24.9.2007 - tagesschau.de

Proteste gegen katholische Bischöfe

Kirchen-Bewegung kritisiert Umgang mit Missbrauchsfällen

Kardinal Karl Lehmann Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Kardinal Karl Lehmann "> Bei ihrer Herbstvollversammlung wollen die derzeit 71 Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz von heute an auch über den jüngsten Missbrauchsskandal im Bistum Regenburg sprechen. Bei dem viertägigen Treffen geht es bis Donnerstag auch um die von Papst Benedikt XVI. herausgegebenen Empfehlungen zur Erleichterung von lateinischen Messen im alten Stil. Weiterer Tagesordnungspunkt ist die Ökumene.

Vor dem Kirchentreffen ging der Bischof von Fulda, Heinz Josef Algermissen, auf Distanz zum unter Druck geratenen Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller. Im Bayerischen Rundfunk sagte Algermissen, der vorbestrafte Pfarrer von Riekofen hätte nicht erneut als Pfarrer mit Kontakt zu Kindern eingesetzt werden dürfen.

Müller wird heftig kritisiert, weil er den betreffenden Priester 2004 im Widerspruch zu den Leitlinien der Bischofskonferenz erneut in seinem Bistum zum Ortspfarrer machte, obwohl der 39-Jährige vier Jahre zuvor wegen sexuellen Kindsmissbrauchs rechtskräftig zu einer einjährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden war. Der Ortspfarrer war am 30. August festgenommen worden, nachdem er sich erneut an Ministranten vergangen haben soll. Müller hatte die Übertragung des Riekofener Pfarramts an den vorbestraften Priester damit gerechtfertigt, dass ein Gutachter bei dem Seelsorger keine pädophile Neigung festgestellt haben soll.

Fuldaer Bischof kritisiert Regensburger Amtskollegen

Der Fuldaer Bischof Algermissen erklärte, dass zwar jeder Mensch die Chance für einen Neuanfang verdiene, "nur der neue Anfang darf natürlich, wenn so etwas schon einmal passiert ist mit Kindern, nur jenseits von Kindern sein". Man müsse "für einen solchen Priester eine Aufgabe suchen, wo er kontrolliert wird und wo er nicht mehr in Berührung kommt mit Kindern".

Die Kirchen-Volksbewegung "Wir sind Kirche" protestierte mit einer Mahnwache vor dem Fuldaer Dom gegen den Umgang katholischer Bischöfe mit Missbrauchsfällen. "Die Bischöfe kehren die Probleme unter den Teppich, aber auch ein dicker Teppich wird zur Stolperfalle", sagte Christian Weisner vom "Wir sind Kirche"-Bundesteam. Die Bewegung wirft dem Bistum Regensburg vor, sexuellen Missbrauch von Kindern durch Geistliche vertuscht zu haben. Sie fordert verbindliche und verpflichtende Leitlinien der Bischofskonferenz zum Umgang mit sexueller Gewalt. Die Beratungsstellen für Opfer sexuellen Missbrauchs müssten unabhängig von der Bistumsleitung sein. Ärger über lateinische Messe

Bei dem viertägigen Treffen geht es auch um die von Papst Benedikt XVI. vorgeschlagene Erleichterung von Messen im alten Stil. Die Bischöfe wollen Leitlinien beraten, wie das Apostolische Schreiben zum Gebrauch der römischen Liturgie vor 1970 in den Diözesen umgesetzt werden kann. Die Demonstranten kritisierten die Wiederzulassung der lateinischen Messe als ein "gefährliches Zeichen der Rückwärtsgewandtheit der katholischen Kirche". Die Bischöfe sollten sich deutlicher zur Ökumene bekennen.

Zuletzt geändert am 25­.09.2007