Rücktritt aller Bischöfe Chiles

„Die Zeit der Vertuschung muss jetzt endgültig vorbei sein“

Pressemitteilung, München / Rom / Chile 19. Mai 2018  

Nach Ansicht der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche ist die beispiellose Entscheidung aller 34 chilenischen Bischöfe, dem Papst ihren sofortigen Rücktritt anzubieten, die einzige Möglichkeit für die katholische Kirche in Chile, die Wunden der Überlebenden zu heilen und nach einem langen Prozess des Lernens und Heilens wieder eine vertrauensvolle Kirche zu werden.

Papst Franziskus ist es hoch anzurechnen, dass er, nachdem er Anfang des Jahres noch den chilenischen Bischof Juan Barros gegenüber Vertuschungsvorwürden heftig verteidigt hatte, jetzt zunächst einige der chilenischen Überlebenden sexualisierter Gewalt und dann alle Bischöfe Chiles nach Rom eingeladen hat. Es liegt jetzt aber auch in der Verantwortung der gesamten chilenischen Kirchenleitung, ob es mit Hilfe kircheninterner wie auch unabhängiger Aufarbeitung gelingen kann, weiteren Schaden von der Kirche in Chile abzuwenden und neues Vertrauen aufzubauen.

Einige europäische Länder wie Irland, Belgien und Deutschland sind durch die Aufdeckung der systematischen Vertuschung sexualisierter Gewalt in ihren Kirchen bereits in große Vertrauenskrisen geraten. In vielen anderen Ländern Europas wie auch in Afrika und Asien wird die Existenz sexualisierter Gewalt jedoch immer noch von den Kirchenleitungen ignoriert und geleugnet. Die Entwicklung in Chile und die Reaktion von Papst Franziskus wird den Bischöfen auch in diesen Ländern hoffentlich eine starke Lektion sein, jetzt unnachgiebig gegen sexualisierte Gewalt und jede Art von Vertuschung vorzugehen.

Die Vertuschung sexualisierter Gewalt hat die Glaubwürdigkeit der römisch-katholischen Kirche weltweit weit mehr zerstört als z.B. Finanzskandale. Das Vertrauen wieder aufzubauen, wird ein langwieriger Prozess sein und viel Energie erfordern. Wie die aktuelle Me-too-Debatte zeigt, leiden allerdings auch andere große Institutionen im Kultur-, Bildungs- und Sportbereich unter Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt gegen Untergebene und Abhängige. Der Schutz von Kindern, Jugendlichen und Frauen wird und muss eine dauerhafte Aufgabe für die Zukunft sein. Es wäre gut, wenn die katholische Kirche nach ihrer tiefen Krise am Ende zu den Vorreitern für Schutz und Prävention gehören würde.

Die in vielen Ländern bestehende Bewegung Wir sind Kirche wurde 1995 in Österreich gegründet, nachdem dem Wiener Kardinal Wien Hans-Hermann Groer sexualisierte Gewalt an Seminaristen vorgeworfen worden ist. Zu diesen Vorwürfen hat er sich aber bis zu seinem Tode im Jahr 2003 nicht bekannt.

Auf dem 101. Deutschen Katholikentag in Münster hat die deutsche KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche die Veranstaltung „Aufdecken – aufarbeiten – verhindern! Sexualisierte Gewalt und die Verantwortung der Kirche heute“ durchgeführt mit Bischof Dr. Stephan Ackermann, Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Katsch von der Betroffenenorganisation „Eckiger Tisch und Prof. Dr. Martin Wazlawik, Experte für pädagogische Professionalität gegen sexuelle Gewalt an der Universität Münster. Ein Ergebnis des sehr konstruktiven Gesprächs war, dass die Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt eine Daueraufgabe ist und bleiben muss.

Pressekontakt Wir sind Kirche-Bundesteam:    Christian Weisner, Tel. 0172-5184082 E-Mail: presse@wir-sind-kirche.de

 

 

 

We Are Church International Supports the Actions of the People of God in Chile and Resignation of Chilean Bishops (25 May 2018)
https://www.we-are-church.org/413/index.php/news/we-are-church-news-and-comment/668-we-are-church-international-supports-the-actions-of-the-people-of-god-in-chile-and-resignation-of-chilean-bishops

Zuletzt geändert am 26­.05.2018