Juni 2009 - Kirche In (Kolumne "Unzensiert")

Unfähig zum Dialog?

Der Zoff zwischen einer Gruppe konservativer Bischöfe in der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken um die Wahl eines neuen Präsidenten für das oberste Laiengremium hat es wieder deutlich gemacht: Dialog ist immer noch ein Fremdwort in unserer Kirche.

Dabei war Dialog das Grundprinzip des Zweiten Vatikanischen Konzils und damit auch des Kirchenbildes, das das Konzil zur Geltung bringen wollte. Die Pastoralkonstitution „Gaudium et Spes“ verlangt einen „offenen“ (GS 43), „aufrichtigen Dialog“, ein „immer fruchtbareres Gespräch zwischen allen“ (GS 92), ob Amtsträger oder Nichtamtsträger, ob Kleriker oder Laien.

Doch die römisch-katholische Kirche muss sich heute, bald 50 Jahre nach dem Konzil, die Frage gefallen lassen, wie weit sie überhaupt noch zum offenen und aufrichtigen Dialog fähig und bereit ist. Der 1991 vom Zentralkomitees der deutschen Katholiken noch vor dem KirchenVolksBegehren an die Bischöfe gerichtete Appell „Dialog statt Dialogverweigerung“ ist heute aktueller denn je.

Auch für die Ökumene und das Verhältnis zu den nichtchristlichen Religionen war Dialog die Leitlinie des Konzils. Doch anders als Papst Johannes Paul II., der viele neue Dialogebenen eröffnete, ist Papst Benedikt XVI. in diesen Fragen viel ängstlicher und restriktiver. Bei seiner jüngsten Reise ins Heilige Land hat er nur mühsam den Dialogspuren folgen können, die sein Vorgänger vor neun Jahren gelegt hatte. Erst in diesem Frühjahr hatte Papst Benedikt XVI. vor Illusionen im interreligiösen Dialog gewarnt und einen „Dialog im engen Sinn des Wortes” abgelehnt.

Welche dramatischen Folgen der Mangel an Dialog, in diesem Fall der fehlende Dialog innerhalb der Kurie und des Bischofskollegiums, haben kann, zeigte sich bei Benedikts Alleingang bei der Aufhebung der Exkommunikation der Bischöfe der Pius-Bruderschaft. Hieraus kann nur die Lehre gezogen werden: Ohne Dialog geht es nicht.

Christian Weisner
Wir sind Kirche Deutschland
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Zuletzt geändert am 15­.06.2009