Lehrentzug David Berger

Wir sind Kirche fordert Akzeptanz statt Ausgrenzung der Sexualität

Pressemitteilung München/Köln, 5. Mai 2011

Zum Entzug der kirchlichen Lehrerlaubnis „Missio canonica“ des Kölner Theologen Dr. David Berger

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche protestiert energisch gegen den Entzug der kirchlichen Lehrerlaubnis „Missio canonica“ des Theologen Dr. David Berger, den der Kölner Kardinal Joachim Meisner dem Religionslehrer für das Fach Katholische Religionslehre an Schulen ausgesprochen hat. Die katholische Reformbewegung sieht dies als trauriges Zeichen einer unseligen und immer offensichtlicher werdenden Homophobie innerhalb der römisch-katholischen Kirche.

Anstatt immer wieder mutige Menschen auszugrenzen, die sich zu ihrer sexuellen Orientierung bekennen, sollte die katholische Kirche die neueren Erkenntnissen der Humanwissenschaften anerkennen und Sexualität als Leben spendende Kraft auch bei homosexuellen Menschen und auch innerhalb der Kirche akzeptieren. „Die römisch-katholische Kirche braucht einen neuen, angstfreien, liebevollen und menschenfreundlichen Blick auf Sexualität als Leben spendende Kraft des von Gott geschaffenen und bejahten Menschen.“ heißt es dazu in dem im Jahr 2008 beschlossenen Positionspapier der KirchenVolksBewegung zur Sexualethik.

„Die heutige Entscheidung zeigt einmal mehr, wie unter Kardinal Meisner jede Freiheit des Glaubens im Bistum Köln erstickt und unverdrossen eine große Heuchelei betrieben wird“, erklärt der in der KirchenVolksBewegung engagierte Düsseldorfer Theologe und Publizist Peter Bürger. „Im Bistum Köln würde heute die römisch-katholische Seelsorge ohne die homosexuell orientierten Priester augenblicklich zusammenbrechen. Die irrationale, geradezu hysterische Angst vor der Homosexualität auf Seiten der kirchlichen Hierarchie verdeckt einen großen Schatten und treibt die Kirche auf eine nächste Skandalwelle zu. In den Gemeinden ist die Akzeptanz der homosexuellen Liebe, die auch jüngst das Memorandum von über 300 TheologieprofessorInnen (www.memorandum-freiheit.de) eingefordert hat, schon seit Ende des letzten Jahrhunderts eine pure Selbstverständlichkeit. Sehr viele Gläubige wissen um eine homosexuelle Orientierung ihrer Seelsorger und empfinden diese in keiner Weise als etwas Negatives. Nicht zuletzt erfordert es die Prävention von sexualisierter Gewalt im Raum der Kirche, dass endlich ein angstfreier Umgang mit Sexualität und der gleichgeschlechtlichen Liebe auch in der Kirchenleitung zur Norm wird. Unterdrückte Reifungsprozesse, Heimlichkeit, Denunziationen und Repressionen in dieser Frage widersprechen dem Geist der Frohen Botschaft.“

Nach einer sehr problematischen Äußerung zur Homosexualität vom Essener Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck in der Fernsehsendung „Anne Will“ hatte sich Berger im April 2010 in aller Öffentlichkeit zu seiner Homosexualität und Partnerschaft bekannt. David Berger hat mit seinem Buch „Der heilige Schein“, das er im vergangenen Sommer nach seinem Coming out schrieb, eine sehr wichtige Aufklärungsarbeit für den Zusammenhang zwischen unterdrückter (Homo-)Sexualität, vorkonziliarer Liturgie und fundamentalistischen Strömungen innerhalb der Kirche geleistet. Dafür ist ihm die KirchenVolksBewegung sehr dankbar.

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Zuletzt geändert am 10­.05.2011