Papstbesuch in Bayern

Wird sich Papst Benedikt als Brückenbauer erweisen?

Wird Papst Benedikt XVI., der einst fortschrittliche deutsche Konzilstheologe Joseph Ratzinger, bei seinem Besuch in Bayern Hoffnungszeichen bringen: vor allem für die Laien, für die Frauen, für die Jugend, für die überlasteten Priester und schließlich, in Deutschland, dem Land der Reformation, für die Ökumene? Diese Frage stellt sich vor dem Hintergrund seiner vielfachen Maßregelungen als langjähriger Leiter der römischen Glaubenskongregation, mit denen er die katholische Kirche in Deutschland immer wieder vor Zerreißproben stellte.

Nicht nur für die Zukunft der Kirche in Deutschland ist es von großer Wichtigkeit, ob Joseph Ratzinger - nachdem er mehr als 23 Jahre als oberster Glaubenshüter agierte - jetzt in seinem neuen Amt der wesentlichen Aufgabe eines Papstes als „Brückenbauer“ und Diener der Einheit gerecht wird und sich als dialogfähig erweist.

Nach Auffassung der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche wird es vor allem bedeutsam sein, wie sich der Papst zum Laienapostolat generell und zum die Laien diskriminierenden Außenseiterkurs des Regensburger Bischofs Dr. Gerhard Ludwig Müller positioniert. Benedikt XVI. darf sich nicht von den Traditionalisten und Reformverhinderern vereinnahmen lassen. Das Verhalten des Papstes wird, wie immer es ausfällt, ein deutliches Signal setzen, wie es um die Bereitschaft der katholischen Kirche gestellt ist, die „Laien“ nicht nur zur – möglichst ehrenamtlichen – Mitarbeit in der Kirche aufzufordern, sondern ihnen als „Volk Gottes“ auch Mitverantwortung und Mitentscheidung zu überlassen.

Nach dem vorliegenden Programmablauf ist zu bezweifeln, dass dieser Papstbesuch tatsächlich der nachhaltigen Glaubensstärkung und Glaubensvertiefung dienen wird. Diese Skepsis hat der Papst sogar selber in seinem Fernsehinterview zum Ausdruck gebracht. Auch sozialwissenschaftliche Untersuchungen wie die aufrüttelnde Sinus-Studie zeigen, dass die massenhaften Pilgerströme während des Papstwechsels und des Weltjugendtages keine langfristigen positiven Wirkungen gebracht haben.

Wenn die Kirche in ihrer Botschaft nicht dem sogenannten Zeitgeist folgen will, so sollte sie auch nicht in der Art ihrer Verkündigung dem Zeitgeist der Großevents folgen. Die zunehmende Fixierung auf Amt und Person des Papstes, verstärkt durch die mediale Inszenierung, entsprechen nicht der Botschaft Jesu.

Die KirchenVolksBewegung wird diesen Papstbesuch, der nicht nur für die katholische Kirche in Bayern ein besonderes Ereignis ist, kritisch-konstruktiv begleiten. Schwerpunkte sind ein „Offener Brief an den Bischof von Rom und an die deutschen Bischöfe“ (Ende August), der Aufruf zum Schreiben von „KirchenVolksBriefen“ mit Fragen, Bitten, Wünschen und Gebeten an Papst Benedikt sowie „fact sheets“ über die ungeschminkte Situation der römisch-katholischen Kirche in Deutschland. Laufend aktualisierte mehrsprachige Informationen unter www.wir-sind-kirche.de.

Im Bistum Regensburg werden Laiengruppen mit Mahnwachen und Informationsständen gegen den Kurs des Regensburger Bischofs Müller protestieren (www.laienverantwortung-regensburg.de.

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Zuletzt geändert am 22­.08.2006