7.3.2010 - ORF.at

"Wir sind Kirche" will Papst-Stellungnahme zu Missbrauch

Zum Missbrauchsskandal in katholischen Einrichtungen in Deutschland sieht die Reformbewegung "Wir sind Kirche" auch bei Papst Benedikt XVI. Klärungsbedarf. "Denn Joseph Ratzingers Amtszeit als Münchner Erzbischof von 1977 bis 1982 gehört genau zu den Jahren, um die es bei den Missbrauchsfällen geht", sagte der Sprecher von "Wir sind Kirche" Deutschland, Christian Weisner.

Deshalb dränge sich die Frage auf, ob der damalige Münchner Erzbischof auch Kenntnis von solchen Übergriffen gehabt habe - und falls ja, wie er damit umgegangen sei.

Eine solche Stellungnahme des Papstes wäre ein hilfreiches Zeichen, sagte Weisner. "Denn totale Offenheit ist der einzige Weg, das Vertrauen in die Amtskirche und vor allem in die Kirchenleitung wiederherzustellen."

Auch der Bruder des Papstes, Georg Ratzinger (86), müsse sich Fragen zum Missbrauchsskandal bei den Regensburger Domspatzen gefallen lassen, sagte Weisner. Georg Ratzinger leitete die Domspatzen von 1964 bis 1994.

Bischöfe sollen Reue zeigen Die Reformbewegung "Wir sind Kirche" fordere von den Bischöfen nach den Missbrauchsfällen ein sichtbares Zeichen der Reue, sagte Weisner. "Eine auf einer Pressekonferenz abgelesene Entschuldigung reicht nicht aus."

Als Zeichen der Reue könnte die Deutsche Bischofskonferenz eine gut dotierte Stiftung zur Vorbeugung gegen sexuellen Missbrauch gründen, sagte Weisner. Themen für eine solche Stiftung könnten eine breit angelegte Präventionsstrategie, Reformansätze für die Priesterausbildung und eine Neuausrichtung der kirchlichen Sexualethik sein.

Die katholische Kirche in Deutschland wird derzeit von einem Missbrauchsskandal an Ordensschulen erschüttert. Immer mehr Vorfälle - aber auch an nicht-kirchlichen schulen - kommen ans Tageslicht. Es ist von Hunderten Opfern auszugehen.

Zuletzt geändert am 07­.03.2010