zum Präkonklave in Rom

Wir sind Kirche: „Jetzt sind die Kardinäle in der Verantwortung – aber auch das ganze Kirchenvolk“ + Pressearbeit in Rom - MULTILINGUAL

Pressearbeit der Internationalen Bewegung Wir sind Kirche
zum Konklave in Rom

Die Internationale Bewegung Wir sind Kirche wird mit SprecherInnen aus drei Kontinenten die Stimme des weltweiten Kirchenvolkes in den Tagen vor dem Konklave in Rom zu Gehör bringen. Bitte machen Sie Ihre Redaktionen und Korrespondenten in Rom darauf aufmerksam.

Pressekontakt zum Konklave in Rom:
Christian Weisner, Tel: +49 172 518 40 82, E-Mail: presse@wir-sind-kirche.de
Dr. Martha Heizer, Tel: +43 650 4168500, E-Mail: martha.heizer@inode.at

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Webseite:
www.we-are-church.org


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Pressemitteilung München / Rom, 3. März 2013 korrigiert

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche erwartet von den Kardinälen, die in der kommenden Woche in Rom ihre Beratungen beginnen, die einmalige Chance des Papstrücktritts zu nutzen und vor den Personaldebatten einen intensiven Dialog über den künftigen Kurs der Kirche zu führen. Dazu gehört eine ungeschminkte Situationsanalyse der Führungskrise der römisch-katholischen Kirche und ihrer obersten Leitungs- und Verwaltungsstrukturen, aber auch die Kenntnisnahme der weltweit innerhalb der Kirche schon vorhandenen Potenziale für eine theologische und pastorale Weiterentwicklung der Glaubensverkündigung.

Die römisch-katholische Kirche steht jetzt vor einer entscheidenden Weichenstellung. Es geht um viel mehr als nur um die Wahl eines neuen Papstes, mag er aus Italien, Afrika oder Lateinamerika kommen. Der Kurs der Kirche muss neu ausgerichtet werden. Der enorme Reformstau und das eklatante Versagen der Kurie erfordern dringend einen neuen Führungsstil und mehr Dezentralisierung, so wie es das nach wie vor wegweisende Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) bestimmt hat. Die gesamte Leitung der Kirche wird wegen der Globalisierung und der weltweit sehr unterschiedlichen Formen des Katholizismus in Zukunft mehr Teamarbeit erfordern. Die Weltbischofssynoden könnten im Sinn des Zweiten Vatikanums zu einer Art „Parlament“ mit Entscheidungsbefugnis ausgebaut werden.

Im Konklave wird es darauf ankommen, eine Person zu finden, der es gelingen möge, den aktuellen Polarisierungen innerhalb der katholischen Kirche mit Kraft und Augenmaß entgegenzuwirken. Zum anderen ist es dringend erforderlich, dass die röm.-kath. Kirche wieder das Selbst- und Gottvertrauen gewinnt, um Einheit in der Vielfalt zu leben. Der neue Papst muss bereit sein, Amt und Macht zu teilen, Verantwortung zu übertragen, das Bischofskollegium zu stärken und auf die verantwortungsbewusste Mitarbeit auch und gerade der sogenannten „Laien“ in aller Welt zu vertrauen. Nur dann wird es gelingen, auch alle weiteren dringend anstehenden Reformmaßnahmen anzugehen.

Der Rücktritt von Papst Benedikt ist ein historischer Einschnitt, der von allen Seiten mit Respekt gewürdigt wurde. Dieser Schritt hat allerdings die fundamentale Führungskrise im Vatikan und vor allem in der Römischen Kurie offenbar werden lassen. Dass es soweit kommen konnte, dafür trägt – zusammen mit den traditionalistischen Gruppierungen in Rom – auch der jetzt emeritierte Papst eine entscheidende Verantwortung. Joseph Ratzinger hat seit 1982 zunächst als Glaubenspräfekt und seit 2005 als Papst über 30 Jahre lang versucht, eine stark traditionsverhaftete, geradezu "antimodernistische" Theologie – häufig mit Zwangsmaßnahmen – durchzusetzen, statt im Geiste Jesu und in Solidarität mit der heutigen Welt Wege für eine gemeinsame Zukunft in Kirche und Welt zu suchen. Das zeigen seine Jesusbücher, die sich den Erfordernissen der historisch-kritischen Exegese verweigern, und der von ihm favorisierte "Katechimus der Katholischen Kirche", der die neuere Theologie nicht zur Kenntnis zu nehmen scheint.

Das Zweite Vatikanische Konzil hat auf Kollegialität gesetzt und den Bischöfen eine wesentliche Verantwortung für die Kirchenleitung zuerkannt. Jetzt geht es darum, dass die Bischöfe in aller Welt – zusammen mit allen Getauften – bereit sind, die ihnen zustehende Verantwortung für ihre Ortskirchen und für die Weltkirche wieder voll wahrzunehmen. Subsidiarität darf nicht nur von der Gesellschaft und vom Staat gefordert, sondern muss auch in der Kirche selbst gelebt werden.

So wie es im vierten Jahrhundert die Konstantinische Wende gab, die später das Christentum zur Staatskirche mit allen negativen Folgen werden ließ, so könnte der jetzige Papstrücktritt später rückblickend vielleicht einmal im positiven Sinne als Benediktinische Wende bezeichnet werden. Denn der Rücktritt hat das Papstamt entglorifiziert und entmystifiziert und könnte der Kirche neue Freiheiten und Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen.



Pressekontakt in Deutschland:
Sigrid Grabmeier, Tel: 0170 8626290, E-Mail: grabmeier@wir-sind-kirche.de
Magnus Lux, Tel: 0176 41266392, E-Mail: Famlux@t-online.de
Annegret Laakmann, Tel: 0175 9509814, E-Mail: laakmann@wir-sind-kirche.de
Webseite: www.wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 10­.03.2013