17.11.2024 - domradio.de

Reformorientierte Katholiken fordern schnelleres Umdenken. Scheitert die Kirche an sich selbst?

"Fakten schaffen statt ewig warten!" - das fordern reformorientierte Katholiken in Deutschland in einem drängenden Appell an Bischöfe, Priester und "alle Gläubigen, die sich trotz allem engagieren". Ziel ist die Weihe für Frauen.

Nach Auffassung von reformorientierten Katholiken in Deutschland hat die kürzlich im Vatikan beendete Weltsynode "entscheidende Reformthemen ausgespart". In einem am Samstagabend in Stuttgart beschlossenen "Postsynodalen Aufruf des Kirchenvolks" heißt es: "Priesterliche Lebensformen, queere Menschen, Frauenweihe und Aufarbeitung des Missbrauchs - diese Themen blieben offen."

Die Delegierten in Rom hätten jedoch mit Billigung des Papstes beschlossen, dass den Ortskirchen mehr Befugnisse und den Laien größere Teilhaberechte einzuräumen seien. Dies müsse in Deutschland genutzt werden, wenn die Kirche "ihre Glaubwürdigkeit behalten" wolle. In Stuttgart hatten mehr als 150 Vertreter der Reforminitiativen "pro concilio", "Wir sind Kirche" und der Aktionsgemeinschaft Rottenburg (AGR), einer Gruppe von Priestern und Diakonen, getagt.

Mit brennender Ungeduld

In dem einmütig beschlossenen Aufruf mit dem Titel "Mit brennender UnGeduld" wird die rasche Einführung des Diakonats der Frau verlangt. "Das Thema Frauenweihe muss von der langen Bank an die Spitze der Agenda gesetzt werden", heißt in dem Appell. Die deutschen Bischöfe müssten sich "sofort und proaktiv beim Papst für den Diakonat der Frau einsetzen" - und damit auch einen Beschluss des deutschen Reformdialogs Synodaler Weg vom 11. März 2023 umsetzen.

"Die Priester- und Bischofsweihe für Frauen bleibt unser Ziel", so der Aufruf. Er richtet sich an Bischöfe, Priester und Laien sowie "an alle Gläubigen, die sich trotz allem engagieren". Die Unterzeichner des Aufrufs betonen: "Wir kämpfen mit ihnen für Reformen - mit brennender Ungeduld."

"Kirche versteinert"

Vor 87 Jahren, im März 1937, habe Papst Pius XI. "mit brennender Sorge" auf die vom Nationalsozialismus bedrängte Kirche in Deutschland geblickt, erläuterte Rechtsanwalt Martin Schockenhoff, Sprecher des Leitungsteams von "pro concilio". Heute schaue man "mit brennender Ungeduld auf eine ganz andere Gefährdung: Dass die Kirche an sich selbst scheitert, versteinert, austrocknet".

Der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Stuttgart sagte Schockenhoff, die Weltsynode habe keine greifbaren Ergebnisse gebracht, aber die Erkenntnis: "Wir brauchen ein neues Weltkonzil, das seine Agenda selbst bestimmt und Entscheidungen trifft." Zuletzt waren im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) grundlegende Reformen der Katholischen Kirche beschlossen worden.

Reformieren trotz Widerspruchs aus Rom

In dem Aufruf wird auch gefordert, dass "allen geeigneten Gläubigen, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung und Lebensform Leitungsaufgaben zu übertragen sind, die bislang noch von Priestern ausgeübt werden". Dies gelte auch für die Gemeindeleitung und Ordinariate.

Unter der Überschrift "Fakten schaffen statt ewig warten" heißt es, Reformen, die vom geltenden Kirchenrecht nicht untersagt seien, müssten mutig beschlossen und umgesetzt werden. "Widerspruch aus Rom oder von Amtsträgern ist kein Grund, auf Reformen, die kirchenrechtlich nicht verboten sind, zu verzichten."

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Zuletzt geƤndert am 18­.11.2024