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Die katholische Laienorganisation "Wir sind Kirche" sieht die Entschuldigung der Bischofskonferenz für die massenhaften Missbrauchsfälle nur als ersten Anfang. Sprecher Christian Weisner kritisierte bei MDR INFO, dass die Erklärung von Erzbischof Zollitsch sehr spät gekommen sei. Ob die Opfer die Entschuldigung akzeptierten, müssten diese selbst entscheiden.

Weisner forderte, dass die Bischofskonferenz jetzt "nicht nur ein bisschen an den Leitlinien herumdoktert, nicht nur einen Ausschuss einsetzt, sondern wirklich die Dinge grundlegend anpackt". Er habe allerdings Zweifel, "dass die Bischöfe überhaupt kapiert haben, wie dramatisch die Situation ist".

Weisner verlangte eine Reform der Priesterausbildung. Die jungen Männer müssten sich bewusst auf den Zölibat einstellen können. "Zum Menschen gehört die Seele und der Leib, der muss positiv auch wahrgenommen werden. Dann kann man sich nachher sicher auch für ein eheloses Leben entscheiden. Aber sich um die Frage rumdrücken, das geht nicht."

Weisner sprach sich zudem für ein Aufbrechen bestimmter Strukturen in der katholischen Kirche aus. Dazu gehörten die strikte Sexualmoral mit vielen Tabus - darunter Homosexualität - sowie ein überhöhtes Priesterbild. Korrigiert werden müssten auch die autoritären Verhältnisse in den Internaten. Die Schüler seien "von den Lehrern, Erziehern, die dann auch noch Beichtväter sind, vollkommen abhängig".

Der Sprecher der katholischen Bischofskonferenz, Lutz Nehk, hat sich mit der bisherigen Aufarbeitung der Missbrauchsskandale an katholischen Schulen zufrieden gezeigt. Die Kirchenführung sei mit dem Problem sehr offen umgegangen. Der Rektor des betroffenen Berliner Canisius-Kollegs habe selbst die Öffentlichkeit informiert. Die Kirche werde nun gemeinsam mit Fachleuten, Psychologen und Juristen Wege suchen, Missbrauch künftig zu vermeiden.

Die deutschen katholischen Bischöfe setzen heute in Freiburg ihre Konferenz fort. Dabei wird weiter über Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal an katholischen Schulen beraten. Am Donnerstag soll es dazu eine ausführliche Erklärung geben. Weitere Themen sind der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr und die Frage, wie die Kirche für junge Menschen attraktiver werden kann.