26. Januar 2006 - Süddeutsche Zeitung

Papst warnt vor ungezügeltem Kapitalismus

von Stefan Ulrich

Küng: Solide theologische Kost

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) nannte die Enzyklika einen „bewegenden Aufruf zur Mitmenschlichkeit". Der Papst habe „ein kraftvolles Plädoyer für die Gerechtigkeit als oberstes Ziel politischen Handelns" abgelegt, erklärte ZdK-Präsident Hans Joachim Meyer in Bonn. Es sei unmittelbare Aufgabe der christlichen Laien, sich für eine gerechte Ordnung der Gesellschaft einzusetzen. Die Kirchenvolksbewegung „Wir sind kirche" erklärte, wenn die Enzyklika bedeute, dass Benedikt XVI. statt Ge- und Verboten mehr Liebe und Vergeben in den Mittelpunkt rücke, so wären dies hoffnungsvolle Zeichen.

Als respektabel und differenziert lobte der vatikankritische Tübinger Theologe Hans Küng die Enzyklika. Sie biete „in sachlichem Stil solide theologische Kost" über die Liebe. Viele Katholiken seien froh, dass kein Manifest des Kulturpessimismus oder leibfeindlicher kirchlicher Sexualmoral entstanden sei. Wünschenswert wäre einzweites Rundschreiben, das von gerechten Strukturen in der Kirche und vom liebevollen Umgang mit allen Gruppen in ihr handle, merkte Küng kritisch an. Als Beispiele nannte er Geschiedene, Wiederverheiratete, Kirrchenkritiker, am Zölibat Gescheiterte sowie Frauen und Männer, die Verhütungsmittel gebrauchen.

Zuletzt geändert am 09­.05.2006