirchenrecht entspricht und gleichzeitig möglichst schnell zu verwirklichen ist – vor allem für die Limburger.
Was wäre aus Ihrer Sicht die beste Lösung für alle?
Ein Diözesan-Administrator – bis die Dinge rechtlich geklärt sind. Für Tebartz-van Elst müsste man eine andere Aufgabe finden. Diese Situation gab es schon häufiger. Wichtig ist, dass die ganze Sache nicht unter dem Mantel der Barmherzigkeit verschleiert wird.
Was bedeutet der Skandal für die Kirche in Deutschland?
Tja, es ist ein Super-Gau – und ein Alarmsignal für die ganze Kirche inDeutschland und das Handeln aller Bischöfe. Wir brauchen dringend Transparenz in den Haushalten der Bistümer – und auf allen Ebenen. Bei dem Skandal um Sexuellen Missbrauch hat man gesehen, wie schwer sich die katholische Kirche tut, dunkle Flecken ihrer Vergangenheit aufzudecken. Deshalb braucht es auch eine Kontrolle von außen.
Ist dieser Skandal von ähnlichem Ausmaß wie der des sexuellen Missbrauchs vor drei Jahren?
Der Vertrauensschaden ist wohl genauso groß. Jetzt allerdings kommen die Auswirkungen auf das Finanzsystem der Kirche hinzu, das auf den Prüfstand gehört. Schließlich erhalten die Kirchen auch erhebliche Zuschüsse vom Staat. Es ist ärgerlich, dass man erfährt, dass man im Erzbistum Köln eigentlich gar keine Kirchensteuern bräuchte, so reich sei man. Und der Bischof von Paderborn im Zuge dieser Aufarbeitung verkündet, der Bischöfliche Stuhl sei das Tafelsilber des Bischofs.
Interview: Agnes Vogt
Zuletzt geändert am 21.10.2013