Herbstvollversammlung DBK (3)

„Noch kein ‚wind of change’ bei den deutschen Bischöfen spürbar“

Pressemitteilung München / Fulda, 27. September 2013

Wir sind Kirche zum Abschluss der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz

Noch keinen wirklichen „wind of change“ hat die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche bei der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischöfe, die am 26. September 2013 in Fulda zu Ende gegangen ist, erkennen können. Es reicht nicht aus, wenn die Bischöfe bei dieser ersten Vollversammlung nach der Papstwahl erklären lassen, dass sie sich intensiv mit dem Denken von Franziskus befassen. Die Katholikinnen und Katholiken in Deutschland erwarten jetzt dringlichst, dass der Kurswechsel von Franziskus, der sich immer deutlicher abzeichnet, auch konkret spürbar wird im Lebensstil, im Handeln und bei den Entscheidungen ihrer Bischöfe.

Mit den Worten „Neuer Wein in neuen Schläuchen!“ (Predigt am 6. Juli 2013) hatte Franziskus die Notwendigkeit grundlegender Erneuerungen in der Kirche im „Dialog mit den Kulturen“ und „gemäß Ort, Zeit und den Menschen“ angemahnt. Doch die deutschen Bischöfe lassen noch nicht erkennen, ob und wie sie die Reformimpulse umsetzen wollen, die Franziskus auch in vielen anderen Predigten und zuletzt sehr deutlich im Interview mit den weltweiten Jesuitenzeitschriften gegeben hat.

Frauen in der Kirche: Bitter für die römisch-katholische Kirche ist, dass die Bischöfe die faktische Diskriminierung von Frauen immer noch nicht als solche erkennen. Es reicht nicht aus, wenn die Bischöfe jetzt die bessere Würdigung von Frauen vor allem in der karitativen Arbeit verkünden. In diesem Bereich leisten Frauen schon jetzt den Großteil der kirchlichen Basisarbeit. Es geht darum, dass die Bischöfe die Frauen endlich auch bei liturgischen Diensten und auch bei Entscheidungen auf höherer und höchster Ebene als gleichberechtigt anerkennen. Den katholischen Frauen und auch immer mehr Männern reicht eine Erhöhung der Frauenquote bei Leitungspositionen z.B. in der Kirchenbürokratie nicht aus, wenn mit Berufung auf die "sakramentale Struktur" die rein männliche Kirchenhierarchie auf ewig festgeschrieben und somit die Diskriminierung der Frauen als gottgewollt gerechtfertigt und sakralisiert wird. Dies ist theologisch sehr fragwürdig und pastoral absolut verheerend.

Nach Scheidung Wiederverheiratete: Noch immer nicht erkennbar ist, ob die Bischöfe, die bisher einen Kommunionempfang für nach Scheidung Wiederverheiratete ausgeschlossen haben, bereit sind, ihre Positionen theologisch und pastoral zu überdenken. Papst Franziskus hatte hier schon selber einen Weg angedeutet, wie ihn die orthodoxe Kirche mit einem Formular für eine Zweitheirat hat. Dieses Thema ist und bleibt eine Schlüsselfrage, ob der von den deutschen Bischöfen initiierte „Gesprächsprozess“ wirklich ernst gemeint ist und auch Früchte tragen kann.

Weltbild-Verlag: Sehr zu bedauern ist, dass die während der Bischofskonferenz tagende Gesellschafterversammlung zur zugegebenermaßen schwierigen Sicherung des Weltbild-Verlages, an dem auch viele Tausend Arbeitsplätze hängen, kein vorzeigbares Ergebnis zustande gebracht.

Kurienreform: In wenigen Tagen wird der Münchner Kardinal Dr. Reinhard Marx als Vertreter der deutschen und der europäischen Kirche sich zum ersten Mal in dem von Franziskus am 14. März einberufenen Beratungsgremium zur Kurienreform in Rom treffen, doch das Thema wurde auf dieser Konferenz nicht einmal angesprochen. Die Kurienreform darf nicht zum Ziel haben, nur die Machtzentrale Vatikan wieder handlungsfähig zu machen und zu stärken, sondern muss endlich den Ortskirchen mehr Eigenverantwortung („Subsidiarität“) zugestehen, so wie es das Konzil wollte und auch Franziskus anstrebt.


Selbstlähmung der Bischofskonferenz

Bis jetzt werden die Reformimpulse von Franziskus von den einzelnen Bischöfen und Weihbischöfen noch sehr unterschiedlich aufgenommen, was sich lähmend auf die Gesamtheit der Bischofskonferenz auswirkt – ein sehr negatives Zeichen gegenüber der inner- und außerkirchlichen Öffentlichkeit. Bei allem Verständnis für eine gewisse Zeit des Nachdenkens und Innehaltens: Der Glaubwürdigkeitsverlust und der Unmut über jahrzehntelang verschleppte Reformen sind so groß, dass weiteres Hinwarten und weitere Vertröstungen wie zum Beispiel auf den „Gesprächsprozess“ von den Gläubigen nicht mehr hingenommen werden.

Wir sind Kirche begrüßt den Vorstoß des bald aus dem Amt scheidenden Vorsitzenden der DBK, des Freiburger Erzbischofs Dr. Robert Zollitsch, vor der Wahl seines Nachfolgers im kommenden Frühjahr sich grundlegend über die Kompetenzen und Arbeitsweisen der Deutschen Bischofskonferenz auszutauschen. Zollitsch hatte auch erklärt, dass die deutschen Bischöfe theologische und pastorale Initiativen ergreifen und gemeinsam in Rom vorbringen sollten.

Wir sind Kirche hat ausgewählte Aussagen von und über Franziskus in einem Faltblatt „Erneuern wir unsere Kirche ... mit Franziskus“ zusammengestellt, das auch von vielen Pfarrgemeinden angefordert wird. Ähnliche Initiativen sind seitens der deutschen Bischöfe allem Anschein nach bisher nicht gestartet worden.

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Zuletzt geändert am 28­.09.2013