Papstinterview des Senders CBS

„Nein“ des Papstes zum sakramentalen Frauendiakonat ist ein Schlag ins Gesicht berufener Frauen

Wir sind Kirche zum Papstinterview des Senders CBS vom 20.05.2024

Pressemitteilung, Rom, München, Mainz, 24. Mai 2024

In dem Exklusivinterview der Journalistin Norah O´Donell antwortete Papst Franziskus auf die Frage, ob ein kleines katholisches Mädchen zukünftig die Möglichkeit habe, Diakonin zu werden, mit einem klaren  „Nein“.

Neben der völligen Missachtung der Gleichberechtigung der Frauen und der wiederholten Diskriminierung von berufenen Frauen, wirft diese Aussage weitere Fragen auf:
1. Greift der Papst damit jetzt eigenmächtig in den synodalen Prozess ein?
2. Ist dies ein Hinweis darauf, dass die Frauenfrage aus den Papieren für die Weltsynode gestrichen wurde? Das wäre Unrecht und würde den synodalen Prozess ad absurdum führen.
3. Soll die Weihe -auch die von Männern- womöglich grundsätzlich abgeschafft werden?
4. Die weitere Aussage des Papstes, Frauen erledigten ja sowieso die diakonale Arbeit, warum sie dann noch geweiht werden sollten, klingt nicht nur in Frauenohren wie Hohn. Frauen arbeiten seit Jahrtausenden für Gotteslohn, häufig ohne Anerkennung und ohne Stärkung durch die Heilige Geistkraft (Weihe). Solange dies besteht, ist und bleibt es Unrecht.
5. Ignoriert der Papst damit auch die historischen Erkenntnisse, dass es in der frühen Kirche Diakoninnen gegeben hat, die nach demselben Ritus geweiht wurden wie die männlichen Diakone?"

Die dienende, alles hinnehmende Maria, das scheint das weder reflektierte noch historische Frauenbild des Papstes zu sein: ein Bild, das nicht in unsere Gegenwart passt, unser Grundgesetz und die Menschenrechte außer Acht lässt. Ein Bild, das nicht zu realen Frauen passt.

Die Forderung nach dem Diakonat der Frau, als Zwischenschritt zu einer vollkommenen Gleichberechtigung, wird inzwischen weltweit erhoben.

Glaube muss in die jeweilige Zeit passen und der Ruf danach, auch Frauen zum Diakonat (und schließlich auch zum Priesteramt!) zuzulassen, wurde in Deutschland schon bei der Würzburger Synode 1975 erhoben, und vielfach wiederholt, z.B.  beim internationalen Kongress in Stuttgart 1997 oder beim Synodalen Weg.

Inzwischen haben sich in Deutschland über 30 Frauen vom Netzwerk Diakonat der Frau zur Diakonin ausbilden lassen. Worauf sollen diese Frauen noch hoffen?

Wie geht es dem kleinen Mädchen aus dem Interview mit dem „Nein“? Vermutlich wird sie diese misogyne römisch-katholische Kirche verlassen, wie es schon viele Frauen getan haben. Welche Möglichkeit bleibt uns Frauen außer dem Austritt sonst, ein Austritt aus einem diskriminierenden System, nicht aus der Gemeinschaft der Glaubenden?

Mit Unterstützung unserer Bischöfe könnte in Rom eine Sondergenehmigung zur Diakonninnenweihe gestellt werden. Dieses Indult würde, wenn es nicht angenommen wird, die römisch-katholische, ängstliche Frauenfeindlichkeit, noch einmal vor der Welt offenlegen. Ist das im Sinn der biblischen Botschaft Jesu Christi, der die Gleichberechtigung gelebt hat? Die Diakonie/Caritas gehört als ein Grundprinzip von Kirche überhaupt in jedes Amt, das sich der Nachfolge Jesu Christ verpflichtet, und muss allen christlichen Menschen offen sein.  Eine weitere Nichtbeachtung dieser Tatsache käme einem Frevel an all den Menschen gleich, die sich seit Jahrzehnten für Gleichberechtigung einsetzen und diakonisch, vielfach ehrenamtlich, arbeiten. Sie wäre nicht christlich.

Pressekontakt Wir sind Kirche

Angelika Fromm, Aktion "Lila Stola", Tel+Fax: 06131-22 24 86 mariafromm@googlemail.com
Lioba Hochstrat, Bundesteam, Tel: 0174 756 04 81, E-Mail: hochstrat@wir-sind-kirche.de

 

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Zuletzt geändert am 17­.06.2024