6.3.2009 - www.derwesten.de

Wie viel Kritik am Papst darf sein?

Hamburg. Die Deutsche Bischofskonferenz stellte unter der Moderation von Erzbischof Robert Zollitsch in schwierigen Fragen Einigkeit her. Nun haben sich die Bischöfe klar von der Pius-Bruderschaft distanziert und von ihren Mitgliedern die Anerkennung des 2. Vatikanischen Konzils gefordert.

Nicht die Kirche, sondern die große weite Welt der Finanzkrise sollte eigentlich im Mittelpunkt des Frühjahrstreffens der 68 katholischen Orts- und Weihbischöfe stehen. Nicht unpassend, schließlich trafen sie sich erstmals im wenig klerikalen, aber deutlich von Welthandel und Globalisierung geprägten Hamburg. Doch die Diskussion um die Pius-Bruderschaft sorgte dann doch dafür, dass die Bischöfe unter der Moderation des Freiburger Erzbischofs Robert Zollitsch vor allem innerkirchliche Themen diskutierten - und das offenbar äußerst intensiv.

Klare Distanzierung von den Pius-Brüdern

Gleich zweimal musste Zollitsch den Tagesordnungspunkt Pius-Bruderschaft aufrufen. Erst dann stand die gemeinsame Erklärung, in der sich die Bischöfe klar von der Bruderschaft distanzieren und von ihren Mitgliedern die komplette Anerkennung etwa des 2. Vatikanischen Konzils fordern. Zudem verlangen sie, dass "die Verantwortlichen in der Kurie" die interne Abstimmung im Vatikan, aber auch die Kommunikation mit den Bischofskonferenzen verbessern - "besonders in Konfliktsituationen".

Gerade um diesen Passus dürften die Bischöfe heftig gerungen haben. Denn während die Distanzierung von den Pius-Brüdern selbst konservativen Vertretern kaum schwer gefallen sein dürfte, war die Frage, wie sehr man den Papst und sein Umfeld kritisieren dürfe, zuletzt so umstritten, dass offen war, ob man sich überhaupt einigt. Wohl deshalb betonte Zollitsch am Donnerstag gleich mehrfach, die Erklärung sei einstimmig angenommen worden. "In dieser Sache sind wir katholischen Bischöfe absolut einer Meinung."

Feuertaufe bestanden

Rund ein Jahr nach seiner Wahl zum Vorsitzenden der Bischofskonferenz war es die Feuertaufe für Zollitsch. Doch augenscheinlich ist es ihm gelungen, die oft so gegensätzlichen Flügel in Sachen Pius-Brüder und Vatikan auf einen Nenner zu bringen - und nicht einmal den kleinsten. Hatte es zuletzt den Anschein, dass gerade viele bayerische Bischöfe Rom am liebsten ganz aus der Schusslinie halten wollen, dürften mit der Erklärung nun auch Bischöfe wie der ehemalige Niederrheiner und jetzige Erzbischof von Hamburg, Werner Thissen, zufrieden sein, die sich früh zu der Krise geäußert und auch den Vatikan kritisiert hatten.

Von einer Rückwärtsgewandtheit der Kirche unter Papst Benedikt, wie sie 36 000 Unterzeichner einer Petition des kirchenkritischen Netzwerks "Wir sind Kirche" sehen, wollen die deutschen Bischöfe nichts wissen. Wenn Zollitsch eine Chance in der aktuellen Krise sieht, dann die, den durchaus revolutionären Geist des Konzils neu zu beleben - etwa mit Blick auf die Wertschätzung der Laien in der Gemeindearbeit, die das Konzil betont habe.

Rückbesinnung auf die soziale Marktwirtschaft

Zu guter Letzt befassten sich die Bischöfe noch mit der Wirtschaftskrise. Sie regen eine (Rück-)Besinnung auf die sozialethischen und ordnungs- politischen Grundsätze der sozialen Marktwirtschaft an, die viele Prinzipien von der katholischen Soziallehre übernommen hat. Die große Frage werde sein, "ob wir unsere guten Erfahrungen mit der sozialen Marktwirtschaft international weitergeben können", so Zollitsch - etwa in die USA oder nach China. (NRZ)

Zuletzt geändert am 06­.03.2009