Missbrauchsverdacht

Vertuschung light: Sexualisierte Gewalt wird in der katholischen Kirche immer noch kleingeschrieben

Pressemitteilung München/Deggendorf 19. August 2016

Wir sind Kirche zu den Vorwürfen: Kardinal Marx wusste als Trierer Bischof vom Missbrauchsverdacht

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche hält die heutigen Erklärungsversuche, warum Kardinal Marx als Bischof von Trier Missbrauchsvorwürfen nicht konsequent nachgegangen sei, für „Vertuschung light“. Nur ein freimütiges Eingestehen des Versagens öffnet die Türen für eine wirkliche Aufarbeitung der Vertuschung sexualisierter Gewalt.


Sich heute darauf zu berufen, die Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz seien damals nicht so eindeutig gewesen, gibt einen Fingerzeig darauf, wie wenig ernst diese genommen wurden und immer noch werden, und das in mehrfacher Hinsicht.

Zum einen wurden die Akten über die staatsanwaltlichen Ermittlungen gar nicht angefordert. Dass nach staatlichem Recht die Taten verjährt waren, also eine Strafverfolgung nicht mehr stattfand, ändert nichts daran, dass sie nach kirchlichem Recht geboten war. Man hat sich aber mit der Unschuldsbeteuerung des Priesters zufrieden gegeben.

Zum anderen galt aber schon nach den Leitlinien von 2002, dass die Fürsorge dem Opfer gelten muss. Das ist offenbar unterlassen worden. Stattdessen konnte der beschuldigte Priester weiterhin im Amt bleiben, und empfohlene Präventionsmaßnahmen unterblieben.

Zum dritten zeigt der ganze Vorgang, dass bei den kirchlichen Verantwortungsträgern immer noch der Grundsatz gilt: Wir halten uns an die Vorschriften – solange es uns passt! Ziel kirchlichen Handelns muss aber der Mensch sein, nicht der Erhalt des Ansehens der Institution Kirche. Nach den Vorgängen in Hildesheim und Würzburg zeigen die aktuellen Vorwürfe gegen Kardinal Marx, dass das Thema sexualisierte Gewalt immer noch kleingeschrieben wird und noch lange nicht aufgearbeitet worden ist. Es drängt sich der Verdacht der „Salamitaktik“ auf: Es wird immer nur scheibchenweise zugegeben, was sowieso schon bekannt ist. Wir sind Kirche erneuert daher die Aufforderung, das Versagen in der Vergangenheit offen einzugestehen, da sich nur so die Türen für eine wirkliche Aufarbeitung der Vertuschung sexualisierter Gewalt öffnen .

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Seit dem Sommer 2002 hat die KirchenVolksBewegung fast zehn Jahre lang ein unabhängiges niederschwelliges Not-Telefon betrieben, das mehr als 400 Menschen beraten und begleitet hat, die damals oder früher von sexueller Gewalt durch Priester und Ordensleute betroffen waren. Die im März 2010 eröffnete telefonische Hotline der Bischofskonferenz für Betroffene ist bedauerlicherweise schon im Dezember 2012 wieder eingestellt worden.

Im Jahr 1995 waren es die Vorwürfe gegen den damaligen Wiener Kardinal Hans Hermann Groer, die zu den Kirchenvolks-Begehren in Österreich und dann auch in Deutschland geführt haben, aus denen die österreichische Plattform Wir sind Kirche, die deutsche KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche und die Internationale Bewegung Wir sind Kirche hervorgegangen sind.

Pressekontakt Wir sind Kirche-Bundesteam:

Sigrid Grabmeier, Tel: 0170-8626 290, E-Mail: grabmeier@wir-sind-kirche.de
Magnus Lux, Tel: 0176-4170 7725, E-Mail:lux@wir-sind-kirche.de






Verjährt, aber nicht vergessen. Hat Kardinal Marx einen Missbrauchstäter gedeckt?
Von Hannes Leitlein 25. August 2016, Erschienen in Christ & Welt
http://www.zeit.de/2016/36/kardinal-marx-missbrauchsvorwuerfe-deckung

MissBiT - Sexueller Missbrauch durch Angehörige der katholischen Kirche im Bistum Trier
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Zuletzt geändert am 06­.09.2016