Kirchenstatistik 2013

„Tebartz-Effekt hat Franziskus-Effekt zunichte gemacht.“

Wir sind Kirche zur dramatischen Kirchenstatistik des Jahres 2013

Pressemitteilung München, 18. Juli 2014

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche sieht die heute veröffentlichten Zahlen der Kirchenstatistik mit 178.805 Kirchenaustritten im Jahr 2013 – fast so hoch wie der Spitzenwert von 181.193 Kirchenaustritten im Krisenjahr 2010 – als ein dramatisches Warnsignal, das nicht durch religiöse oder gesellschaftliche Trends erklärt werden kann, sondern endlich Verhaltensänderungen der Kirchenleitung zur Folge haben muss.

Nur wenn sich die deutschen Bischöfe und die römisch-katholische Kirche als Ganze endlich entschieden zum pastoralen und reformerischen Kirchenkurs von Papst Franziskus und des Konzils bekennen, besteht die Chance, dass die nach wie vor negativen Trends in der Kirchenstatistik gestoppt oder gar umgekehrt werden können.

Nach dem unerwarteten Rücktritt von Papst Benedikt, der Wahl des Argentiniers Jorge Mario Bergoglio am 13. März 2013 und dessen vielversprechenden Anstöße und Ankündigungen hat es weltweit einen positiven Franziskus-Effekt gegeben. Doch die negativen Ereignisse im zweiten Halbjahr 2013 um Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, den einige Bischöfe und Kardinäle bis zuletzt gedeckt und verteidigt haben, haben in Deutschland alle positiven Franziskus-Effekte und Bemühungen dialogbereiter Bischöfe zunichte gemacht.

Wesentliche Ursache für die wieder dramatisch angestiegenen Kirchenaustrittszahlen ist die Tatsache, dass der von Papst Franziskus einleitete Kirchenkurs des Zweiten Vatikanischen Konzils von den deutschen Bischöfen bis jetzt viel zu wenig unterstützt und in Deutschland vorangebracht wurde. Dazu gehört auch das Fehlen greifbarer Ergebnisse des „Gesprächsprozesses“, den die deutschen Bischöfe nach der Aufdeckung des jahrzehntelangen Missbrauchsskandals im Jahr 2010 initiierten. Weitere Gründe mögen Einzelereignisse wie die Kündigung der Pfeiffer-Studie zur Aufarbeitung sexueller Gewalt in der Kirche durch die Bischofskonferenz (Anfang Januar 2013) und die Auseinandersetzung um die „Pille danach“ in katholischen Krankenhäusern (Ende Januar 2013) sein.

Welche Schwierigkeiten Papst Franziskus auch in Rom mit seinen Vorstellungen hat, haben zuletzt auch die Bischofsernennungen in Freiburg und Köln deutlich gemacht, bei denen die römische Kurie die Vorschläge der deutschen Domkapitel ignorierte. Die alten Seilschaften in Rom und auch hierzulande sind allem Anschein nach immer noch sehr mächtig. Dies und die mangelnde Bereitschaft, die Menschen ernstzunehmen, führen dazu, dass viele den Austritte aus der Kirchensteuergemeinschaft das als letztes Mittel des Protestes sehen, um die Bischöfe abzumahnen.

Für den noch einmal deutlich von 11,7 auf 10,8 Prozent gesunkenen Gottesdienstbesuch ist neben der zunehmenden Entfremdung der Amtskirche von der Lebenswelt der Menschen der weiterhin fortschreitende massive Rückbau pastoraler Strukturen verantwortlich zu machen. Der pastorale Sparkurs mit Pfarreizusammenlegungen und XXL-Gemeinden, weil es immer weniger Priester gibt, ist der falsche Weg und muss schleunigst korrigiert werden. Sind es doch gerade die Gemeinden vor Ort, wo Kirchenbindung entsteht, Gemeinschaft solidarisch gelebt werden kann und Menschen unterschiedlichster sozialer Strukturen zusammenkommen.

Weitere Entwicklungen von 2012 bis 2013 im Einzelnen:
  • Den 167.616 Taufen standen im Jahr 2012 rund 247.475 Bestattungen gegenüber.
  • Die Zahl der Welt- und Ordenspriester ging von 14.636 auf 14.490 weiter zurück.
  • Die Zahl der Pfarreien und sonstigen Seelsorgestellen wurde von 11.222 auf 11.085 reduziert.
  • Der nominale Gleichstand der Zahl der Katholikinnen und Katholiken z.B. im Erzbistum München und Freising ist nur dem Zuzug aus dem Ausland in den Ballungsraum München zu verdanken, dem derzeit stärksten Wachstumsraum Europas.
Während es 1990 noch 28,2 Mio. KatholikInnen in Deutschland gab, sind es 24 Jahre später nur noch 24,2 Mio., also 4 Mio. weniger. Abnehmende Taufzahlen und zunehmende Sterbezahlen führen zu einer dramatisch kumulierenden Negativentwicklung. Dieser seit langem andauernde Trend des inneren und äußeren Auszugs aus der Kirchengemeinschaft geht an die Substanz der Kirche – auch in finanzieller Hinsicht.

Nicht zuletzt dürfte allerdings auch das fehlende „aggiornamento“ der Theologie eine entscheidende Rolle spielen für die schwindende Akzeptanz des christlichen Glaubens. Angesichts der Fortschritte in den Neurowissenschaften, in der Soziologie, in der Geschichtswissenschaft und in den Erkenntnissen über die Evolution des Menschen, aber auch in der biblischen Exegese ist eine Revision und Neuformulierung der gesamten christlichen Theologie dringend geboten. Das scheint aber in der dafür vor allem zuständigen Kongregation für die Glaubenslehre, insbesondere ihrem Präfekten Kardinal Gerhard Müller, noch nicht bewusst zu sein.


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> Pressemitteilung der DBK zur Kirchenstatistik 2013

> Flyer „Eckdaten des Kirchlichen Lebens in den Bistümern Deutschlands 2013“ (PDF)

> Pressemitteilung München DBK zur Kirchenstatistik 2013

Zuletzt geändert am 19­.07.2014