Eucharistie und Gemeinde

Wir sind Kirche Deutschland solidarisiert sich mit den Eucharistie-Thesen und der Pfarrer-Initiative in Österreich

Pressemitteilung München, 11. November 2011

„Die Sorge um Eucharistie und Gemeinden ist auch in Deutschland und weltweit aktuell“

Die deutsche KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche solidarisiert sich mit den sieben Thesen „Sorge um die Eucharistie in den Gemeinden“, welche am vergangenen Samstag von der österreichischen Plattform Wir sind Kirche und vier weiteren Reformorganisationen aus unserem Nachbarland in Linz beschlossenen wurden, sowie mit dem bereits im Juni 2011 veröffentlichten „Aufruf zum Ungehorsam“ der österreichischen Pfarrer-Initiative, die am 8. November als Preisträgerin 2012 der Schweizer Herbert-Haag-Stiftung für Freiheit in der Kirche benannt wurde.

„Die Sorge um die Zukunft der sonntäglichen Feier der Eucharistie in den Gemeinden ist auch in Deutschland und weltweit brandaktuell“, erklärt Christian Weisner vom Bundesteam der deutschen KirchenVolksBewegung. Nicht nur in Österreich gilt: Theologisch und pastoral ist es der falsche Ansatz, die Leitung und die Feier der Eucharistie von der verfügbaren Anzahl der zölibatären Priester abhängig zu machen. Zudem wird der Priestermangel von der Kirchenleitung durch biblisch nicht begründbare Zulassungsbestimmungen für den Priesterberuf künstlich erzeugt. Damit wird die die Menschen heilende und heiligende Wirkung der Feier der Hingabe Jesu einer formal fragwürdigen Regelung untergeordnet. Die von den Bischöfen praktizierten Zusammenlegungen und Auflösungen von Pfarreien über die Köpfe der Menschen hinweg sind auch deshalb ein Skandal. Jesus wollte keine Priester mit magischen Vollmachten. Wir brauchen Gemeindeleiter und Gemeindeleiterinnen, zu deren Aufgaben der Vorsitz in der Eucharistie wie selbstverständlich gehört.

Wenn die Bischöfe ihrer pastoralen Verantwortung nicht nachkommen, ist es geboten, nach neuen Wegen zu suchen, um den Gemeinden die Feier der Eucharistie als Höhepunkt, Quelle und Kraft des Glaubens (Vatikanum II, Liturgiekonstitution 10) weiterhin zu ermöglichen. „Die römische Verweigerung einer längst notwendigen Kirchenreform und die Untätigkeit der Bischöfe erlauben uns nicht nur, sondern sie zwingen uns, dem Gewissen zu folgen und selbständig tätig zu werden“, heißt es zu Recht im Aufruf der Pfarrer-Initiative. Dies war bereits das Konzept des Papiers „Kirche und Amt“ der niederländischen Dominikaner im Jahr 2007. Mit dem „Essener Hahnenschrei“ im Oktober 2010 und zuletzt bei der Bundesversammlung Ende Oktober 2011 in Mannheim hatte auch die deutsche Reformbewegung die Kirchengemeinden ermutigt, selbst aktiv zu werden und das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen wahrzunehmen.

Wir sind Kirche setzt sich jetzt dafür ein,
- dass möglichst viele Pfarrer und Diakone sich als Gruppen oder als Einzelne dem Aufruf der österreichischen Pfarrer-Initiative anschließen.
- In den Gemeinden sollten sich Reformgruppen von Frauen und Männern bilden, welche die Reformen auf Gemeindeebene vorantreiben.
- Priesterlose Gemeinden sollen nicht nur Wortgottesdienst halten, sondern im Namen Christi auch die Eucharistie feiern und dabei nach dem gemeinsam gesprochenen biblischen Abendmahlsbericht das Brot brechen und untereinander teilen.

Das oft von Kirchenoberen vorgebrachte Argument, die römisch-katholische Kirche sei eine Weltkirche, deshalb sei eine Öffnung der Zulassungsbestimmungen zum priesterlichen Dienst für Frauen und Verheiratete nur auf der Ebene der Weltkirche möglich, verfängt nicht, sondern macht die weltweite Dimension des Priestermangels und den weltweit drängenden Reformbedarf nur noch sehr viel deutlicher: Denn während im Jahr 2009 in Europa knapp 1.500 Gläubige auf einen Priester kommen, sind es in Afrika fast 5.000 und in Mittel- und Südamerika sogar mehr als 7.000 (Quelle: Statistik zum Päpstlichen Jahrbuch 2011 „Annuario Pontificio“).


Pressekontakte Wir sind Kirche-Bundesteam
Sigrid Grabmeier, Tel: 0170 8626 290, E-Mail: grabmeier@wir-sind-kirche.de
Magnus Lux, Tel: 0176-41266392, E-Mail: Famlux@t-online.de
Christian Weisner, Tel: 0172-518 40 82, E-Mail: presse@wir-sind-kirche.de






Sieben Thesen „Sorge um die Eucharistie in den Gemeinden“ (5. November 2011)
www.wir-sind-kirche.at/content/index.php?option=com_content&task=view&id=1188&Itemid=37

„Aufruf zum Ungehorsam“ der österreichischen Pfarrer-Initiative (19. Juni 2011)
www.pfarrer-initiative.at

„Kirche und Amt. Auf dem Weg nach einer Kirche mit Zukunft“ (Niederländische Dominikaner 2007)
www.wir-sind-kirche.de/index.php?id=125&id_entry=12611

Schlusstext „Kirche und Amt“ der Flämischen Dominikanerfamilie (3. Dezember 2009)
www.wir-sind-kirche.de/index.php?id=125&id_entry=2300

„Essener Hahnenschrei“ der Wir sind Kirche-Bundesversammlung Oktober 2010
www.wir-sind-kirche.de/files/1564_Hahnenschrei%20mit%20Hahn.pdf

„Ermutigung zu einer Spiritualität des Trotzdem“ (Wir sind Kirche-Bundesversammlung Oktober 2011)
www.wir-sind-kirche.de/index.php?id=128&id_entry=3696


Zuletzt geändert am 07­.12.2011