70. Geburtstag Eugen Drewermann

„Ein Theologe, dem nicht die Kirche fehlt, der aber der katholischen Kirche fehlt.“

Pressemitteilung München / Paderborn, 16. Juni 2010

Wir sind Kirche zum 70. Geburtstag von Dr. Eugen Drewermann (20. Juni 2010)

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche gratuliert dem Theologen, Psychoanalytiker und Schriftsteller Dr. Eugen Drewermann mit großer Anerkennung zu seinem 70. Geburtstag. Als bekanntester Vertreter der tiefenpsychologischen Exegese hat er in einer von vielen verstandenen Sprache und Methode die Erkenntnisse von Theologie und Psychotherapie verbunden und gehört zu den meistgelesenen theologischen Autoren.

Die sich aus seiner Arbeit entwickelnde Kritik an der Institution Kirche hat ihm selber viel Kritik eingetragen. Mit seinem Buch „Kleriker - Psychogramm eines Ideals“ (1989) geriet Drewermann erstmals in Konflikt mit der Amtskirche. Darin thematisierte er als Psychotherapeut die krank machende Wirkung der Strukturen der römisch-katholischen Kirche und insbesondere des Zölibats auf Priester.

Bereits 1986 hatte der damalige Präfekt der Glaubenskongregation Kardinal Joseph Ratzinger, der heutige Papst Benedikt XVI., gegenüber dem Paderborner Erzbischof, Johannes Joachim Degenhardt, „große Besorgnis“ über Drewermanns öffentliche Äußerungen geäußert und den Erzbischof angewiesen, Maßnahmen gegen Drewermann einzuleiten. Als Drewermann 1991 dann in einem Interview mit dem Spiegel die Jungfrauengeburt als biologische Tatsache anzweifelte und auch die Deutung von Christi Tod kritisierte, kam es am 8. Oktober 1991 zum Entzug der Lehrbefugnis und im Januar 1992 zum Predigtverbot.

An seinem 65. Geburtstag (20. Juni 2005) ist Eugen Drewermann aus der römisch-katholischen Kirche ausgetreten und hatte sich damit nach eigenen Angaben ein „Geschenk der Freiheit“ gemacht. Ein bedauerlicher, aber sehr verständlicher und nachvollziehbarer Schritt aufgrund der jahrelangen Auseinandersetzungen und Ausgrenzungen des weltbekannten Theologen. „Eugen Drewermann wird nicht die katholische Kirche fehlen, aber unserer Kirche wird der wache und kritische Geist dieses Theologen fehlen“, hatte Wir sind Kirche damals erklärt „Die römisch-katholische Kirche verliert immer mehr an Glaubwürdigkeit und Zukunftsfähigkeit, wenn kritische Menschen keinen Platz mehr in ihr haben.“

Der am 20. Juni 1940 in Bergkamen geborene Eugen Drewermann studierte von 1960 bis 1965 Philosophie in Münster und Katholische Theologie in Paderborn. 1966 wurde er zum Priester geweiht und arbeitete in der Studenten- und Gemeindeseelsorge in Paderborn. Ab 1968 ließ er sich in Göttingen in Neopsychoanalyse ausbilden und habilitierte sich 1978 in katholischer Theologie. Von 1979 bis 1991 hielt er als Privatdozent Vorlesungen an der theologischen Fakultät Paderborn. 1992 erhielt er den Preis „Für Freiheit in der Kirche“ der Herbert Haag-Stiftung, zu deren Preisträgern u.a. auch Bischof Jacques Gaillot (1994) sowie die KirchenVolksBegehren Österreichs und Deutschlands (1996) gehören. Anlässlich der 23. Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung referierte Eugen Drewermann am 30. März 2008 in Bielefeld über das Thema „Jesus von Nazareth - Befreiung zum Frieden“. Bis heute lebt und arbeitet er als Schriftsteller und Psychotherapeut in Paderborn.

Sein Kirchenaustritt ändert nichts an der Tatsache, dass Drewermann zu den bedeutendsten Theologen der Neuzeit gehört. Aber es wird wohl erst wieder Jahrzehnte oder Jahrhunderte dauern, bis die Kirchenleitung den theologischen Schatz heben wird, den Eugen Drewermann geschaffen hat.

Der Fall des prominenten Drewermann ist leider nur die traurige Spitze des Eisbergs von offensichtlichen und subtilen Ausgrenzungen in der römisch-katholischen Kirche. Wenn Gewissensfreiheit und das freie Wort, wissenschaftliche Forschung und theologische Weiterentwicklung immer mehr einschränkt werden, wird dies die katholische Kirche immer mehr in eine Sackgasse führen. Vor allem das Apostolische Schreiben (Motu Proprio) „Ad Tuendam Fidem“ (Zum Schutz des Glaubens) aus dem Jahr 1998 hat dazu geführt, dass unter Papst Johannes Paul II. und jetzt auch unter Papst Benedikt XVI. ein Klima lähmender Angst und geistiger Erstarrung in der römisch-katholischen Kirche herrschte bzw. herrscht.


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Zuletzt geändert am 16­.06.2010