26.2.2009 - Süddeutsche Zeitung

30 000 kritisieren den Papst

Immer mehr Gläubige stützen Petition gegen Williamson

München – Ungefähr 30 000 Menschen, darunter zahlreiche Theologieprofessoren, haben bislang eine Petition unterschrieben, die Papst Benedikt XVI. für die Aufhebung der Exkommunikation des Traditionalisten-Bischofs und Holocaustleugners Richard Williamson kritisiert. Das verlautete aus den Kreisen der Initiatoren. Eine offizielle Zahl soll während der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe veröffentlicht werden, die am Montag in Hamburg beginnt. Die Petition sorgt für Unruhe unter den Deutschen Bischöfen, seit der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller drei unterzeichnenden Professoren mit Strafen gedroht hat, wenn sie ihre Unterschrift nicht zurückziehen. Trotz einer vom Bistum und der theologischen Fakultät Regensburg gemeinsam veröffentlichten Erklärung, die den Streit beilegen sollte, ist für Bischof Müller die Angelegenheit offenbar noch nicht erledigt. In einem Interview nannte er die Erklärung einen „Angriff auf den Papst”. Dem widersprach einer der Autoren der Petition, der Heidelberger emeritierte Professor Norbert Scholl, in einem offenen Brief an Müller. Die Bittschrift sei „aus großer Sorge um das Wohl der Kirche” verfasst worden. Mit seinem Vorgehen gegen die Unterzeichner stoße Müller „zunehmend auf Unverständnis” – selbst bei den Bischofskollegen. Er, Scholl, habe in der DDR erlebt, „wie viele Pfarrer und gläubige Katholiken unter dem Machtapparat des DDR-Regimes gelitten haben”. Von einem Bischof aber erwarte er, dass er, satt Unterwerfung zu fordern, den Dialog suche. mad

Zuletzt geändert am 26­.02.2009