Amtsverzicht Erzbischof Heße

„Auch Kardinal Woelki muss persönlich Verantwortung übernehmen!“

Wir sind Kirche zum Amtsverzicht des Hamburger Erzbischofs Dr. Stefan Heße

Pressemitteilung München / Hamburg / Köln, 18. März 2021

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche hält es für folgerichtig, dass der Hamburger Erzbischof Dr. Stefan Heße nach der heute erfolgten Vorstellung der Kölner Missbrauchsstudie dem Papst seinen Rücktritt angeboten und um sofortige Entbindung von seinen Aufgaben ersucht hat. Der Strafrechtler Björn Gercke hatte dem früheren Personalchef im Erzbistum Köln elf Pflichtverletzungen vorgeworfen. Von 2003 bis 2005 leitete Heße die Abteilung Pastoraleinsatz/Pastorale Dienste, seit 2006 war er stellvertretender Generalvikar, seit 2012 Generalvikar und 2014 Diözesanadministrator. Am 26. Januar 2015 ernannte Papst Franziskus ihn zum Erzbischof von Hamburg.

Wenn Erzbischof Heße erklärt, er habe sich nicht an Vertuschungen beteiligt, er habe immer nach bestem Wissen und Gewissen richtig gehandelt und das System sei schuld, so ist dies genau das fehlende Unrechtsbewusstsein, das die Kölner Missbrauchsstudie benennt.

Nach der Vorstellung des Gutachtens hat Kardinal Woelki, der angab, das Gutachten bislang nicht zu kennen, heute sofort Weihbischof Dr. Dominikus Schwaderlapp und Offizial Dr. Günter Assenmacher von deren Aufgaben entbunden.

Welche Rolle hat Woelki im System Meisner gespielt?

Nach Studium des Gutachtens sollte sich auch Kardinal Woelki selber fragen, ob es nach seinen häufig gemachten Ankündigungen nicht auch für ihn jetzt an der Zeit ist, dem Papst seinen Rücktritt anzubieten. Das rein juristisch ausgerichtete Gutachten hat in den schlecht geführten und sehr lückenhaften Akten zwar keine strafrechtlich relevante Pflichtverletzung bei Kardinal Woelki erkennen können. Als nach Kirchenrecht Letztverantwortlicher in seinem Bistum kann er sich jedoch nicht als unbeteiligt bezeichnen, denn im mildesten Fall hat er in seinem Amt wichtige Pflichten versäumt.  

Kardinal Joachim Meisner wird durch das Gutachten besonders schwer belastet. In der Zeit, als Meisner Erzbischof von Köln war (1989 bis 2014), arbeitete Rainer Maria Woelki lange Jahre (1990 bis 1997) als dessen Erzbischöflicher Kaplan und Geheimsekretär – eine Aufgabe, die er seiner absoluten Loyalität zu Kardinal Meisner zu verdanken hatte.1)

Es fällt schwer zu glauben, dass er an der Handhabung von Missbrauchsfällen in keiner Weise beteiligt oder davon zumindest Kenntnis gehabt haben soll. Deshalb müsste Woelki auch über die rein juristische Aufklärung hinaus endlich persönlich Verantwortung übernehmen und seinen Rücktritt anbieten.

Hinzukommt, dass Kardinal Woelki durch sein Taktieren, Lawieren, Instrumentalisieren des Betroffenenbeirates und seine Versuche, Kritiker zum Schweigen zu bringen, gezeigt hat, dass er nicht der richtige Mann ist, der Aufklärung voranbringen und die von ihm geschlagenen Wunden heilen kann. Mit seinem Verhalten hat Woelki seinem Amt und der Kirche in Deutschland so viel unermesslichen Schaden zugefügt, dass er den Weg für einen Neuanfang in Glaubwürdigkeit dringend frei geben sollte.

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1) Kardinal Woelki zum Tode von Kardinal Meisner „Großes Gefühl der Dankbarkeit“
     > domradio.de 5.7.2017

> Erste Stellungnahme von Wir sind Kirche zur Vorstellung des Kölner Missbrauchsgutachtens (18.3.2021)

Zuletzt geändert am 18­.03.2021