30.11.2007 - Süddeutsche Zeitung

„Der passt gut”

Positive Reaktionen auf den Erzbischof aus Westfalen

Während das Bistum schweigt, begrüßen Politik und Protestanten die anstehende Berufung von Marx

Von Monika Maier-Albang

Ein Westfale als Bischof von München? Das Kirchenvolk hat damit offenbar keine Probleme. Die Reaktionen auf die bevorstehende Ernennung des Trierer Bischofs Reinhard Marx zum Nachfolger von Kardinal Friedrich Wetter waren am Donnerstag behutsam positiv. Der Münchner SPD-Vorsitzende Franz Maget sprach gar von einer „sehr guten Entscheidung”.

Der bayerische Papst wird in seinem alten Bistum einen Bayern installieren wie stets in der Bistumsgeschichte – das schien bis zu dieser Woche unumstößlich. Doch nun schickt Benedikt XVI. den Münchnern einen Westfalen, der Fan ist von Eintracht Trier, Mitglied im dortigen katholischen Schützenverband und der gerade an einer Neuauflage von „Das Kapital” arbeitet. An Pfingsten 2008 soll die sozialethische Streitschrift im Münchner Pattloch-Verlag erscheinen.

Egal, ob Bayer oder „Zuagroaster”, sagt Martin Cambensy, Pfarrer von St. Martin in Moosach. „Wenn Bischof Marx kommen sollte, werden wir ihn freundlich empfangen.” Für den Münchner Caritasdirektor Hans Lindenberger ist die Ernennung des „sozialpolitisch wachen Theologen und ausgewiesenen Sozialethikers” ebenfalls „eine gute Nachricht”. Marx werde sich politisch einmischen. „Darauf freue ich mich.”

Münchens SPD-Chef Franz Maget äußerte sich am Donnerstag launig zu der Personalie: „Ich ziehe meine vor kurzem geäußerte Befürchtung, was die Bischöfe mit ,M‘ betrifft, jetzt ausdrücklich zurück, denn diese waren bezogen auf die Herren Müller und Mixa aus Regensburg und Augsburg. Der Name Marx aus Trier passt gut”, sagte Maget. „Die Westfalen sollen zwar Sturköpfe sein, aber wenn man vernünftig mit ihnen redet, passt das schon.” Dass auch Marx sich in München zurechtfinden wird, daran hat der Trierer Prälat Maximilian Hommens keine Zweifel. Hommens war von 1981 bis 1984 Pfarrer in Ottenhofen bei Markt Schwaben, weiß daher aus eigener Erfahrung: „Wenn einer freundlich mit den Bayern umgeht, geradeaus und ehrlich ist, akzeptieren sie auch Saupreußen.”

Verhaltener äußerte sich die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche”. Sie riet dem designierten Erzbischof zu einem „partnerschaftlichen Leitungsstil”. „Der Geist von Kardinal Döpfner und des Zweiten Vatikanischen Konzils ist in München noch vorhanden”, sagte der Sprecher Christian Weisner. Man hoffe, dass sich daran nichts ändert. „Der neue Erzbischof sollte ein Bischof für die Diözese sein und nicht für Rom.” Kritik übte er am Ernennungsverfahren: Die vom Domkapitel eingereichte Dreierliste sei ignoriert und nicht einmal die Bischofskongregation in Rom eingeschaltet worden.

Der evangelische Landesbischof Johannes Friedrich zeigte sich „sehr erfreut” über die voraussichtliche Berufung. „Um die Ökumene habe ich absolut keine Sorge”, sagte er. Marx sei ein Mensch, mit dem man „in der Sache streiten kann, ohne sich dabei zu zerstreiten”. In München steht 2010 der 2. Ökumenischer Kirchentag an. Nach dem Kirchentag von 2003 in Berlin hatte Marx den emeritierten Theologieprofessor Gotthold Hasenhüttel vom Priesteramt suspendiert, weil dieser damals evangelische Christen zur Kommunion geladen hatte. Man dürfe dies aber nicht überbewerten, sagt Friedrich. Marx habe so reagieren müssen.

Offiziell soll die Ernennung von Marx heute in München bekannt gegeben werden. Erst danach wird eine Delegation aus dem Erzbistum nach Trier reisen und klären, wann Marx zum Antrittsbesuch nach München kommt. Dies dürfte kaum vor dem 8. Dezember sein, an dem Wetter den 25. Jahrestag seiner Amtsübernahme im Erzbistum feiert. Wetter, so heißt es, sei verärgert darüber, dass die Personalentscheidung vor dem Verkündungstermin durchgesickert ist. „Rom ist Herr des Verfahrens” – darauf pochen die Pressestellen in München und Trier. Dementsprechend schwieg man dort noch am Donnerstag beharrlich. Auch Bischof Marx gab dem Bayerischen Rundfunk zu verstehen: „Der Heilige Vater ernennt die Bischöfe, nicht die Presse.” Nur der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller bestätigte indirekt die Ernennung. „Das wird morgen veröffentlicht werden, und da sind wir alle sehr froh.”

Zuletzt geändert am 30­.11.2007