25. - 27. Oktober 2013 in Kassel

33. öffentliche Bundesversammlung „Theologie und Naturwissenschaft: Alter Hut oder neue Feindschaft?“

Die 33. Wir sind Kirche-Bundesversammlung in Kassel mit über 80 Teilnehmenden aus den deutschen Diözesen und aus Österreich hatte das Schwerpunktthema: „Theologie und Naturwissenschaft: Alter Hut oder neue Feindschaft?“, war aber auch vom Skandal im Bistum Limburg und den weitreichenden Auswirkungen für die ganze Kirche geprägt.

Am Freitagabend begann die Bundesversammlung mit der Vorstellung der gastgebenden Gemeinde St. Familia und der seit drei Jahren bestehende Gruppe "Bewegte Kirche Kassel", der Wir sind Kirche-Gruppe vor Ort. Anschließend führte der Physiker Wilhelm Gatzen, selber seit langem bei Wir sind Kirche engagiert, in das Schwerpunktthema eingeführt.

Am Samstagvormittag hielt Prof'in Dr. Johanna Rahner (bisher Institut für Katholische Theologie der Universität Kassel, demnächst Eberhard Karls Universität Tübingen) das hochspannende Hauptreferat „Theologie und Naturwissenschaft: Alter Hut oder neue Feindschaft?“. Entschieden wies die Theologin den Anspruch der Naturwissenschaften zurück, sie könnten die Welt und den Menschen erschöpfend erklären, und die Vorstellung, Freiheit sei nur eine Illusion. Dem stellte sie die jüdisch-christliche Botschaft entgegen: Der freie Gott schafft den freien Menschen als sein Ebenbild. Die Erziehung sowie das gesellschaftliche Zusammenleben gehen davon aus, dass der Mensch sich entscheiden kann und für sein Handeln verantwortlich ist. Gerade im Bereich der Ethik wird die Theologie und ihr Maßstab der unantastbaren Würde jedes Menschen unverzichtbar bleiben.
> Vortrag von Prof'in Dr. Johanna Rahner bestellen oder downloaden


Zur Situation im Bistum Limburg

Die aktuelle Situation im Bistum Limburg und die Auswirkungen für die gesamte Kirche sind in einer nachträlich in die Tagesordnung aufgenommenen offenen Aussprache am Freitagabend sowie am Samstagnachmittag zur Sprache gekommen.
Dazu wurde folgender Beschluss gefasst:
Die Affäre um Bischof Tebartz-van Elst muss nach Ansicht der 33. Bundesversammlung der KirchenVolkBewegung Wir sind Kirche vom 25. bis 27. Oktober 2013 in Kassel der Beginn eines heilsamen Prozesses in der deutschen Kirche und darüber hinaus sein.
  • Bischofsprofil und Bischofsbestellung
    Das gemeinsame Priestertum aller Getauften erfordert eine breite Mitwirkung des gesamten Volkes Gottes bei der Kandidatenfindung und der Wahl ihres Bischofs. Der altkirchliche Grundsatz von Papst Leo I. (5. Jahrhundert) muss wieder Beachtung finden: „Wer allen vorstehen soll, soll von allen gewählt werden.“
  • Transparenz und effektive Kontrolle aller Kirchenfinanzen
    Bei der Verwaltung der bischöflichen und diözesanen Gelder und Besitzungen müssen heute gültige demokratische Rechtsgrundsätze angewendet werden. Die Bischöfe sind nicht absolutistische Fürsten, sondern die Diener der Menschen in den Diözesen.
  • Dialogprozess mit konkreten Ergebnissen
    Die Bischöfe sollten nicht den Versuch unternehmen, die erneute schwere Vertrauenskrise auszusitzen wie im Fall der sexualisierten Gewalt. Der laufende Gesprächsprozess muss zu einem wirklichen Dialogprozess mit konkreten Ergebnissen werden, wie er vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Erzbischof Zollitzsch ursprünglich gedacht war. Nur so kann er Früchte bringen.

Neuwahl des Bundesteams

Am Samstag wurde nach dem Bericht über die Arbeit der deutschen und der internationalen KirchenVolksBewegung in den letzten zwei Jahre ein neues Bundesteam für die nächsten beiden Jahre gewählt. Im Anschluss daran wurden mit Anträgen und Beschlüssen die Weichen für die weitere Arbeit gestellt und berichteten unsere Diözesan- und Themengruppen über ihre aktuelle Arbeit.

In das paritätisch besetzte sechsköpfige Bundesteam wurden für zwei Jahre wiedergewählt: Sigrid Grabmeier (Deggendorf, Bistum Regensburg), Magnus Lux, (Schonungen, Bistum Würzburg), Gisela Münster (München, Erzbistum München und Freising) und Christian Weisner (Dachau/München, Erzdiözese München und Freising). Neu gewählt wurden Susanne Ludewig (48 Jahre, Dipl.-Romanistin, Kassel, Bistum Fulda) und Johannes Brinkmann (54 Jahre, Dipl-Sozialpädagoge, Essen, Bistum Essen).



Das am 26. Oktober 2013 in Kassel gewählte Bundesteam: Magnus Lux, Christian Weisner, Johannes Brinkmann, Gisela Münster, Susanne Ludewig und Sigrid Grabmeier (v.l.n.r.)

Die Bundesversammlung dankte Georg Kohl (Bad Homberg, Bistum Limburg), der dem neuen Bundesteam nicht mehr angehört, für seine bisherige Arbeit im Bundesteam. Ute Heberer (Rheinstetten, Erzbistum Freiburg) hatte nicht mehr kandidiert, da sie demnächst Kassiererin des Vereins Wir sind Kirche e.V. werden soll; auch ihr wurde für ihre bisherige Arbeit im Bundesteam gedankt.

Zum Abschluss feierten die Teilnehmenden den Gottesdienst der gastgebenden Gemeinde St. Familia mit. Die Predigt zu den Texten des Lesejahres hielt Sigrid Grabmeier vom Wir sind Kirche-Bundesteam. Anschließend nutzten einige der Teilnehmenden noch die Gelegenheit, gemeinsam den „Bergpark Wilhelmshöhe“ zu besuchen, der seit kurzem Weltkulturerbe ist.

Die nächste Bundesversammlung mit Prof. Dr. Johannes Brosseder zum Thema „Ökumene“ wird vom 21. bis 23. März 2014 in Regensburg stattfinden, der gastgebenden Stadt des Katholikentags 2014.

> Einladung, Tagesordnungsvorschlag und Anmeldeformular (PDF)

> Pressemitteilung zum Ende der 33. Bundesversammlung in Kassel


Presse-Echo

> Fall Limburg befördert neue Debatte über Staatsleistungen
KNA 28.10.201


> «Wir sind Kirche» fordert bessere Kontrolle der Kirchenfinanzen
Wormser Zeitung 27.10.2013


> Papst und Bischofs-Debatte: «Wir sind Kirche» spürt Rückenwind
Rhein-Zeitung 26.10.2013


> Sie wollen zugewandte Hirten
Deutschlandradio Kultur 26.10.2013


> «Wir sind Kirche» spürt Rückenwind durch Papst und Bischofs-Debatte
Focus, Wiesbadener Tagblatt u.a. 26.10.2013


> „Wir brauchen ein neues Bischofsbild“
Hess. Nieders- Allgemeine 26.10.2013


> Erneuerung der Kirche: Eine "Herkulesaufgabe"
heute.de 25.10.2013


> Laien-Initiative "Wir sind Kirche" tagt in Kassel
HR hessenschau 25.10.2013


Zuletzt geändert am 04­.12.2013