17.4.2016 - Münchner Kirchenzeitung
Mehr Freiheiten - mehr Verantwortung
Kein Bischof, kein Pfarrer kann sich jetzt einfach auf Rom berufen, wenn er geschiedenen Wiederverheirateten die Kommunion verweigert.
Papst Franziskus hat ganz bewusst keine Korrekturen der Dogmatik vorgenommen. Doch deren Diskrepanz zum Handeln Jesu und zur evangeliumsgemäßen Botschaft der Barmherzigkeit wird immer deutlicher. Weiterentwicklungen in der Dogmatik und im Kirchenrecht werden folgen müssen.
Doch dazu braucht es zunächst einen Mentalitätswechsel in der Kirche hin zu einer dem Gewissen verantworteten Sexualethik – getreu dem Pauluswort: „Wir sind nicht Herren eures Glaubens, sondern Diener eurer Freude.“ Entscheidende Fragen sind nun, wie es angesichts der vielfältigen Nöte und Herausforderungen in aller Welt auch heute gelingen kann, verantwortlich Partnerschaft und Elternschaft zu leben. Und wie die Kirche dabei unterstützen kann, dass Kinder geborgen und sicher aufwachsen.
Jetzt braucht es synodale Prozesse nach dem Vorbild der „Würzburger Synode“ auf allen kirchlichen Ebenen, auch unter Einbeziehung der Theologie und der Humanwissenschaften sowie aller Gläubigen. Doch leider gibt es immer noch starke innerkirchliche Widerstände gegen jede Vergegenwärtigung des Christentums. Das ist das Paradox und auch die Gefahr des synodalen Prinzips. Die Umsetzung von „Amoris laetitia“ wird eine Nagelprobe für die Reformfähigkeit der gesamten römisch-katholischen Kirche sein.
Christian Weisner ist Sprecher der KirchenVolksBewegung "Wir sind Kirche" in Deutschland
Zuletzt geändert am 19.09.2016