Presse-Mitteilung                                     Bonn, Hannover, Berlin, 21.7.2003

 

IKvu und "Wir sind Kirche" rufen zur Solidarität mit Professor Hasenhüttl auf Evangelische Gemeinde: "Gottesdienste waren tiefgehende Erfahrung"
 

Bonn, Hannover, Berlin, 21.7.2003. Der gemeinsame Arbeitskreis Ökumene der "Initiative Kirche von unten" (IKvu) und der KirchenVolksBewegung "Wir sind Kirche" sowie die Evangelische Kirchengemeinde Prenzlauer Berg Nord (Berlin) haben die Suspendierung des katholischen Theologen Prof. DDr. Gotthold Hasenhüttl scharf kritisiert und rufen zur Solidarität mit ihm auf (www.ikvu.de/oekt/solidaritaet-professor-hasenhuettl.html bzw. www.wir-sind-kirche.de/oekt).

 

Die Strafe für Hasenhüttls Mitwirken an einer ökumenischen Abendmahlsfeier ist umso unverständlicher, da es sich nicht um eine Interzelebration gehandelt hat. Die Gottesdienste in der Gethsemane-Kirche mit gegenseitiger Gastfreundschaft bei Eucharistie und Abendmahl haben vielmehr deutlich gemacht, was heute in der Ökumene theologisch möglich und pastoral geboten ist.

 

Das kirchenrechtlich fragwürdige, weder theologisch noch pastoral angemessene Vorgehen des Trierer Bischofs Dr. Reinhard Marx fügt nach Ansicht der Reformgruppen und der Gemeinde dem Ansehen der katholischen Kirche schweren Schaden zu. Während des Kirchentages hatte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Lehmann die ökumenischen Mahlgottesdienste nur als „Verletzung der kirchlichen Bestimmungen an der unteren Grenze“ bezeichnet.

 

Nachdem sich die römisch-katholische Kirche in der auf dem Ökumenischen Kirchentag feierlich unterzeichneten Charta Oecumenica verpflichtet hat, dem Ziel der eucharistischen Gemeinschaft entgegen zu gehen, stellt es auch einen schweren Affront gegen die Ökumene und gegen die evangelische Kirche dar, dass Bischof Marx die bei einem Gottesdienst während des Kirchentag durch Hasenhüttl ausgesprochen Einladung evangelischer Christen und Christinnen zur katholischen Eucharistie als „verbotene Gottesdienstgemeinschaft“ bestraft.

 

"Wir verwahren uns ausdrücklich gegen Vorwürfe, das Feiern der beiden ökumenischen Mahlgottesdienste in der Gethsemane-Kirche hätten der Ökumene geschadet", so Gemeindepfarrer Christian Zeiske, " Nicht die Gottesdienste sondern die völlig überzogenen Reaktionen instrumentalisieren die Eucharistie und schaden der Ökumene. Durch das Handeln der katholischen Bischöfe wird uns Evangelischen das Christ-Sein abgesprochen. ChristInnen in konfessionsverbindenden Ehen werden mit ihren Problemen alleingelassen."

 

"Sowohl unsere Gemeinde, als auch die Gäste beim Kirchentag, haben die beiden ökumenischen Gottesdienste als tiefgehende Erfahrung schätzen gelernt, die wir nicht missen möchten", so Dieter Wendland, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates Prenzlauer Berg-Nord, "warum die katholische Kirche nicht einmal zu Eucharistischer Gastfreundschaft bereit ist, sondern sie mit gravierenden Sanktionen gegen Professor Hasenhüttl und den Priester Bernhard Kroll belegt, ist uns unbegreiflich". Erst vor kurzem hatten die drei renommierten Ökumene-Instituten Tübingen, Straßburg und Bensheim die gegenseitige Gastfreundschaft bei Eucharistie und Abendmahl theologisch begründet.

 

Heftige Kritik üben die Reformgruppen auch an den Bedingungen für eine Rehabilitierung des Dogmatik-Professors Hasenhüttls, dem neben der Suspendierung vom Priesteramt auch die kirchliche Lehrbefugnis entzogen worden ist: "Die Gleichschaltungsversuche des Trierer Bischofs Reinhard Marx sind ein Verrat an der Sache Jesu", so Carl-Peter Klusmann, Sprecher des Arbeitskreises Ökumene, "wir begrüßen, dass Gotthold Hasenhüttl das Ansinnen des Bischofs, blinden Gehorsam zu leisten, zurückweist. Damit ermutigt er alle ChristInnen zum aufrechten Gang in der Kirche".

 

Nach der Maßregelung des Eichstätter Pfarrers Kroll (http://www.ikvu.de/oekt/solidaritaet-pfarrer-kroll.html) wegen seiner Teilnahme am Abendmahl werde ein weiterer Sündenbock dafür gesucht, dass die offiziellen Abgrenzungsversuche gegenüber nicht-katholischen ChristInnen im Kirchenvolk nur noch Kopfschütteln hervorrufen. Wenn der Arm der Hierarchie Kirchensteuer zahlende Gemeindemitglieder nicht mehr erreiche, solle offensichtlich ein Exempel an Klerikern statuiert werden, die sich einer Disziplinierung nicht ohne weiteres entziehen können.

 

Weitere Informationen:

 

Gemeinsamer Arbeitskreis Ökumene von IKvu und "Wir sind Kirche"
c/o Carl-Peter Klusmann, Dudenstraße 9, 44137 Dortmund
Tel.: +49 231 147303, Mail: klusmann@ikvu.de

Ökumenisches Netzwerk "Initiative Kirche von unten" (IKvu)
c/o Thomas Wystrach, Heerstraße 205, 53111 Bonn
Tel.: 0174-9670256, Mail: wystrach@ikvu.de
Internet: www.ikvu.de

KirchenVolksBewegung "Wir sind Kirche"
c/o Christian Weisner, Hildesheimer Straße 103, 30173 Hannover
Tel.: 0511-800010, Mail: presse@wir-sind-kirche.de
Internet: www.wir-sind-kirche.de

Ev. Kirchengemeinde Prenzlauer Berg-Nord
c/o  Dieter Wendland, Lychener Str. 41, 10437 Berlin
(Vorsitzender des Gemeinde-Kirchenrates)
Tel.: 030-4454563 oder 030-4483883, Mail: diewend@snafu.de

 

Ev. Kirchengemeinde Prenzlauer Berg-Nord
c/o Pfarrer Ernst-Christian Zeiske, Gethsemanestraße 9, 10437 Berlin
Tel.: 030–4457745 oder 030-6943180, Mail: gethsemanekirche@gmx.de