11./12.März 2006 Münchner Merkur

Ökumene-Treffen 2010: "Kein Ort für Streit"

München erwartet 100 000 Besucher

VON CLAUDIA MÖLLERS München - Noch gehen vier Jahre ins Land, bevor der zweite Ökumenische Kirchentag am 12. Mai 2010 in München eröffnet werden kann. Aber sicher ist: Ein gemeinsames Abendmahl von katholischen und evangelischen Christen wird es auf diesem Großereignis, das bis zum 16. Mai dauert, nicht geben.

Am Freitag wurde der offizielle Auftakt zum Kirchentreffen gesetzt: Der Münchner Erzbischof Friedrich Wetter und der evangelische bayerische Landesbischof Johannes Friedrich sprachen in München die offizielle Einladung aus. Sieben Jahre nach dem ersten Ökumenischen Kirchentag in Berlin, zu dem 200 000 Christen gekommen waren, findet das konfessionsübergreifende Treffen an der Isar seine Fortsetzung. Die Veranstaltererwarten100 000 Besucher.

Wetter wie Friedrich machten deutlich, dass der Kirchentag nicht benutzt werden solle, um Streit zu provozieren. Ohne direkt auf den Dissens "gemeinsames Abendmahl" einzugehen, warnte Wetter: "Es ist sicher nicht sinnvoll und der Ökumene nicht förderlich, theologischeProblemfelderzu thematisieren. Ein solches Treffen könnte kaum zur Lösung solcher Fragen beitragen." Er plädierte dafür, die gemeinsamen christlichen Aufgaben im gesellschaftlichen Bereich herauszustellen.

Der evangelische Landesbischof Friedrich wurde deutlicher: An den Kirchentag 2010 dürfe nicht die Erwartung geknüpft werden, "es könne dort oder bis dorthin zu einer gemeinsamen Abendmahlsfeier kommen". Hier sei er sich mit Wetter völlig einig. Friedrich betonte zudem, der Berliner Kirchentag 2003 sei durch ökumenische Abendmahlsfeiern außerhalb des offiziellen Programms im Nachhinein "stark verdunkelt worden". Der Ökumene sei dadurch nicht geholfen worden: "Zur Ökümene gehört eben auch der Respekt vor dem Anderssein des Anderen".

Kardinal Wetter warnt vor Provokationen

Ob es auch in München zu Aktionen kommt, die dem katholischen Kirchenrecht widersprechen, steht noch dahin. Christiah Weisner von der Kirchenvolksbewegung, die die umstrittenen ökumenischen Feiern in Berlin mit organisiert hatte, fordert Fortschritte bei der Eucharistischen Gastfreundschaft: "Eine Ausnahmegenehmigung für das Großereignis wäre theologisch möglich."

Doch auch die beiden Veranstalter, der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) und das Zentralkomitee der der deutschen Katholiken (ZdK), sind gegen Provokationen. "Wir wollen keine größere Spaltung, sondern größere Gemeinsamkeiten", sagte ZdKPräsident Hans Joachim Meyer. Man werde nichts zudecken, aber ein Kirchentag sei auch kein Ort des Streits.

Zuletzt geändert am 09­.05.2006