September 2009 - Kirche In (Kolumne "Unzensiert")

Auf dem Weg zum Museum

Urlaubszeit - Museumszeit - nicht nur bei schlechtem Wetter erfreuen sich die Museen erhöhten Zuspruchs. Eltern und Kinder gehen gerne in eine ausgegrabene Keltensiedlung, in ein Bauerhofmuseum, oder in ein Technikmuseum. Sie können beispielsweise Oldtimer bewundern, die noch mit der Handkurbel gestartet wurden. Alte Gotteshäuser fehlen auch nicht im Bildungsprogramm und manch kirchenferner Tourist bewundert die reichen Kunstschätze dort. Museen haben eine wichtige Aufgabe. Sie enthalten Sammlungen von Gegenständen der Vergangenheit, die, wenn sie gut aufbereitet sind, frühere Lebens- und Denkweisen dokumentieren und interessant vermitteln.

Unsere Kirche ist kein Museum - aber die Kirchenleitung tut alles dazu, dass es zu einem wird. Der Ballast der Jahrhunderte, der sich aufgetürmte hat, aber zwischenzeitlich ein gutes Stück weit verräumt worden war, wird wieder hervorgeholt. Anders als in Museen, wo ein altes Waschbrett bestenfalls dazu benutzt wird, um zu zeigen wie mühsam das Waschen der Kleidung damals war, wird der alte Ritus heute wieder so zelebriert, als hätte es die Liturgiereform, das dazu gehörige erneuerte Kirchenbild und alles, was dazu geführt hat, nie gegeben.

Die römisch-katholische Kirche entwickelt sich damit zu einer neuen Art von Museum, eines in dem museale Menschen (derzeitige Personalentscheidungen!) einen musealen Betrieb aufrecht erhalten, der gelegentlich von den Menschen der gleichzeitig stattfindenden Gegenwart besucht wird, die sagen: Es ist wichtig, dass es dieses Museum gibt, es erinnert an die Vergangenheit. Wir werden jedoch weiter die moderne Waschmaschine benutzen und verzichten gerne auf die außerordentliche Form mit dem Waschbrett.

Sigrid Grabmeier, Bundesteam Wir sind Kirche Deutschland

www.wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 15­.09.2009