16.2.2024 - KNA aktuell

Korrespondentenbericht: Katholische Bischöfe treen sich in Augsburg

Konferenz widmet sich Friedensethik, Wahlen und Reformen
Die katholischen deutschen Bischöfe tagen nächste Woche in Augsburg. Sie wollen sich aktuellen Debatten widmen: Die
Zukunft der Demokratie ist ein Thema. Und es geht um Aufrüstung und Pazismus in der Zeitenwende.
Von Christopher Beschnitt und Ludwig Ring-Eifel (KNA)
Augsburg (KNA) Es mag ein Sinnbild sein: Augsburgs stadtbildpr
ägender Turm der Basilika Sankt Ulrich und Afra ist
derzeit eingerüstet. Von seiner Pracht ist kaum etwas zu sehen,
er muss gründlich renoviert werden. Nicht wenige dürften
meinen: Der katholischen Kirche insgesamt geht's gerade
ähnlich.

Im Schatten der Baustelle kommen die deutschen Bischö-
fe zu ihrer Frühjahrsvollversammlung zusammen. Vom 19. bis
22. Februar tagen sie im Haus Sankt Ulrich, gleich neben der
Basilika, in der auch mehrere Gottesdienste im Rahmen der
Konferenz stattnden.

Aufs Programm haben sich die Bischöfe zwei groÿe politische
Themen gesetzt, aber auch innerkirchliche Debatten
stehen an. Schwerpunktmäÿig geht es um Fragen zur Zukunft
der Demokratie in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft.
Und dann wollen die Kirchenmänner angesichts
der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten ein neues
Friedenswort präsentieren.

Laut Bischofskonferenz ist das neue Friedenswort mit dem
Titel Friede diesem Haus der Versuch, die Friedensbotschaft
des Evangeliums im Angesicht der aktuellen weltpolitischen
Situation prinzipienfest, aber auch nuanciert und wirklich-
keitsgerecht zur Sprache zu bringen. Und weiter: Insbesondere
seit dem Frontalangri auf die Prinzipien der geltenden
Ordnung, die der Ukraine-Krieg darstellt, ist die Frage nach
der christlichen Gewaltfreiheit neu aufgerufen.

Die spannende Frage ist, wie das Friedenswort mit den
innerkirchlichen Spannungen zwischen Pazisten und Anhängern
der Lehre vom Gerechten Krieg umgeht. Laut Kirchenvater
Augustinus ist Gewalt als äußerstes Mittel zur Gefahrenabwehr
und Selbstverteidigung legitim. Doch Papst Franziskus
stellte sich zuletzt deutlich auf die Seite des christlichen
Pazismus. Immer wieder warnt er vor einem dritten
Weltkrieg in Stücken.

Aber auch an innerkirchlichen Debatten mangelt es nicht.
So wollen sich die Bischöfe mit den Ergebnissen der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung
vom November befassen. Die
Studie sagt steigende Kirchen-Austrittszahlen voraus. Themen
sind ferner das Heilige Jahr 2025, die Internationale Ministrantenwallfahrt
nach Rom im Sommer und die Woche
für das Leben, bei der die Evangelische Kirche nicht mehr
mitmachen will.

Nur unter ferner liefen befassen sich die Bischöfe diesmal
mit der vom Papst einberufenen Weltsynode. Sie war bei
der Versammlung der 27 Ortsbischöfe, dem Ständigen Rat,
im Januar bereits Thema. Die deutschen Bistümer können
bis zum 31. März Vorschläge beim Sekretariat in Bonn einreichen,
vor dort gehen sie weiter nach Rom. Darin soll es vor
allem um Wege zu einer Dezentralisierung der katholischen
Weltkirche gehen. Für mögliche Sonderwege der Kirche in
Deutschland wäre das eine wichtige Weichenstellung.

Die Bischöfe treffen sich mitten in einem Augsburger
Festjahr. Das Bistum feiert noch bis nächsten Sommer zu
Ehren seines Patrons das Ulrichsjubiläum, das an Ulrichs
Bischofsweihe vor 1.100 Jahren und seinen Tod vor 1.050
Jahren erinnern soll. Das Motto lautet Mit dem Ohr des
Herzens.

Möglich, dass der Baulärm von der Ulrichsbasilika beim
Treffen der Bischöfe zu hören ist. Aber auch sonst wird es
wohl nicht immer ruhig sein in Augsburg. Reformorientierte
Gläubige haben zum Erönungsgottesdienst am Montag eine
Mahnwache vor dem Dom angekündigt. Sie treten ein für
echte Synodalität und eine zukunftsfähige Kirche.
Christian Weisner, Sprecher der Gruppe Wir sind Kirche,
erklärte vorab: Die Bischöfe, die sich immer noch dem Synodalen
Weg in Deutschland und der Finanzierung des Synodalen
Ausschusses verweigern, machen sich schuldig an der
Zukunftsfähigkeit der verfassten katholischen Kirche in unserem
Land.

Die Initiative Neuer Anfang aus dem konservativen
Spektrum mahnte derweil: Bischöfe, macht Euch ehrlich!
 Sie sollten der Satzung des Synodalen Ausschusses, in
dem künftig Bischöfe und Laien gemeinsam entscheiden würden,
nicht zustimmen. Die epochale Gottes- und Glaubenskrise
kann nicht durch wackeren Sitzungskatholizismus und
die Optimierung von Gremien behoben werden. Die Bischöfe
sollten besser gegen den Verlust geistlicher Substanz, intellektueller
Relevanz und prophetischer Leuchtkraft der Kirche
angehen.

Zuletzt geändert am 17­.02.2024