Papst Johannes Paul II.

KirchenVolksBeweung Wir sind Kirche: Ein Papst und Pontifikat voller Widersprüche

Bei allem Respekt vor der Persönlichkeit und Frömmigkeit von Papst Johannes Paul II. offenbart die Bilanz der deutschen KirchenVolksBewegung und der internationalen Bewegung Wir sind Kirche viele Widersprüche dieses Papstes und seines Pontifikats. Er war ein Papst vieler großer Gaben aber auch vieler falscher Entscheidungen. Die Tragik dieses Papstes liegt in der großen Diskrepanz zwischen seinem Einsatz für Reform und Dialog in der Welt und dem unter seiner Verantwortung vollzogenen innerkirchlichen Rückfall in autoritäre Strukturen.

Obwohl selber Konzilsteilnehmer, hat Johannes Paul II. viele Fenster und Türen in der Kirche zugeschlagen, die im Zweiten Vatikanischen Konzil so vielversprechend geöffnet worden waren. Mangelnde innerkirchliche Dialogbereitschaft und die Unterdrückung der am Konzil orientierten Theologien, wie z.B. der Befreiungstheologie, haben zu einem Klima lähmender Angst und geistiger Erstarrung in der römisch-katholischen Kirche geführt. Der internationalen Reformbewegung Wir sind Kirche , den Frauen und vielen Reformtheologinnen und -theologen hat er jedes Gespräch verweigert. Weitere Punkte der Bilanz der internationalen Bewegung Wir sind Kirche sind:
  • Sein klares Eintreten gegen völkerrechtswidrigen Krieg und für die Einhaltung der Menschenrechte stand im Gegensatz zur Missachtung von Menschenrechten in der Kirche , etwa in den Verfahren vor der Glaubenskongregation.
  • Der weit überzogene Zentralismus mit einer Flut kirchenrechtlicher Vorschriften und Lehrschreiben vor allem in der zweiten Hälfte seines Pontifikats - erinnert sei nur an die Laien-Instruktion und die Liturgie-Instruktion - haben die römisch-katholische Kirche immer weniger "katholisch" (also umfassend), dafür aber immer "Rom-fixierter" gemacht.
  • Sein Eintreten für die weltliche Gleichberechtigung der Frau war unglaubwürdig angesichts des Beharrens auf dem Verbot der Frauenordination , was eine schwere Hypothek für seinen Nachfolger darstellt.
  • Sein Beharren auf dem Pflichtzölibat hat die pastorale Arbeit der Kirche gefährdet, insbesondere zahllose Gemeinden ihres Rechtes auf regelmäßige Eucharistiefeier beraubt , und viele Menschen in einen für sie unlösbaren Konflikt zwischen Berufung und aufrichtiger Lebensführung geführt.
  • Sein Einsatz für weltweite soziale Gerechtigkeit war wenig überzeugend angesichts des strengen Kondom-Verbots, das zumindest mitverantwortlich ist für größtes Elend durch die Bevölkerungsexplosion und die Ausbreitung des HI-Virus in den armen Ländern.
  • Der Vergleich der Zulassung des Schwangerschaftsabbruchs unter bestimmten Bedingungen mit dem Holocaust zeugte von einer gravierenden Unwissenheit über das tatsächliche Problem der Abtreibung. Seine Starrheit in der langjährigen Auseinandersetzung um die Schwangerschaftskonfliktberatung in Deutschland hat die Kirche vor eine schwere Zerreißprobe gestellt und ihr einen lange nachwirkenden Schaden zugefügt.
  • Das starre Festhalten an der Verurteilung homosexueller Partnerschaften förderte die Diskriminierung der betroffenen Menschen in kirchlichen Gemeinden und in der Gesellschaft.
  • Das viel zu späte Einschreiten bei den weltweiten Pädophilie-Skandalen hat die Kirche viel Vertrauen gekostet und ihr auch finanziell unermesslichen Schaden zugefügt.
  • In der Ökumene und im interreligiösen Dialog hat er viel beachtete, längst überfällige Schritte unternommen, denen dann jedoch das anti-ökumenische Lehrschreiben "Dominus Jesus" und zum Ökumenischen Kirchentag das strikte "Nein" zur Abendmahlsgemeinschaft folgten.
  • Das von ihm gesprochene "Mea Culpa" war ein erster mutiger Schritt zur Aufarbeitung der dunklen Seiten der Kirchengeschichte, doch hat Johannes Paul II. die historischen Verfehlungen der Kirche und seiner Vorgänger nicht eindeutig beim Namen genannt.
Die 1996 in Rom gegründete internationale Bewegung Wir sind Kirche setzt sich ein für eine Erneuerung der römisch-katholischen Kirche auf der Basis des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) und der sich daraus entwickelten theologischen Forschung. Wir sind Kirche ist aus dem 1995 in Österreich gestarteten Kirchenvolks-Begehren nach der Affäre um Kardinal Groer hervorgegangen. Wir sind Kirche ist derzeit in mehr als zwanzig Ländern auf allen Kontinenten vertreten und weltweit mit gleichgesinnten Reformgruppen vernetzt. Wie internationale Studien renommierter Religionssoziologen bestätigen, vertritt Wir sind Kirche als innerkirchliche Reformbewegung die "Stimme des Kirchenvolkes" und hat dies u.a. in mehreren Schattensynoden in Rom zum Ausdruck gebracht.

Zuletzt geändert am 10­.05.2006