18.2.2009 - Bayerischer Rundfunk

Streit um Piusbrüder: Bischof Müllers Ultimatum - ein Alleingang

Streit im Bistum Regensburg: Bischof Gerhard Ludwig Müller hat drei Theologen mit Sanktionen gedroht. Sie hatten eine Petition unterschrieben, die das Vorgehen des Papstes in Sachen Piusbrüder kritisiert. Die vom Bischof zum Rapport zitierten Theologen reagierten "mit Befremden". In den anderen bayerischen Diözesen findet Müller keine Unterstützer.

Auslöser für den Streit ist eine vom Heidelberger Theologen Norbert Scholl verfasste Petition, in der die Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen der Piusbruderschaft als "Rückwärtswendung" kritisiert wird. Zu den Unterzeichnern der Petition gehören auch der Pastoraltheologe Heinz-Günther Schöttler, der Religionspädagoge Burkard Porzelt und die Kirchenrechtlerin Sabine Demel. Die Petition wendet sich gegen die Aufnahme von Katholiken, die "offen Geist und Buchstaben bedeutender Dokumente des II. Vatikanischen Konzils ablehnen dürfen".

Müllers Ultimatum - ein Alleingang

Regensburgs Bischof Gerhard Ludwig Müller findet nach Recherchen des Bayerischen Rundfunks keine Nachahmer unter den anderen Bischöfen des Freistaats. Nachfragen bei den Bischöflichen Ordinariaten ergaben, dass keine Diözese dem Regensburger Oberhirten folgt.

So hieß es etwa bei den Erzbistümern Bamberg sowie München und Freising, man sehe keinen Anlass für ein solches Vorgehen. Auch in den Bistümern Augsburg und Eichstätt gibt es keine entsprechenden Überlegungen.

Müller fordert Glaubensbekenntnis und Treueeid

Bischof Müller forderte die drei Theologen in einem Brief auf, sich binnen zwei Wochen von der Petition zu distanzieren und persönlich bei ihm ein Glaubensbekenntnis abzulegen. Darüber hinaus verlangte er von ihnen eine Entschuldigung bei Papst Benedikt XVI. sowie einen Treueeid auf die Lehre der katholischen Kirche. Anderenfalls drohte er weitere Schritte an - gemeint sein könnte damit der Entzug der Lehrerlaubnis. Kopien des Briefes gingen unter anderem an den obersten Präfekten der Glaubenskongregation im Vatikan.

Gegenschreiben der drei Hochschullehrer

Unterzeichnerin Demel nannte den Inhalt des Schreibens "sehr befremdlich und nicht nachvollziehbar". Die drei Hochschullehrer haben ein Gegenschreiben verfasst, das so formuliert sein soll, dass keiner der drei zu Kreuze krieche und der Bischof die Möglichkeit habe, sein Gesicht zu wahren.

"Vollkommen falsches Signal"

Unterdessen bezeichnete Christian Weisner von der Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" den Brief des Bischofs als "vollkommen falsches Signal". Nicht die Professoren würden das Papstamt beschädigen, sondern die Piusbrüder. Johannes Grabmeier von der "Laienverantwortung Regensburg" sagte, Müller werde von zwei Triebfedern gesteuert, "seiner Anbiederung an die Person des Papstes und vom ständigen und reflexartigen Entwickeln von Verschwörungstheorien".


Die Petition im Wortlaut
"Für die uneingeschränkte Anerkennung der Beschlüsse des II. Vatikanischen Konzils"

Die Petition http://archiv.wir-sind-kirche.de/petition-vatikanum2.org/

Zuletzt geändert am 20­.04.2020