Mai 2009 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)

„Mensch wo bist Du?“

Von Sigrid Grabmeier

Evangelischer Kirchentag (DEKT) in Bremen 20. - 24. Mai – Nur Wellness-Ökumene?

Entsprechend zu den Katholikentagen, die es seit 1848 (!) in Deutschland gibt, findet im zweijährigen Wechsel seit 1949 der Deutsche Evangelische Kirchentag statt. Getragen wird er von engagierten Menschen in der evangelischen Kirche, die unabhängig von der Amtskirche dieses Ereignis organisieren. 2010 wird in München der zweite Ökumenische Kirchentag stattfinden. Ob dieser Perspektive stimmt es mich nachdenklich, dass das ökumenische Profil dieses DEKT recht dürftig erscheint. Bis auf zwei, drei Veranstaltungen spielt der theologische Aspekt der Ökumene kaum eine Rolle. Vorsichtig spezialisieren sich die meisten Veranstaltungen unter diesem Stichwort auf eine Art Wellness-Ökumene - oder sie laufen im Rahmen des Haupthemas Globalisierung, dessen Brisanz weder evangelischen noch katholischen Menschen entgehen darf.

In der Hauptpodienreihe Globalisierung: Migration, internationale Finanzströme und Welthandel werden Fragen nach unserer Verantwortung gestellt: „Wo sind wir, wenn es um die persönliche Geldanlage geht, wenn es gilt, gegenüber unserer Regierung für eine gerechte Migrationspolitik einzutreten, wenn den hier lebenden Flüchtlingen ein Gefühl von Heimat fehlt, wenn wir unseren Einkauf so gestalten sollten, dass der Erzeuger einen menschenwürdigen Verdienst bekommt?“ Fragen, mit denen sich die Befreiungstheologie schon seit Jahren auseinandersetzt und so kommt auf diesem Wege die Ökumene doch wieder ins Spiel, denn das sind Aufgaben, die die Kirchen nur miteinander angehen können.

Eine brennende Frage der Ökumene, nämlich das gemeinsame Mahl wird so unter anderen Vorzeichen gestellt: Wie sieht es mit der weltweiten Mahlgemeinschaft aus, an dem Tisch, den Gott für alle Menschen gedeckt hat, und von dem immer noch ganze Erdteile ausgeschlossen sind? Damit wirft dieser Kirchentag auch ein Schlaglicht auf den Ökumenischen Kirchentag 2010. Wie können wir Christinnen und Christen da aber ein glaubwürdiges Zeugnis abgeben, wenn wir ja am Tisch des Herrn immer noch getrennt sitzen sollen?

Wir sind Kirche Deutschland wird wie in den letzten Jahren mit einem Gesprächsforum am Wir sind Kirche- Stand dabei sein. Veschiedene Gäste aus Kirche, Poltik und Gesellschaft werden als Gesprächspartner für Besucher und Besucherinnen Rede und Antwort stehen.

Sigrid Grabmeier
Bundesteam
Wir sind Kirche Deutschland
www.wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 17­.05.2009