Intern. Bewegung Wir sind Kirche

Das Papstbuch „Licht der Welt“ bringt noch zu wenig Licht in die Welt

Presseerklärung Rom / Lissabon / München, 30. November 2010


Eine neue Einstellung zum Gebrauch von Kondomen ist nur ein erster Schritt und sollte eine fundamentale Revision der kirchlichen Lehre zur Sexualität nach sich ziehen.

Die Internationale Bewegung Wir sind Kirche begrüßt die Tatsache, dass der Papst in seinem neuen Buch „Licht der Welt“ das totale Verbot von Kondomen aufhebt. Jedoch ist dieses Zugeständnis der Kirchenleitung der römisch-katholischen Kirche, dass Kondome eine entscheidendes Mittel sind, um die Verbreitung von HIV und anderen sexuell übertragenen Infektionen zu verhindern, längst überfällig.

Wir anerkennen das Zugeständnis, das Papst Benedikt gegeben hat, wie auch den grundsätzlich positiven Effekt, den diese Aussage hat für diejenigen Bischöfe, Priester, Ordensleute und Organisationen wie Caritas International, die bei ihrer Arbeit mit Aidspatienten und bei der Prävention der Pandemieverbreitung die Bedeutung der Kondome anerkennen, die diese für Aidspatienten und bei der Bekämpfung der Pandemie haben. Somit wird es nun einfacher und legitimer für internationale Organisationen, mit katholischen Verbänden im Kampf gegen HIV und Aids zusammen zu arbeiten.

Während unser Papst meint, dass die Duldung des Einsatzes von Kondomen ein „erster Schritt zu einer anderen Sichtweise, einer menschlicheren Sexualität“ sein könnte, sieht Wir sind Kirche diese Papstäußerung als eigenen ersten Schritt der katholischen Hierarchie, sich mit der Realität von Sexualität auseinander zu setzen.

Es ist wichtig, daran zu erinnern, dass der „Päpstliche Rat für die Krankenpastoral“ im November 2006 dem Papst in einem Bericht empfohlen hat, dass die Kirche den Gebrauch von Kondomen nicht länger als unmoralisch betrachten solle, wenn es darum geht, dass ein Ehepartner mit HIV infiziert ist. Wir sind Kirche unterstützt ausdrücklich die katholischen Moraltheologen, die die HIV-Prävention über das strenge Verbot der Hierarchie bezüglich künstlicher Geburtenkontrolle stellen.

Auf informelle Art gibt das neue Buch interessante Einblicke in die Denkweise des Papstes. Dennoch ist es offensichtlich, dass es keine Kehrtwende in theologischen, pastoralen und sittlichen Fragen in Bezug auf die Ordination von Frauen, den Zölibat, Homosexualität, Ökumene usw. gibt. Trotzdem wird das Buch eine neue Ära einläuten, wenn dieses minimale und doch bedeutende Zugeständnis in Bezug auf Kondome zu einer Kultur des offenen Dialogs innerhalb der Römisch Katholischen Kirche führt – eines der unverzichtbaren Prinzipien des II. Vatikanischen Konzils (1962-65).

Doch, wie Hans Küng argumentiert, ist das Prinzip der päpstlichen Unfehlbarkeit ein großes Hindernis, wenn es darum geht, Denkweisen derjenigen zu ändern, die in unserer weltweiten Glaubensgemeinschaft die Leitung innehaben. Dieses wird auch deutlich, wenn man die feindlichen Kommentare von Fundamentaltheologen berücksichtigt.

Die Mehrheit der Gläubigen meint heutzutage, dass die römisch-katholische Kirche dringend eine neue Sicht in Bezug auf Sexualität benötigt – besonders in menschlicher Hinsicht, wie es der Papst selber betont hat, liebevoll und angstfrei - denn Sexualität ist eine Leben spendende Kraft für jeden von Gott geschaffenen und geliebten Menschen.

Wir sind Kirche formulierte 2008, 40 Jahre nach Veröffentlichung der Enzyklika „Humanae Vita“ vom 25.7.1968, ein Positionspapier, das zu einer zukunftsorientierten christlichen Sexualethik aufruft: „Das Lehramt der Kirche sollte sich nicht länger hinter Jahrhunderte alten Mauern verbarrikadieren und sollte die Erkenntnisse der Humanwissenschaften bezüglich menschlicher Sexualität und Sexualethik nicht länger ignorieren.“

Wenn es um die Enzyklika „Humanae vitae“ geht, sollten wir nicht vergessen, dass die Mehrheit der Kommission, die 1962 von Papst Johannes XXIII. eingesetzt und dann von Papst Paul VI. erweitert worden war, für eine verantwortungsvolle Elternschaft stimmte, ohne dabei Verhütungsmittel zu verbieten. Es war Papst Paul VI, der sich gegen dieses Abstimmungsergebnis der überwältigenden Mehrheit stellte und stattdessen die Meinung der gegnerischen Minderheit als offizielle Doktrin der Kirche verkündete. Demzufolge kehrte sich die positive Aufnahme und Wahrnehmung der Enzyklika ins Gegenteil. Dadurch verlor die Katholische Kirche im großen Maße an Glaubwürdigkeit und Ansehen in Bezug auf Fragen der menschlichen Sexualität und Sexualleben.

Über Wir sind Kirche
Eine positive Einstellung zur Sexualität ist eine der fünf Forderungen des Referendums von Wir sind Kirche, das von über 2,3 Mill. Menschen in Österreich und Deutschland allein im Jahr 1995 unterzeichnet wurde und welches den Grundstein der Internationalen Bewegung Wir sind Kirche (IMWAC) bildete, die inzwischen auf allen Kontinenten vertreten ist.

Übersetzung aus dem Englischen: Maria Conlan
Stellungnahme der Internationalen Bewegung Wir sind Kirche: „Zum 40. Jahrestag der Enzyklika ‚Humanae Vitae’ vom 25. Juli 1968”

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Zuletzt geändert am 05­.12.2010