Herbstvollversammlung DBK Fulda Ende

„Blockiert durch Mitbrüder, Nuntius und Rom“

Wir sind Kirche zum Abschluss der Herbstvollversammlung der DBK in Fulda

  • Schwierige Ausgangsbedingungen für die 2. Synodalversammlung
  • Lähmende Situation in den Erzbistümern Hamburg und Köln
  • Abberufung von Erzbischof Dr. Nikola Eterović als Apostolischer Nuntius in Deutschland

Pressemitteilung München, Fulda, 23. September 2021

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche bedauert es sehr, dass das bremsende Verhalten einzelner Bischöfe, das drohende Grußwort des Nuntius zu Beginn sowie die irritierenden Personalentscheidungen des Vatikans die dringend notwendigen und von der großen Mehrheit der Bischöfe und ihrem Vorsitzenden Bischof Dr. Georg Bätzing angestrebten grundlegenden Reformen erneut blockiert haben.

Das Bemühen einzelner Bischöfe und des Vorsitzenden der DBK um eine Umkehr im Selbstverständnis ihres Dienstamtes wird damit in unverantwortlicher Weise torpediert. Dies wird die gegenwärtige Kirchenleitungskrise noch verschärfen, die keineswegs nur durch Corona verursachte Auflösung kirchlichen Lebens weiter beschleunigen und die Austrittszahlen weiter in die Höhe schnellen lassen. Und es wird den gesellschaftlichen Relevanzverlust der katholischen Kirche weiter forcieren.

Schwierige Ausgangsbedingungen für die 2. Synodalversammlung

Die aktuelle kirchliche Gemengelage stellt auch eine große Vorbelastung für die genau in einer Woche beginnende zweite Vollversammlung des Synodalen Weges dar. Mit seinem spalterischen Alleingang einer eigenen Webseite „synodale-beitraege.de“ zum Synodalen Weg in Deutschland hat sich der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer selbst disqualifiziert und ist zu Recht nicht mehr zum Vorsitzenden der Glaubenskongregation der DBK gewählt worden.

Auch nach dieser Herbstvollversammlung appelliert Wir sind Kirche zusammen mit anderen Verbänden und Reformgruppen noch einmal an alle deutschen Bischöfe, den mühsam begonnenen Reformprozess des Synodalen Weges auch geschlossen und mit voller Kraft weiterzugehen. Unabhängig von den Ergebnissen des Synodalen Weges, der trotz aller Blockaden auf jeden Fall stringent weitergeführt werden muss, steht jeder einzelne Bischöfe in der Pflicht, dort diskutierte Teilreformen umgehend und auch schon jetzt in seinem eigenen Bistum in Kraft zu setzen.

Beim Synodalen Weg braucht es eine theologisch fundierte Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre sowie Vorschläge für zeitgemäße Dienste und Strukturen, die von der großen Mehrheit aller Teilnehmenden, auch der Bischöfe, mitgetragen werden. Das wird dann auch Rom nicht ignorieren können. So wichtig die auch von Papst Franziskus vorgegebene Grundlinie der Evangelisierung sein mag: Die Evangelisierung muss zunächst innerhalb der eigenen Glaubensgemeinschaft erfolgen. Denn bevor nicht eine wirkliche Aufarbeitung der Themen des Synodalen Weges „Macht“, „Sexuallehre“ „Priesterliche Existenz“ sowie „Dienste und Ämter von Frauen“ begonnen hat, werden alle noch so gut gemeinten Bemühungen der Evangelisierung nach außen ins Leere laufen.

Wir sind Kirche hält die Warnungen des Nuntius und einzelner Bischöfe vor einer deutschen Nationalkirche, einer Kirchenspaltung oder einer theologisch niveaulosen Debatte für nicht gerechtfertigt. Wird damit doch jede theologisch begründete Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre blockiert.

Lähmende Situation in den Erzbistümern Hamburg und Köln

Dass der Vatikan erst wenige Tage vor die Herbstvollversammlung mitteilte, dass der Hamburger Erzbischof Dr. Stefan Heße trotz der im Kölner Missbrauchsgutachten festgestellten mehrfachen Pflichtverletzungen ohne weiteres sein Amt wieder aufnehmen konnte und das immer noch ausstehende Ergebnis der päpstlichen Visitation bezüglich Kardinal Rainer Maria Woelki irritieren nicht nur große Teile des Kirchenvolks, sondern auch immer mehr Bischöfe.

Nach einer aktuellen INSA-Umfrage wollen 61 Prozent der 22,2 Mio. Katholiken in Deutschland, dass Papst Franziskus den Kölner Kardinal sofort abberuft. 70 Prozent der Katholiken sprachen sich außerdem dafür aus, dass alle 27 deutschen Ortsbischöfe dem Papst ihren Rücktritt anbieten, weil die Kirche insgesamt in der Missbrauchsaffäre versagt habe.

Abberufung von Erzbischof Dr. Nikola Eterović als Apostolischer Nuntius in Deutschland

Wir sind Kirche hält es für ein unentschuldbares Versagen des Nuntius in Deutschland, dass er nicht bereit ist oder in der Lage ist, dem Vatikan zu vermitteln, dass der Synodale Weg in Deutschland kein spalterischer Sonderweg ist, sondern der Versuch, auf hohem theologischen Niveau einen Beitrag dazu zu leisten, die Risikofaktoren von klerikalem Machtmissbrauch einzudämmen. Deshalb fordert Wir sind Kirche die Abberufung des Nuntius durch den Vatikan. Auch wenn Erzbischof Dr. Nikola Eterović als Apostolischer Nuntius in Deutschland im September 2013 bestellt wurde, als Papst Franziskus schon im Amt war, vertritt er schon lange nicht die Linie des Papstes, der sich für eine Synodale Kirche auf allen Ebenen ausspricht.

Die Grußbotschaft des Nuntius an die diesjährige Herbstvollversammlung der DBK in Fulda war eine eindeutige Drohbotschaft und zeigt, wie wenig der Nuntius über die tatsächliche Situation der Kirche in Deutschland informiert ist. Der Nuntius erwähnt mit keiner Silbe, was der Anlass des Synodalen Weges in Deutschland war, für den sich die Bischöfe bei Ihrer Frühjahrsversammlung von zweieinhalb Jahren im März 2019 in Lingen einstimmig (bei nur vier Enthaltungen) ausgesprochen haben.

Der Appell, die Einheit mit der Weltkirche nicht zu gefährden, ist fadenscheinig, werden ähnliche Prozesse derzeit u.a. für Irland und Australien vorbereitet. Unter dem Scheinargument der Einheit mt der Weltkirche hat diese Grußbotschaft dazu beigetragen, die schon jetzt nicht bestehende Einheit in der deutschen Bischofskonferenz weiter zu erschweren und zu verunmöglichen. Auch die Kinderschutzkonferenz gerade in Warschau stellt fest, wie pandemisch der kirchliche Glaubwürdigkeitsverlust auf Grund der sexualisierten Gewalt und ihrer Vertuschung ist und wie notwendig das Handeln der Bischöfe ist,

Auch bei der Entstehung des Briefes des Papstes an das „pilgernde Volk Gottes“ im Juni 2019 und des kirchenrechtlichen Schreibens von Kardinal Ouellet an die deutsche Kirche von Anfang September 2019 hatte der Nuntius eine höchst ungute Rolle gespielt (Herder Korrespondenz 18.9.2019). Die turnusgemäßen Lageberichte des Apostolischen Nuntius in Berlin haben die Atmosphäre des Misstrauens in Rom noch verstärkt. Die ZdK-Vertreter im Präsidium des Synodalen Weges sind bis heute nicht im Vatikan empfangen geschweige gehört worden. Dies ist ein Versagen, das auch dem jetzigen Nuntius anzulasten ist.

 

Pressekontakt Wir sind Kirche:
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Zuletzt geändert am 17­.12.2021