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Veröffentlicht am 22­.07.2017

21.7.2017 - KNA

Bischöfe und Laien besorgt wegen Zahlen zu Kirchenaustritten

Bonn (KNA) Trotz rückläufiger Zahlen bei Kirchenaustritten haben sich Bischöfe, andere kirchliche Spitzenvertreter und Laien besorgt gezeigt. Zwar verlor die katholische Kirche im vergangenen Jahr bundesweit mit 162.093 Menschen knapp 20.000 weniger als 2015. Dennoch bleiben die Zahlen auf hohem Niveau. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) meldete rund 190.000 Austritte, was ebenfalls einen Rückgang um 20.000 im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.


"Die Weitergabe des kirchlichen Glaubens ist uns bei jedem einzelnen Menschen, der sich entschlossen hat, auszutreten, nicht gelungen. Das tut uns natürlich weh", sagte der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Wir müssen so manches tun - vor allem in der Zuwendung zu den Menschen." Er ergänzte, die Kirche freue sich "über jeden Menschen, der in der Kirche (wieder) Orientierung findet, dessen Kind katholisch getauft wird, der sich vor Gott das Ja-Wort gibt".


Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick empfahl der Kirche, missionarischer zu werden und um neue Mitglieder zu werben. Würzburgs Bischof Friedhelm Hofmann sagte, die Kirche müsse gerade in der aktuellen Umbruchszeit Menschen die Erfahrung von Glauben und Gemeinschaft bieten. Nach Ansicht des Passauer Bischofs Stefan Oster ist der abgeschwächte Abwärtstrend zwar erfreulich. Die anhaltend hohen Zahlen blieben jedoch ein Weckruf, "dass wir in unserer ersten Aufgabe der Evangelisierung nicht nachlassen dürfen".


Der Münsteraner Bischof Felix Genn sieht die Notwendigkeit, auf die Menschen zuzugehen und deutlich zu machen: "Wir sind keine Kirche der Ab- und Ausgrenzung." Der Limburger Bischof Georg Bätzing sieht als Folge der Zahlen, "den Weg der Transparenz und Neuausrichtung konsequent weiterzugehen". Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt lenkte den Blick auf Zuzügler, von denen die Kirche profitieren könne: "Der Zuzug von polnischen Katholiken in den Grenzbereich bereichert unsere Gemeinden."
 

Trotz des aus demografischen Gründen erwartbaren Mitgliederschwundes in der Evangelischen Kirche im Rheinland sieht Präses Manfred Rekowski weiterhin eine sehr gute "Auftragslage" der Kirche. "Deshalb wird sie auch in Zukunft in Verkündigung, Seelsorge und Diakonie bei den Menschen bleiben und kreativ angemessene Formen authentischen Kircheseins entwickeln."


Mit Blick auf die katholische Kirche betonte die Gruppe "Wir sind Kirche", dass es bei dem Verlust an Kirchenmitgliedern nicht nur um demografische Faktoren gehe. Um dagegen anzugehen, sei es "allerhöchste Zeit, neue Zugänge zu Menschen zu finden, die sich zwar mit der christlichen Botschaft identifizieren können und sich dafür auch einsetzen, aber kein Interesse mehr an überlebten kirchlichen Strukturen und Hierarchiedenken haben". Die Gruppe wandte sich auch gegen eine Zusammenlegung beziehungsweise Schließung von Pfarreien - dies habe zu "einer immer größeren Entheimatung" geführt.

 


Weitere KNA-Berichte vom selben Tag

Kirchen mit weniger Austritten und Rekord bei Steuereinnahmen
Bonn/Hannover (KNA) Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben 2016 weniger Mitglieder verloren als im Vorjahr und zugleich so viel an Kirchensteuern eingenommen wie nie zuvor.
162.093 Katholiken traten im Vorjahr aus der katholischen Kirche aus, das waren 19.832 Menschen und damit rund 11 Prozent weniger als 2015 (181.925), wie die Deutsche Bischofskonferenz am Freitag in Bonn mitteilte. Die Zahlen bleiben jedoch auf hohem Niveau. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) meldete am selben Tag in Hannover rund 190.000 Austritte, was einen Rückgang um 20.000 und damit rund 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (210.000) bedeutet.
Die Kirchen vermeldeten zudem, 2016 so viel Kirchensteuern erhalten zu haben wie noch nie, näm-lich insgesamt knapp 11,6 Milliarden Euro. Davon erhielt die katholische Kirche 6,146 und die evangelische 5,454 Milliarden. Im Vergleich zu 11,46 Milliarden Euro 2015 ist das insgesamt ein leichter Anstieg um rund 1,2 Prozent.
In der katholischen Kirche stiegen die Einnahmen aus der Kirchensteuer im Vergleich zu 2015 (6,09 Milliarden Euro) um 0,9 Prozent, in der evangelischen Kirche (2015: 5,365 Milliarden Euro) um 1,6 Prozent. Hauptgrund für den Anstieg ist die allgemeine Entwicklung der Löhne und Einkommen und damit auch der Lohn- und Einkommensteuer.
Die Mitgliederstatistik weist bundesweit rund 23,6 Millionen Katholiken aus, was 28,5 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. 2015 lag der Anteil bei 29 Prozent. Die Zahl der Protestanten ging von 2015 auf 2016 um knapp 350.000 zurück und lag bei rund 21,9 Millionen. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung sank damit von 27,2 auf 26,5 Prozent.
Damit gehören 55 Prozent der Menschen in Deutschland einer der beiden großen Kirchen an. Inklusive der orthodoxen Kirche sowie anderer kleinerer Kirchen und Gemeinschaften liegt der Anteil aller Christen an der Bevölkerung bei 58,3 Prozent.
Der Sekretär der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer, sagte mit Blick auf die Austrittszahlen, dass die Abkehr von der Kirche "eine Form der Distanzierung" sei. Es sei nötig, die Beweggründe zu verstehen und das Handeln der Kirche "danach kritisch zu überprüfen, um es da - wo notwendig - auch neu auszurichten".
Leicht gesunken ist die Zahl der Eintritte in die katholische Kirche: 2016 gingen 2.574 Menschen diesen Schritt, im Jahr davor 2.685. Leicht zurückgegangen ist auch der Gottesdienstbesuch - von 10,4 Prozent 2015 auf 10,2 Prozent: 2,4 Millionen Katholiken besuchen im Schnitt am Wochenende einen Gottesdienst.
Die Zahl der Taufen ist dagegen leicht gestiegen - um rund 2,5 Prozent von 167.226 auf 171.531. Es gab etwa 43.610 kirchliche Trauungen und damit 1,5 Prozent weniger als 2015 (44.298).
Die EKD bezeichnete das kirchliche Leben als "weitgehend stabil" und betonte, dass die Verbunden-heit der Mitglieder mit ihrer Kirche in den vergangenen Jahren gestiegen sei. Der leichte Rückgang der Mitgliederzahlen liege vor allem am demografischen Wandel: So starben demnach 2016 rund 340.000 Protestanten. Erstmals seit drei Jahren seien 2016 weniger Menschen aus der evangelischen Kirche ausgetreten als Mitglieder durch Taufe (180.000) oder Aufnahme (25.000) hinzugekommen seien.

Weniger Katholiken verlassen Kirche - Zahl auf hohem Niveau
Bonn (KNA) In Deutschland sind im vergangenen Jahr erneut weniger Katholiken aus der Kirche ausgetreten - die Zahl bleibt allerdings weiter auf hohem Niveau. 2016 kehrten 162.093 Katholiken ihrer Kirche den Rücken, das waren 19.832 Menschen und damit rund 11 Prozent weniger als im Jahr davor (181.925), wie die Deutsche Bischofskonferenz am Freitag in Bonn mitteilte. Der bisherige Negativrekord im Jahr 2014 lag bei 217.716 Austritten.
Bundesweit hatte die katholische Kirche 2016 rund 23,6 Millionen Mitglieder, was 28,5 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland entspricht. 2015 lag der Anteil bei 29 Prozent. Die Zahl der Protestanten ging von 2015 auf 2016 um knapp 350.000 zurück und lag bei rund 21,9 Millionen. Ihr An-teil an der Gesamtbevölkerung sank damit von 27,2, auf 26,5 Prozent.
Damit gehören 55 Prozent der Deutschen einer der beiden großen Kirchen an. Inklusive der orthodoxen Kirche und anderer kleinerer Kirchen und Gemeinschaften liegt der Anteil der Christen an der Bevölkerung bei 58,3 Prozent.
"Wir freuen uns, dass fast ein Drittel der Bevölkerung unseres Landes zur katholischen Kirche gehört", erklärte der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer. Er sagte mit Blick auf die Austrittszahlen, dass die Abkehr von der Kirche "eine Form der Distanzierung" sei. Sie zeige, "dass die Weitergabe des kirchlichen Glaubens nicht vollständig gelungen ist". Es sei nötig, die Beweggründe zu verstehen und das Handeln der Kirche "danach kritisch zu überprüfen, um es da - wo notwendig - auch neu auszurichten".
Leicht gesunken ist die Zahl der Eintritte in die katholische Kirche: 2016 gingen 2.574 Menschen die-sen Schritt, im Jahr davor 2.685. Mit 6.461 (2015: 6.474) blieb die Zahl der Wiederaufnahmen weit-gehend stabil. Leicht zurückgegangen ist auch der Gottesdienstbesuch - von 10,4 Prozent in 2015 auf 10,2 Prozent: 2,4 Millionen Katholiken besuchen im Schnitt am Wochenende einen Gottesdienst.
Die Zahl der Taufen ist dagegen leicht gestiegen - um rund 2,5 Prozent von 167.226 auf 171.531. Bei anderen Sakramenten verzeichnet die Bischofskonferenz einen leichten Rückgang. So gab es etwa 43.610 kirchliche Trauungen und damit 1,5 Prozent weniger als 2015 (44.298).
"Mit Blick auf die Zahlen spüren wir, dass - auch bedingt durch demografische Entwicklungen - die Zahlen der gespendeten Sakramente leicht rückläufig sind, bei der Taufe jedoch im zweiten Jahr in Folge ein Plus zu verzeichnen ist", betonte Langendörfer. Dies zeige den Wunsch, in der Kirche ver-ankert zu sein.
Wegen Strukturveränderungen in den 27 (Erz)Bistümern gab es 2016 weniger Pfarreien. Die Zahl sank von 10.817 im Jahr 2015 um rund 5 Prozent auf 10.280. In den Pfarreien arbeiteten 13.856 Priester - das waren 231 weniger als 2015 (14.087). Ihnen zur Seite standen 3.296 Diakone (2015: 3304). Hinzu kamen 3.200 Pastoralreferenten sowie 4.537 Gemeindereferenten.
Langendörfer würdigte den Einsatz von Frauen und Männern in der Kirche. Er nannte als Beispiel die Flüchtlingshilfe. Im vergangenen Jahr hätten dafür 127,7 Millionen Euro an Sondermitteln zur Verfügung gestanden. "Auch das ist eine Wirklichkeit von Kirche."
Mit Blick auf die jetzt vorgelegte Statistik resümierte er: "Wir werden weniger, aber wir verlieren nicht unsere Aufgabe und unsere Anliegen." Die Kirche werde gebraucht. "Ich wünsche mir, dass wir mit den heute vorgelegten Zahlen und Wirklichkeiten entschlossen umgehen, um an einer Kirche zu bauen, die menschendienlich ist und ihren Grundauftrag nicht vergisst. Daran werden wir uns messen lassen."

Leichter Mitgliederrückgang bei evangelischer Kirche
Hannover (KNA) Einen Rückgang der Kirchenmitgliederzahlen von 1,57 Prozent verbucht die Evan-gelische Kirche in Deutschland (EKD) für das vergangene Jahr. Wie aus der am Freitag in Hannover veröffentlichten Kirchenstatistik hervorgeht, gehörten zum Stichtag 31.12.2016 gut 21,9 Millionen Menschen einer der 20 Gliedkirchen der EKD an. Im Jahr davor waren es noch fast 22,3 Millionen.
Zurückzuführen sei der Rückgang vor allem auf den demografischen Wandel - 2016 seien rund 340.000 Mitglieder der evangelischen Kirche verstorben, hieß es. Die Zahl der Kirchenaustritte belief sich 2016 auf rund 190.000 und lag damit etwa zehn Prozent unter der Vorjahreszahl von 210.000. Im selben Zeitraum seien durch Taufe 180.000 und durch Aufnahme 25.000 Personen hinzugekommen.
Erneut stiegen die Kirchensteuereinnahmen, im Vergleich zu 2015 um 1,2 Prozent auf 5,454 Milliar-den Euro. Einige evangelische Landeskirchen erheben außerdem ein geringfügiges Kirchgeld von Gemeindemitgliedern, die nicht steuerpflichtig sind. Im ländlichen Raum werden vereinzelt Beiträge als Zuschlag zur Grundsteuer erhoben. Dieses Aufkommen betrug 2016 laut EKD bundesweit rund 30,2 Mio. Euro.
Während bei der katholischen Kirche wenige Bistümer eine leichte Steigerung der Mitgliederzahlen verbuchten, sanken die Zahlen bei allen 19 Territorialkirchen der EKD. Ein leichtes Plus von 32 Mitgliedern verzeichnet nur die Evangelisch-reformierte Kirche, deren jetzt 177.037 Mitglieder überwie-gend im Raum der Hannoverschen Landeskirche leben. Diese bleibt weiterhin die mitgliederstärkste (2,63 Millionen) Landeskirche, gefolgt von der rheinischen (2,58 Millionen), bayerischen (2,4 Millio-nen) und westfälischen (2,27 Millionen) Kirche. Knapp über die Grenze von zwei Millionen Mitgliedern kommen auch die Nordkirche und die Württembergische Landeskirche.
Die EKD hob in ihrer Mitteilung hervor, dass erstmals seit drei Jahren die Zahl der Kirchenaustritte geringer sei als der Zuwachs durch Taufe oder Aufnahme. Damit bestätige sich ein Ergebnis der jüngsten Kirchlichen Mitgliedschaftsuntersuchung (KMU) aus dem Jahr 2014, laut der die Verbun-denheit der Mitglieder mit ihrer Kirche im vergangenen Jahrzehnt gestiegen sei. Auf hohem Niveau stabil sei auch weiterhin das ehrenamtliche Engagement der Kirchenmitglieder. In der evangelischen Kirche seien 2016 neben rund 236.000 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern rund 1.114.000 Ehrenamtliche tätig gewesen.



Neuer Rekord bei Kirchensteuereinnahmen für das Jahr 2016
Berlin (KNA) Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben 2016 so viel Kirchensteuern erhalten wie noch nie. Trotz sinkender Mitgliederzahlen erreichten die Kirchensteuereinnahmen im Vorjahr mit knapp 11,6 Milliarden Euro ein neues Rekordhoch. Davon erhielt die katholische Kirche 6,146 Milli-arden und die evangelische 5,454 Milliarden. Im Vergleich zu den 11,461 Milliarden Euro 2015 ist das insgesamt ein leichter Anstieg um rund 1,2 Prozent.
In der katholischen Kirche stiegen die Einnahmen aus der Kirchensteuer im Vergleich zu 2015 (6,09 Milliarden Euro) um 0,9 Prozent, in der evangelischen Kirche (2015: 5,365 Milliarden Euro) um 1,6 Prozent. Die Zahlen der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sind auf den jeweiligen Internetseiten veröffentlicht.
Einige evangelische Landeskirchen erheben außerdem ein geringfügiges Kirchgeld von Gemeindemitgliedern, die nicht steuerpflichtig sind. Im ländlichen Raum werden vereinzelt Beiträge als Zuschlag zur Grundsteuer erhoben. Dieses Aufkommen betrug 2016 laut EKD bundesweit rund 30,2 Mio. Euro.
Hauptgrund für den Anstieg ist die allgemeine Entwicklung der Löhne und Einkommen in Deutschland und der damit verbundene Anstieg der Lohn- und Einkommensteuer. Kirchensteuerpflichtige Mitglieder von evangelischer oder katholischer Kirche zahlen je nach Bundesland acht beziehungs-weise neun Prozent ihrer Lohn- oder Einkommensteuersumme als Kirchensteuer.
In Deutschland ist die Kirchensteuer eine gesetzlich festgelegte Abgabe der Kirchenmitglieder. Sie wird über das staatliche Finanzamt eingezogen und an die Kirchen weitergegeben. Der Staat erhält dafür etwa drei Prozent des Steuereinkommens.

58,3 Prozent in Deutschland gehören einer christlichen Kirche an
Bonn/Hannover (KNA) Von den 82,8 Millionen in Deutschland lebenden Menschen gehören 58,3 Prozent einer christlichen Kirche an. Das geht aus den von der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Freitag veröffentlichten Daten hervor.
Bundesweit hatte die katholische Kirche 2016 demnach rund 23,6 Millionen Mitglieder, was 28,5 Pro-zent der Gesamtbevölkerung entspricht. Die EKD bezifferte die Zahl ihrer Mitglieder in den 20 Landeskirchen auf 21,9 Millionen, was einem Anteil von 26,5 Prozent entspricht.
Hinzu kommen 292.000 Mitglieder von evangelischen Freikirchen, 1,5 Millionen Orthodoxe sowie 559.000 Angehörige anderer christlicher Kirchen oder Gemeinschaften.
Sowohl bei Protestanten wie auch bei Katholiken blieb der Trend bei den Mitgliederzahlen 2016 rückläufig. Verantwortlich dafür sind demografische Faktoren - aber auch eine weiterhin merkliche Zahl von insgesamt rund 352.000 Austritten. Aus der katholischen Kirche traten 162.093 Menschen aus; rund 20.000 weniger als im Vorjahr. Die EKD meldet 190.000 Austritte; das bedeutet ebenfalls einen Rückgang von 20.000 gegenüber dem Vorjahr.

Bischofskonferenz bedauert Austritte und will weiter sparen
Bonn (KNA) Trotz neuer Rekordeinnahmen bei den Kirchensteuern wollen die katholischen Bischöfe nicht von ihrem Sparkurs abrücken. "Ohne Sparen wird es nicht gehen", sagte der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Jesuitenpater Hans Langendörfer, am Freitag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Wir rechnen mittelfristig mit sinkenden Kirchensteuereinnahmen. Entsprechend werden alle kirchlichen Haushalte auf ihre Zukunftsfähigkeit geprüft." Die Kirchen hatten zuvor neue Höchstwerte bei den Kirchensteuereinnahmen 2016 veröffentlicht - 6,146 Milliar-den Euro für die katholische Kirche und 5,454 Milliarden für die evangelische.
Zum Rückgang der Kirchenaustritte von fast 182.000 im Jahr 2015 auf rund 162.000 betonte Langendörfer, dies sei noch kein Grund zur Beruhigung. Man dürfe sich nicht auf die absoluten Zahlen fixieren, die immer noch hoch seien: "Dahinter steht das Entscheidende: Die Weitergabe des kirchlichen Glaubens ist uns bei jedem einzelnen Menschen, der sich entschlossen hat, auszutreten, nicht gelungen. Das tut uns natürlich weh."
Auf der anderen Seite sei es erfreulich, dass weiterhin "fast ein Drittel der Bevölkerung unserer Lan-des Teil der katholischen Kirche ist". Auch das erneute Plus bei den Taufen zeige, dass viele Menschen weiter gerne Teil der Gemeinschaft sein wollten: "Wir freuen uns über jeden Menschen, der in der Kirche (wieder) Orientierung findet, dessen Kind katholisch getauft wird, der sich vor Gott das Ja-Wort gibt."
Zugleich betonte der Sekretär der Bischofskonferenz, dass es auch wichtig sei, die Menschen zu erreichen, die sich von der Kirche abgewandt haben: "Wir müssen uns ständig prüfen: Wo liegen unsere Stärken, was sind unsere Schwächen in der Weitergabe des Glaubens?" An dieser Prüfung müssten sowohl Menschen beteiligt werden, die Teil der Kirche seien, als auch Menschen, die sich von ihr abgewandt hätten.
Langendörfer wies die Kritik zurück, dass es der deutschen Kirche zwar nicht an Geld und Strukturen fehle, sehr wohl aber an der Glaubenskraft. Dabei verwies er auf umfangreiche Hilfen für die Weltkirche, gerade in armen Ländern, und auf 127,7 Millionen Euro Sondermittel für die Flüchtlingshilfe im Jahr 2016. "Wir sind da, wo Menschen uns brauchen", ergänzte der Jesuit und verwies auf Notfall- und Telefonseelsorge: "Nächstenliebe und Zuwendung - beides sind Grundpfeiler christlichen Lebens."


Kirchensteuern sprudeln weiter - trotz vieler Austritte
Bistümer rechnen mittelfristig mit schlechteren Zeiten

Von Christoph Arens (KNA)
Bonn (KNA) Es scheint paradox: Seit Jahren melden die Kirchen in Deutschland hohe Austrittszah-len. Und doch sprudeln zu gleicher Zeit die Kirchensteuern und kennen nur eine Richtung - weiter nach oben.
Das zeigt sich auch in den am Freitag in Bonn und Hannover veröffentlichten Statistiken für 2016: Die katholische Kirche nahm 2016 die Rekordsumme von 6,146 Milliarden Euro an Kirchensteuern ein. Auch die Evangelische Kirche erzielte mit 5,454 Milliarden einen neuen Höchststand. Die Kir-chenaustritte gingen zwar deutlich zurück, verharrten aber mit 162.093 für die katholische und 190.000 für die evangelische Kirche auf hohem Niveau.
Doch wie lässt sich die scheinbar gegenläufige Entwicklung von Austritten und Finanzen erklären? Noch zu Beginn des Jahrtausends standen Diözesen wie Aachen oder Berlin vor einem finanziellen Kollaps. Heute sind die Haushalte in der Regel ausgeglichen.
Die steigenden Einnahmen sind vor allem auf die gut laufende Konjunktur zurückzuführen. Die Kir-chensteuer ist an die Lohn- und Einkommensteuer gekoppelt. Acht, beziehungsweise neun Prozent dieses Steueraufkommens müssen katholische und evangelische Christen an ihre jeweilige Kirche zahlen. Von der derzeit hohen Beschäftigungsquote und den relativ guten Einkommen profitieren nicht nur die Renten- und Krankenkassen, sondern auch die Kirchen; die Austritte machen sich da-gegen nur begrenzt bemerkbar.
Die Wirtschaftszahlen verheißen auch weiter gute Aussichten - und sorgen zumindest vorerst für Erleichterung bei den Kirchen. Denn schon seit Jahren werden sinkende Einnahmen prognostiziert und Sparkonzepte entwickelt. So richtig trauen die Verantwortlichen bei EKD und Bischofskonferenz, bei Landeskirchen und Bistümern dem Geldsegen nicht. Die derzeit sprudelnde Kirchensteuer ver-decke, was demnächst auf die Kirchen zukomme, warnt etwa der Essener katholische Generalvikar Klaus Pfeffer und mahnt unverminderte Sparanstrengungen an.
Mehrere Entwicklungen könnten dazu beitragen, dass die fetten Jahre zu Ende gehen: Dass auf ei-nen Aufschwung der nächste Abschwung folgt, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Außerdem wird sich der demografische Wandel verstärkt bemerkbar machen. Weniger Taufen, mehr Beerdi-gungen: Schon heute verlieren die Kirchen auf beiden Seiten der Alterspyramide an Mitgliedern. Wenn in zehn Jahren die Babyboomer in den Ruhestand gehen, wird die Geldquelle weit spärlicher fließen, denn Rentner zahlen weniger Kirchensteuer. Und unter den Babyboomern sind besonders viele Kirchenmitglieder.
Viele Bistümer und Landeskirchen haben trotz wachsender Einnahmen schon in den vergangenen Jahren den Rotstift eingesetzt. Höhere Personalkosten, wachsende Lasten für Pensionsrückstellun-gen und weitere Kostensteigerungen sorgten schon jetzt dafür, dass die Ausgaben konsolidiert wer-den müssten, hieß es von Hamburg bis München. Kritiker merkten aber auch an, dass es weiterhin einige Bistümer gebe, in deren Verwaltungsapparat von Sparbemühungen noch wenig zu sehen sei.
Finanzexperten erwarten eine Trendumkehr spätestens im nächsten Jahrzehnt. Das Bistum Münster, nach Mitgliedern das drittgrößte im Land, rechnet innerhalb der nächsten 20 Jahre mit einem Kir-chensteuerrückgang von mehr als 30 Prozent. In 15 Jahren erwartet das Erzbistum Köln nach den aktuellen Prognosen "nur" noch rund 490 Millionen Euro Kirchensteuern. Unter günstigen Vorausset-zungen könnten es immerhin noch 572 Millionen Euro sein. 2015 waren es 627,6 Millionen, die Zah-len für 2016 dürften noch höher sein.
Das unerwartet anhaltende Hoch bei den Kirchensteuern soll einen sanfteren Schrumpfungsprozess ermöglichen. Die verbleibende Zeit solle genutzt werden, den "Einsatz von Ressourcen in allen Be-reichen zu überprüfen und insbesondere auch Aufgabenstellungen kritisch zu hinterfragen", hieß es etwa im Finanzbericht des Bistums Münster.
Diskutiert wird dabei auch, wie sich die Bedeutung des Glaubens in der Gesellschaft erhöhen lässt. Papst Benedikt XVI., aber auch Papst Franziskus hatten in der Vergangenheit kritisiert, dass die Kir-che in Deutschland zwar über einen gut ausgestatteten Apparat verfüge, jedoch an Strahlkraft ver-missen lasse.
Hinweis: Fotos finden Sie in der KNA-Bild-Datenbank auf www.kna-bild.de oder direkt mit folgendem Link: http://kna-bild.de/paket/170720-89-00056

Überraschende Zahlen - Kirchenstatistik mit Licht und Schatten
Katholiken und Protestanten veröffentlichen ihre Daten für 2016

Von Joachim Heinz (KNA)
Bonn/Hannover (KNA) Einmal im Jahr legen die katholische Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ihre Statistiken vor. Die Zahlen sollen über das kirchliche Leben in den 27 katholischen Bistümern und den 20 evangelischen Landeskirchen informieren. Und werden alle Jahre wieder mit Spannung erwartet. Denn sie geben unter anderem Aufschluss dar-über, wie vital das Christentum in Deutschland ist - und welche gesellschaftliche Relevanz es besitzt.
Die am Freitag veröffentlichten Eckdaten für das Jahr 2016 zeigen zunächst einmal, dass weiterhin deutlich mehr als die Hälfte der 82,8 Millionen Einwohner Deutschlands einer der beiden großen Kir-chen angehören - insgesamt 55 Prozent. Hinzu kommen weitere 3,3 Prozent aus orthodoxen sowie anderen kleineren christlichen Kirchen und Gemeinschaften.
Die Katholiken lagen mit 23,58 Millionen Mitgliedern (28,5 Prozent) vor den Protestanten mit 21,92 Millionen (26,5 Prozent). In beiden Fällen gingen die Zahlen wie in den Vorjahren zurück. Gründe sind demografische Faktoren und eine weiterhin hohe Zahl von Menschen, die ihrer Kirche den Rü-cken kehren.
Die katholische Kirche verzeichnete 2016 exakt 162.093, die evangelische Kirche 190.000 Austritte. Dagegen stehen bei der katholischen Kirche 9.048 Eintritte beziehungsweise Wiederaufnahmen. Wobei hinzuzufügen ist, dass die Zeit der Negativrekorde bei den Austritten - bedingt etwa durch das Bekanntwerden des Missbrauchsskandals - vorerst vorbei zu sein scheint.
Die EKD hob hervor, dass 2016 erstmals seit drei Jahren weniger Menschen aus der evangelischen Kirche austraten als Mitglieder im selben Zeitraum durch Taufe (180.000) oder Aufnahme (25.000) hinzukamen. Bei näherem Hinsehen offenbaren sich weitere überraschende Auffälligkeiten.
So sank die Zahl der katholischen und evangelischen Christen in Bayern erstmals unter die Marke von neun Millionen. Den höchsten Mitgliederzuwachs - absolut und auch prozentual - hatte bei den katholischen Bistümern das Erzbistum Berlin: Es meldet 2.737 Mitglieder mehr als 2015 und damit ein Plus von 0,66 Prozent. Dicht darauf folgt das Erzbistum Hamburg mit einem Plus von 2.565 Mit-gliedern oder 0,63 Prozent.
Das zarte Pflänzchen Wachstum, es scheint erstaunlicherweise in einigen Gegenden des als ent-kirchlicht geltenden Ostens zu blühen. Das mit 29.277 Katholiken kleinste Bistum Görlitz etwa ver-zeichnete 2016 wie auch im Vorjahr einen Zuwachs, diesmal um 482 Katholiken. In einer anderen Kategorie ist Görlitz sogar Spitzenreiter. Im vergangenen Jahr kamen durchschnittlich 19,3 Prozent seiner Katholiken zur Sonntagsmesse - das bundesweite Mittel liegt bei 10,2 Prozent, 2015 waren es 10.4 Prozent.
In Berlin wie auch in Görlitz wird als ein Grund für den Positivtrend der Zuzug aus dem benachbarten Polen angegeben. Ungeachtet aller Sonderbewegungen bleibt zwischen Flensburg und Passau die Gemeindedichte trotz Mitgliederschwunds, Strukturreformen und Priestermangels beeindruckend. Katholischerseits sind es 10.280 Gemeinden, die EKD kommt sogar auf 14.055.
Bemerkenswert ist der Blick auf die Finanzen. Trotz des rückläufigen Trends bei den Mitgliederzah-len verzeichnen Katholiken und Protestanten mit 6,1 beziehungsweise 5,5 Milliarden Euro abermals neue Rekordergebnisse bei den staatlich eingezogenen Kirchenbeiträgen. Das hängt mit der guten konjunkturellen Lage zusammen. Sie sorgt unter anderem dafür, dass aus manch einem von der Kirchensteuer befreiten Arbeitslosen wieder ein regelmäßiger Beitragszahler wird.
Der anhaltende Geldsegen löst indes nicht die fundamentalen Probleme. Es bleibt die bohrende Fra-ge, wie sich Menschen für die christliche Botschaft gewinnen lassen - und warum sich so viele von den Kirchen abwenden. "Hinter jeder Zahl steckt eine Biografie", sagt dazu der Sekretär der Deut-schen Bischofskonferenz, Jesuitenpater Hans Langendörfer.

Langendörfer: Austritte tun weh - Zuwendung zu Menschen gefragt
Bischofskonferenz über Konsequenzen aus neuer Kirchenstatistik

Von Gottfried Bohl (KNA)
Bonn (KNA) Weniger Austritte, mehr Taufen, mehr Kirchensteuern. Drei Entwicklungen unter vielen aus der neuen Kirchenstatistik für 2016, die die katholische Kirche in Deutschland jetzt veröffentlicht hat. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag in Bonn spricht der Sekre-tär der Deutschen Bischofskonferenz, Jesuitenpater Hans Langendörfer, über Hintergründe und Konsequenzen:
KNA: Pater Langendörfer, die Bischofskonferenz hat neue Zahlen für 2016 vorgelegt - was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Erkenntnisse daraus?
Langendörfer: Zunächst einmal freuen wir uns, dass fast ein Drittel der Bevölkerung unserer Landes Teil der katholischen Kirche ist. Bei den Zahlen der Taufen können wir - unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklungen - im zweiten Jahr in Folge ein Plus verzeichnen. Das freut uns sehr und zeigt: Die Menschen haben Interesse, Teil der Gemeinschaft in der katholischen Kirche zu sein.
KNA: Unter anderem zeigen die Zahlen einen Rückgang bei den Kirchenaustritten. Ist das ein Grund zur Beruhigung? Was tun Sie gegen die Kirchenaustritte, die ja weiterhin auf einem hohen Niveau liegen?
Langendörfer: Die Zahl der Austritte ist zwar erneut leicht rückläufig. Doch sollte man sich nicht auf die absoluten Zahlen fixieren. Dahinter steht das Entscheidende: Die Weitergabe des kirchlichen Glaubens ist uns bei jedem einzelnen Menschen, der sich entschlossen hat, auszutreten, nicht ge-lungen. Das tut uns natürlich weh. Wir müssen so manches tun - vor allem in der Zuwendung zu den Menschen. Papst Franziskus ist uns ein gutes Beispiel.
KNA: Trotz der Einnahmerekorde bei den Kirchensteuern wird gespart, sollen Zuschüsse gestrichen werden, etwa für Pax Christi oder die Auslandsseelsorge. Auch in vielen Bistümern herrscht weiter ein Sparkurs. Wie passt das zusammen?
Langendörfer: Wir rechnen mittelfristig mit sinkenden Kirchensteuereinnahmen. Entsprechend wer-den alle kirchlichen Haushalte auf ihre Zukunftsfähigkeit geprüft. Ohne Sparen wird es nicht gehen.
KNA: In dem Bericht stecken noch viele andere Zahlen: Über welche freuen Sie sich besonders, über welche ärgern Sie sich?
Langendörfer: Wir freuen uns über jeden Menschen, der in der Kirche (wieder) Orientierung findet, dessen Kind katholisch getauft wird, der sich vor Gott das Ja-Wort gibt. Viele Menschen haben sich im vergangenen Jahr von der Kirche abgewandt. Ich hoffe, dass wir die richtigen Wege finden, sie zu erreichen.
KNA: Welche Konsequenzen muss es geben aus diesen Zahlen?
Langendörfer: Wir müssen uns ständig prüfen: Wo liegen unsere Stärken, was sind unsere Schwä-chen in der Weitergabe des Glaubens? Das können wir am besten gemeinsam mit den Menschen, die Teil der Kirche sind. Und wir müssen dazu auch in Kontakt bleiben mit den Menschen, die sich von ihr abgewandt haben. Papst Franziskus ist uns ein gutes Vorbild.
KNA: Oft wird beklagt, die deutsche Kirche sei zwar reich und unterhalte viele Strukturen, doch mit der Glaubenskraft und der missionarischen Arbeit sei es nicht weit her. Stimmt das?
Langendörfer: Wir sind Teil der Weltkirche und unterstützen die Länder, die über weniger finanzielle Mittel verfügen. Allein in 2016 haben wir mit 127,7 Millionen Euro Sondermitteln die Flüchtlingshilfe in Deutschland und in den Herkunftsländern unterstützt. Wir sind da, wo Menschen uns brauchen. Die Notfallseelsorge beispielsweise ist da, wo Menschen Halt, Hilfe, eine Umarmung, tröstende Worte, Unterstützung und Begleitung brauchen. Die Telefonseelsorge ist immer erreichbar. Dies sind nur zwei Beispiele. Nächstenliebe und Zuwendung - beides sind Grundpfeiler christlichen Lebens.

 

Zuletzt geändert am 27­.07.2017