November 2000 - Kolpingblatt

Kolping als „ein Stück begründete Hoffnung“

Mittermaier: „Ökumene ist keine Illusion, Ökumene ist Pflicht“

„Ich träum’ so manches Mal von einer Kirche, die verändert. Voll Mut und Kraft sich engagiert, die wieder eint, was man getrennt hat. Auf die man wieder baut, der man vertraut nicht nur von Ferne, von der man wieder sagt: Hier leb’ ich gerne.“ So sangen Tobias Tschöpe und Markus Leitschuh, Mitglieder der Kolpingsfamilie Kassel-Zentral und des KasselerKirchenKabaretts im Forum „Kirchenträume“. In der Kölner Musikhochschule wurden sehr unterschiedliche Kirchenbilder deutlich.

Eva-Maria Kiklas, Mitglied im KolpingwerkDiözesanverband Dresden, erneuerte für die Initiative „Wir sind Kirche“ die 1995 von 1,8 Millionen Menschen unterzeichneten Forderungen nach mehr Demokratie in der Kirche und Gleichberechtigung der Frauen. Die katholische Kirche brauche eine Entflechtung von Zwangszölibat und Priesteramt, einen anderen Umgang mit dem Thema Sexualität und müsse die Frohbotschaft so verkünden, dass sie nicht als Drohbotschaft misszuverstehen sei. Petra Henn, Vertreterin der konservativen Initiative „Pro Kirche“, erklärte, sie sehe für die Kirche vor allem dann eine Zukunft, „wenn sie auf die Menschen zugeht“. Kirche solle die neuen Medien als Chance verstehen.

„Ökumene ist keine Illusion, Ökumene ist Pflicht“, erläuterte Bernhard Mittermaier , Vorsitzender des Kolping-Bundesfachausschusses „Kirche mitgestalten“ unter dem Beifall der rund 400 Zuhörer. In vielen Kolpingsfamilien gäbe es großes Engagement in dieser Richtung. Mittermaier verteidigte das Eintreten des Kolpingwerkes für Frauen in Konfliktsituationen und die Unterstützung der Schwangerenkonfliktberatung von Donum Vitae. Es verletze ihn persönlich sehr, bekannte das Mitglied des Bundesvorstandes, wenn ihm jemand deshalb vorwerfe, das sei ein Verrat an Adolph Kolping.

Die Kirche ist krank

Für Paul Zulehner ist Kolping auch „ein Stück begründete Hoffnung“. Er wünsche sich das Kolpingwerk als eine Art altkirchlichen Diakon, der sich um Benachteiligte kümmere und auch die Bischöfe immer wieder belehre, „damit sie wissen, was los ist“. Kirche müsse intelligentere Projekte starten, so der Wiener Pastoraltheologe. „Wenn wir die Kirche weiter gefährden wollen, dann langweilen wir die Menschen weiter.“ Die Kirche ist krank, so seine Analyse, deshalb beschäftige sie sich auch nur mit sich selbst – wie es jeder tue, der von einer Krankheit geplagt sei. Das Engagement der Kirche fehle daher dort, wo Menschen in Gefahr seien, Verlierer zu werden.

Bischof Franz-Josef Bode äußerte den Wunsch, die Kirche müsse „den Hunger der Menschen besser wahrnehmen“, die gerade bei jungen Menschen vorhandene Grundsehnsucht nach gelingendem Leben. Er versuche, Frauen in seiner Diözese eine weitere Teilhabe in der Kirche zu ermöglichen. Männer, die in der Kirche Macht ausübten, müssten die Fähigkeit zu dienender Liebe entwickeln, forderte Paul Zulehner. Seine These zum Frauendiakonat: „Die Entwicklung der Frau in der Kirche werde behindert durch die Nichtentwicklung der Männer.

Klaus Scherer

Zuletzt geändert am 04­.04.2008