25. März 2006 - Saarbrücker Zeitung

Gotthold Hasenhüttl nicht mit dabei

Katholikentag in Saarbrücken ohne den streitbaren Theologen

Für den umstrittenen Saarbrücker Theologen Gotthold Hasenhüttl wird es auf dem Katholikentag keine Plattform geben. Auch nicht bei der Kirchenvolksbewegung "Wir sind kirche".

VON SZ-MITARBEITER DIETER GLÄSENER

Saarbrücken /Trier. Auf dem Katholikentag vom 24. bis 28. Mai in Saarbrücken wird es keine offizielle Veranstaltung mit dem Theologen Gotthold Hasenhüttl geben. Daneben taucht er auch im Programm der amtskirchen-kritischen Kirchenvolksbewegung "Wir sind kirche" nicht auf. Das ergab am Freitag ein SZ-Gespräch mit Christian Weisner, Mitglied des Leitungsteams von "Wir sind kirche". Hasenhüttl habe eigentlich bei einer Veranstaltung von "Wir sind kirche" im offiziellen Katholikentags-Programm unter der Überschrift "Braucht Mutter Kirche nur brave Kinder?" auf dem Podium sitzen sollen. Man habe ihn aber ausgeladen, nachdem von Seiten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken deutliche "Bedenken" geäußert worden seien.

Dies sei ein Symbol dafür, dass in Sachen Ökumene in Deutschland derzeit Stillstand herrsche. Hasenhüttl hatte beim Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin in einem katholischen Gottesdienst auch Protestanten zum Abendmahl eingeladen. Anschließend war er zunächst vom Trierer Bischof Reinhard Marx vom Priesteramt suspendiert worden, dann entzog man ihm die kirchliche Lehrerlaubnis. Auf SZ-Nachfrage erläuterte Hasenhüttl, dass auch hinter seiner Ausladung beim Katholikentag vor allem die Bedenken des Trierer Bischofs stünden. Marx wünsche keinerlei öffentlichen Auftritt seiner Person bei dem Christentreffen.

Man wolle ihn "mundtot" machen, weil er weiter für die ökumenische Gastfreundschaft einstehe und sich damit gegen die kirchliche Autorität stelle. Der Theologe ließ aber durchblicken, dass er sicherlich als Gast und möglicherweise auch noch in einer anderen Rolle beim Katholikentag zu finden sein werde. Weisner erläuterte, dass bei der an diesem Wochenende in Trier stattfindenden Bundesversammlung von "Wir sind kirche" unter anderem ein Antrag zum "Fall Hasenhüttl" auf der Tagesordnung stehe, der das Verhalten der Kirchenvertreter kritisiere.

Bei der Bundesversammlung werde neben Berichten aus der bundesweiten und internationalen Arbeit seiner Organisation auch das Programm von "Wir sind kirche" auf dem Katholikentag Thema sein. Es sei eng bezogen auf dessen Motto "Gerechtigkeit vor Gottes Angesicht". Die Veranstaltung "Braucht Mutter Kirche nur brave Kinder?" bilde am 25. Mai den Katholikentags-Auftakt und thematisiere unter anderem die Freiheit der Forschung in der katholischen Kirche. Am 26. Mai gehe es unter der Überschrift "Sind die Gemeinden noch zu retten?" um die Zukunft der Pfarreien. Und am 27. Mai laute das Thema von "Wir sind kirche": "Kirche wird ökumenisch sein - oder sie wird gar nicht sein."

Zuletzt geändert am 09­.05.2006