„Instrumentum laboris“ für Weltsynode

„Synodalität muss und wird zu konkreten Entscheidungen führen“

> english translation

Erste Einschätzung des heute veröffentlichten „Instrumentum laboris“ für die Weltsynode 2024

  • Forderungen nach Transparenz und Rechenschaftspflicht
  • Dynamik der sogenannten „Frauenfrage“

Eine deutsche DEEPL-Übersetzung des italienischen "Instrumentum laboris" kann bei Wir sind Kirche angefordert werden.
Am 14. Juli 2024 veröffentlichte die Deutsche Bischofskonferenz eine
offizielle Übersetzung.
       neu Dr. theol. Regina Heyder zur Übersetzung des Instrumentum laboris ins Deutsche
       https://www.facebook.com/story.php?story_fbid=1638960886882660&id=100023062927875&mibextid=WC7FNe&rdid=Xw8U5ilIkNjY8nJ1

Pressemitteilung Rom, München, 9. Juli 2024      

> andere Stimmen zum „Instrumentum laboris“

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche sieht das heute veröffentlichte Arbeitspapier „Instrumentum laboris“ für die zweite Synodalversammlung im Oktober 2024 als realistisches und spannungsreiches „work-in-progress“-Papier. Der von Papst Franziskus im Jahr 2021 gestartete weltweite Synodale Prozess ist und bleibt ein spannungsreicher Lernprozess. In allen Teilen der Welt ist dieser zirkulative Prozess auf viel Zustimmung gestoßen und hat große Erwartungen geweckt. Sehr deutlich werden jetzt aber auch die systembedingten Schwierigkeiten, die die seit dem Ersten Vatikanischen Konzil monarchisch, absolutistisch und zentralistisch verfasste römisch-katholische Weltkirche hat: nämlich zu einer Gemeinschaft des Volkes Gottes aller Getauften zu werden, die ihren Aufgaben in der heutigen Welt entsprechend den jeweils „verschiedenen Kontexten“ (siehe Einleitung und weitere 42 Mal im Text) gerecht werden kann.

Forderungen nach Transparenz und Rechenschaftspflicht

Wir sind Kirche begrüßt die ausführlichen Aussagen bezüglich Transparenz und Rechenschaftspflicht (17 Mal im Text), die für die Kultur und Praxis einer synodalen Kirche als wichtig betrachtet werden. Auch der Klerikalismus wird deutlich kritisiert. Begründet wird dies als notwendige Antwort auf den Glaubwürdigkeitsverlust, der aufgrund von Finanzskandalen und insbesondere sexuellem und anderem Missbrauch von Minderjährigen und schutzbedürftigen Menschen entstanden ist. Dies erfolgt allerdings erst unter Punkt 75. Nicht zu vergessen: Für den Synodalen Weg in Deutschland hat der sexuelle und geistliche Missbrauch den entscheidenden Anstoß gegeben.

Wenn es im „Instrumentum laboris“ heißt, den Ortskirchen und ihren Zusammenschlüssen, also den Bischofskonferenzen, solle es obliegen, „wirksame Formen und Verfahren der Transparenz und der Rechenschaftspflicht zu entwickeln, die der Vielfalt der Kontexte angemessen sind, ausgehend von dem zivilen Regelungsrahmen“, so sollte der Vatikan endlich seinen Widerstand gegen den Synodalen Weg in Deutschland aufgeben. 

Aber auch auf Weltebene wird entscheidend sein, wie weit die jetzige Kirchenhierarchie bereit sein wird, nicht nur in der Entscheidungsvorbereitung (decision making), sondern auch in der finalen Entscheidung (decision taking) das Volk Gottes repräsentativ zu beteiligen.

Zu begrüßen sind Vorschläge im „Instrumentum laboris“ wie z.B.: 

  • dass sich nicht alle Kirchen in jeder Frage notwendigerweise im gleichen Tempo bewegen müssen. Im Gegenteil, unterschiedliche Rhythmen können als Ausdruck legitimer Vielfalt und als Gelegenheit zum Austausch von Gaben und zur gegenseitigen Bereicherung gewertet werden. (95)
  • dass die Bischofskonferenzen als kirchliche Subjekte anzuerkennen seien, die mit lehrmäßiger Autorität ausgestattet sind, die soziokulturelle Vielfalt im Rahmen einer vielgestaltigen Kirche annehmen und die Aufwertung liturgischer, disziplinärer, theologischer und spiritueller Ausdrucksformen fördern, die den verschiedenen soziokulturellen Kontexten entsprechen. (97 a)
  • dass die Ausarbeitung von kanonischen Normen auch ein Ort für die Ausübung eines synodalen Stils sein sollte. (104)

Dynamik der sogenannten „Frauenfrage“

Besonders enttäuschend ist aber das „Instrumentum laboris“ in der sogenannten „Frauenfrage“. Frauen werden zwar häufig genannt, auch der dezidierte Wunsch nach einer Stärkung ausgeübter Ämter durch alle Laien (18). Doch die Zulassung von Frauen zum diakonischen Dienst soll nicht Gegenstand der Versammlung im Oktober 2024 in Rom sein. Während einige Ortskirchen für die Zulassung von Frauen zum diakonischen Dienst plädieren, bekräftigen andere ihre Ablehnung. Die theologische Reflexion soll zu einem geeigneten Zeitpunkt und in angemessener Weise fortgesetzt werden.

Die Auslagerung von einzelnen Fragestellungen, die sich aus der ersten Versammlung der Weltsynode im Oktober 2023 in Rom ergaben, in zehn Studiengruppen darf keine Entmachtung der Synodalversammlung und keine Verzögerung dringend notwendiger Reformschritte bedeuten. Vielmehr ist zu hoffen, dass vor allem die sogenannte „Frauenfrage“ wie schon bei der Synode im Oktober 2023 in Rom auch im Oktober 2024 eine Dynamik entfalten wird, die mit Verfahrensregeln nicht mehr zu stoppen sein wird. Die Gleichberechtigung der Frauen und ebenso die nichtbinärer Personen ist eine Zukunftsfrage für die Kirche.

Zu Recht hat Kardinal Hollerich bei der heutigen Pressekonferenz in Rom darauf verwiesen, dass die Präsentation des „Instrumentum laboris“ nur durch männliche Kleriker der bedauerliche Istzustand ist, der aber nicht den Ansprüchen entspricht, die in dem Arbeitspapier genannt werden. Am Ende wird entscheidend sein, ob die Menschen an der Kirchenbasis baldigst die positiven Veränderungen spüren, die für die Zukunft der Kirche entscheidend sein werden.

Wir sind Kirche Deutschland und Wir sind Kirche International sowie Vertretende aus zahlreichen anderen Reformgruppen werden das Geschehen der Weltsynode im Oktober 2024 wieder direkt in Rom begleiten.

Wir sind Kirche-Pressekontakt:

Christian Weisner, Bundesteam,
Tel. +49 172 5184082, E-Mail: presse@wir-sind-kirche.de   

Mehr Informationen:
www.synodalerweg.de/synodaler-ausschuss
www.wir-sind-kirche.de/synodalitaet

We are Church International
Local Churches must lead reforms: Response to Instrumentum Laboris  

> press release We are Church International 12.7.2024

 

Das Dokument und andere Stimmen dazu

"Instrumentum laboris" zur Weltsynode 2024 in verschiedenen Sprachen (Englisch, Französisch, Italienisch, Portugiesich, Spanisch)
> synod.va
Eine deutsche DEEPL-Übersetzung des italienischen "Instrumentum laboris" kann bei Wir sind Kirche angefordert werden.
Am 14. Juli 2024 veröffentlichte die Deutsche Bischofskonferenz eine
offizielle Übersetzung

Conferenza Stampa di presentazione dell’Instrumentum Laboris - Sinodo dei Vescovi 
> youtube.com 9.7.2024

Weltsynode: Das steht im neuen Grundlagentext
> vaticannews.va 9.7.2024 

10 Fragen zum heute veröffentlichten "Instrumentum Laboris" der Synode 
> omnesmag.com 9.7.2024

Bischof Bätzing: Gute Grundlage für die anstehenden Beratungen 
> dbk.de 9.7.2024 

ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp würdigt das Arbeitspapier für die Weltsynode: „Das Leben der Kirche ändert sich“
> zdk.de 9.7.2024

Theologe Söding analysiert Arbeitsdokument der Weltsynode: Volles Auftragsbuch
> domradio.de 9.7.2024

Weltsynode: Arbeitspapier nennt Schwerpunkte für Treffen im Oktober
> kirche-und-leben.de 9.7.2024

Synodalitätssynode 2024: Neues Leitdokument setzt Fokus auf Mission, Umsetzung in Praxis
> de.catholicnewsagency.com 9.7.2024 

Weltsynode: Arbeitspapier nennt Schwerpunkte für Treffen im Oktober
> kirche-und-leben.de 9.7.2024 

Neues Arbeitspapier für die Weltsynode: Das Unkonkrete wird konkreter 
> katholisch.de 9.7.2024

* Vatikan veröffentlicht Arbeitspapier für Weltsynode 
> religion.orf.at 9.7.2024 

Comment of Dr Mary McAleese on the instrumentum laboris
> wearechurchireland.ie 11.7.2024     > deutsche Übersetzung 

Erwin Kräutler: Kirchenrecht, Frauen und Arme sind Barrieren für eine synodale Kirche 
> plattformbelomonte.blogspot.com 13.7.2024

Thomas Reese: New working document points the way for October synod  
> religionnews.com 15.7.2024

Dr. theol. Regina Heyder zur Übersetzung des Instrumentum laboris ins Deutsche
https://www.facebook.com/story.php?story_fbid=1638960886882660&id=100023062927875&mibextid=WC7FNe&rdid=Xw8U5ilIkNjY8nJ1 

Synodalitätsexperte (Rafael Luciani): Befinden uns in einem ekklesiologischen Übergang
> katholisch.de 23.7.2024

 

 

‘Synodality must and will lead to concrete decisions’

Initial assessment of the ‘Instrumentum laboris’ for the World Synod 2024 published today

  • Calls for transparency and accountability
  • Dynamics of the so-called ‘women's issue’

Press release Rome, Munich, 9 July 2024

The Church People's Movement We are Church sees the ‘Instrumentum laboris’ working paper published today for the second Synodal Assembly in October 2024 as a realistic and exciting work-in-progress paper. The global synodal process launched by Pope Francis in 2021 is and will remain an exciting learning process. In all parts of the world, this circular process has met with much approval and has raised great expectations. However, the systemic difficulties that the Roman Catholic world church, which has been organised in a monarchical, absolutist and centralist manner since the First Vatican Council, is now also becoming very clear: namely, to become a community of the people of God of all the baptised that can fulfil its tasks in today's world according to the ‘different contexts’ (see introduction and 42 other times in the text).

Calls for transparency and accountability

We Are Church welcomes the detailed statements on transparency and accountability (17 times in the text), which are considered important for the culture and practice of a synodal church. Clericalism is also clearly criticised. This is justified as a necessary response to the loss of credibility caused by financial scandals and, in particular, sexual and other abuse of minors and vulnerable people. However, this only takes place under point 75, not to be forgotten: Sexual and spiritual abuse provided the decisive impetus for the Synodal Path in Germany.

When it says in the ‘Instrumentum laboris’ that it should be up to the local churches and their organisations, i.e. the bishops' conferences, to “develop effective forms and procedures of transparency and accountability appropriate to the diversity of contexts, based on the civil regulatory framework”, the Vatican should finally give up its resistance to the Synodal Path in Germany.

But it will also be decisive at world level to what extent the current church hierarchy will be prepared to involve the people of God in a representative manner, not only in decision making, but also in the final decision.

Proposals in the ‘Instrumentum laboris’ are to be welcomed, such as

  • that not all churches necessarily have to move at the same pace on every issue. On the contrary, different rhythms can be seen as an expression of legitimate diversity and as an opportunity for the exchange of gifts and mutual enrichment. (95)
  • that Episcopal Conferences should be recognised as ecclesial subjects endowed with doctrinal authority, embracing socio-cultural diversity in the context of a diverse Church and promoting the valorisation of liturgical, disciplinary, theological and spiritual expressions appropriate to different socio-cultural contexts. (97 b)
  • that the elaboration of canonical norms should also be a place for the exercise of a synodal style. (104)

Dynamics of the so-called ‘women's question’

However, the ‘Instrumentum laboris’ is particularly disappointing in the so-called ‘women's question’. Women are frequently mentioned, as is the explicit desire to strengthen the ministries exercised by all lay people (18). However, the admission of women to the diaconal ministry is not to be the subject of the assembly in Rome in October 2024. While some local churches are in favour of admitting women to diaconal ministry, others reaffirm their opposition. Theological reflection should be continued at an appropriate time and in an appropriate manner.

The outsourcing of individual issues arising from the first assembly of the World Synod in Rome in October 2023 to ten study groups must not mean a disempowerment of the Synodal Assembly or a delay in urgently needed reform steps. Rather, it is to be hoped that the so-called ‘women's issue’ in particular will develop a dynamic in October 2024, as it did at the Synod in Rome in October 2023, which can no longer be stopped by procedural rules. Equal rights for women and non-binary persons is an issue for the future of the Church.

At today's press conference in Rome, Cardinal Hollerich rightly pointed out that the presentation of the ‘Instrumentum laboris’ only by male clerics is the regrettable current state of affairs, which does not correspond to the demands set out in the working paper. In the end, the decisive factor will be whether the people at the base of the church will soon feel the positive changes that will be decisive for the future of the church.

We AreChurch Germany and We Are Church International , as well as representatives from numerous other reform groups, will once again be directly following the events of the World Synod in Rome in October 2024.

We are Church press contact:

Christian Weisner, Federal Team,
Phone +49 172 5184082, e-mail: presse@wir-sind-kirche.de

More information:
www.synodalerweg.de/synodaler-ausschuss
www.wir-sind-kirche.de/synodalitaet

Zuletzt geändert am 02­.08.2024