Frühjahrs-Vollversammlung DBK (2)

Endlich den Synodalen Prozess in Deutschland starten! Nicht die Familien-Synode in Rom gefährden!

Pressemitteilung, München/Hildesheim, 24. Februar 2015

Wir sind Kirche zur Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz in Hildesheim

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche sieht die bisher von den deutschen Bischöfen unternommenen Schritte zur Vorbereitung der Familien-Synode 2015 als äußerst unzureichend an und fordert die Deutsche Bischofskonferenz nochmals eindringlich dazu auf, endlich auch in Deutschland einen Synodalen Prozess einzuleiten - so wie er von Papst Franziskus erwartet wird – damit die Familien-Synode in Rom nicht in einem Fiasko endet. Die Deutsche Bischofskonferenz sollte sowohl Einzelnen als auch Gremien, Verbänden und wissenschaftlichen Einrichtungen eine wirkliche Beteiligung an der Entwicklung von konkreten Lösungsvorschlägen für die kommende Synode ermöglichen.

Bereits die „Relatio Synodi“ vom 18. Oktober 2014 enthielt in Punkt 62 die ausdrückliche Aufforderung, dass die „Fragen und Perspektiven“ dieser ersten Synode „durch die Reflexion der Ortskirchen heranreifen und präzisiert“ werden sollten, und zwar auch unter „Einbeziehung des ganzen Gottesvolkes“. Stattdessen haben die deutschen Bischöfe lange gezögert, den in den „Lineamenta“ für die Synode 2015 enthaltenen sperrigen Fragebogen des Vatikans mit lebensfremden, hochdogmatisch gesteuerten Fragen dem Kirchenvolk vorzulegen. Dies ist nur eine formale Beteiligung und war vom Synodensekretariat auch nicht explizit gefordert; Rom hatte den Bischofskonferenzen überlassen, die entsprechenden Modalitäten zur Beteiligung zu wählen.

Die gerade von den deutschen Bischöfen erst sehr spät und mit viel zu kurzen Rückmeldefristen vorgelegten römischen Fragen sind in vieler Hinsicht ein Rückschritt, auch gegenüber dem Zwischen- und Abschlussbericht der Synode 2014. Die verklausulierten Formulierungen legen dem einfachen Kirchenmitglied unterschwellig nahe, es falle gar nicht in seine Kompetenz, sich mit ihnen zu befassen; auf seine Mitwirkung könne man eigentlich verzichten. Inhaltlich zeigt der Katalog der 46 neuen Fragen eine ganze Reihe von schweren Defiziten, die in einem Schreiben von Wir sind Kirche vom 17. Februar 2015 ausführlich dargelegt sind: www.wir-sind-kirche.de/files/2309_20150217_Brief_Bischoefe.pdf

In der „Königsteiner Erklärung“, der Antwort auf die Enzyklika „Humanae vitae“ von 1968, haben die deutschen Bischöfe zu Recht auf die Freiheit des Gewissens hingewiesen und der verantwortlichen Gewissensentscheidung den Vorrang vor einengenden, mit Sünde drohenden Vorschriften gegeben. Das Kirchenvolk, ja das gesamte Gottesvolk erwartet heute denselben Mut bei den anstehenden Fragen nach einer Neubewertung von verantwortlich gelebter Sexualität. Auch hier müssen die Ergebnisse der theologischen Forschung und der Humanwissenschaften Eingang finden. Wenn solche Impulse nicht von der Deutschen Bischofskonferenz ausgehen, woher sollen sie dann kommen?

Die Erwartungen des Kirchenvolkes sind groß. Es braucht Lösungsansätze, die sich an der Lebenswirklichkeit der Menschen heute orientieren, die sich in verschiedenen Kulturkreisen durchaus verschieden darstellen können. Wir brauchen eine Öffnung des Diskurses über die Lehre von der Kardinal Müller immer wieder betonten „Unauflösigkeit der christlichen Ehe“ (siehe dazu Schreiben an Kardinal Gerhard Ludwig Müller von Prof. Hermann Häring und Prof. Norbert Scholl (www.wir-sind-kirche.de/files/2226_SCHOLL-HAERING%20an%20MUELLER.pdf). Wir brauchen Lösungen, die den Worten der Schrift verpflichtet sind, die Botschaft von der Liebe Gottes aber nicht als neue Gesetze verkünden. Wir brauchen Lösungen, die nicht aus Angst vor Veränderungen die Augen vor der Realität verschließen. Das Fürwahrhalten von Glaubenssätzen ist ein Übereinkommen, das den gemeinsamen Glauben ausdrückt, noch nicht der Glaube selbst. Ihn müssen die Christinnen und Christen für ihre je-weilige Zeit immer neu formulieren, damit sie ihn leben können, so wie es Kardinal Marx in seiner Eröffnungspredigt ausdrückte.

Die Bischöfe sollten sich entschieden dafür einsetzen, dass bei der Ordentlichen Bischofssynode im Herbst 2015 noch sehr viel mehr als bisher Experten und Expertinnen der verschiedenen nicht nur theologischen Fachgebiete sowie vor allem auch sogenannte „Laien“, die über sehr unterschiedliche Familienerfahrungen verfügen, zumindest redeberechtigt an der kommenden Synode teilnehmen können.

Die deutschen Bischöfe sollten dem Kirchenvolk sehr bald mitteilen, welche wirklich erneuernden und wirklich barmherzigen Ansätze die Deutsche Bischofskonferenz für die Familien-Synode 2015 vorbereitet und zusammenstellt. Das Kirchenvolk hat ein Recht darauf zu erfahren, was die Bischöfe als Vertreter der römisch-katholischen Kirche in Deutschland dem Synodensekretariat übersenden. Das bisher noch große Interesse des Kirchenvolkes an der Familien-Synode ist eine Chance, die nicht verspielt werden darf.

Pressekontakte während der Bischofskonferenz:

Sigrid Grabmeier, Tel: 0170-8626 290, E-Mail: grabmeier@wir-sind-kirche.de
Christian Weisner, Tel. 0172-5184082 E-Mail: presse@wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 25­.02.2015