18.4.2010 - Mitteldeutsche Zeitung

Was ist von Papst Benedikt noch zu erwarten?

Hamburg/dpa. Was ist von Papst Benedikt XVI., der am 16. April 83 Jahre alt wurde, noch zu erwarten an ökumenischen Initiativen und Kirchenreformen? «Rational erwarte ich nichts», sagte der protestantische Theologe Friedrich Schorlemmer. Dass ein neuer ökumenischer Geist aus Rom noch komme, sei unwahrscheinlich. «Aber ein Christ gibt nie die Hoffnung auf.»

Für den Chefredakteur der theologischen Fachzeitschrift «Herder Korrespondenz» (Freiburg), Ulrich Ruh, wird Benedikt in seiner Wirkung ein Übergangspapst bleiben - «also ohne große Reformen, sondern eher in dem Sinne, dass etwas ausläuft». Ruh äußerte grundsätzliche Zweifel am Papsttum in seiner heutigen Form: «Es ist eigentlich ein unmögliches Amt.» Entstanden nach dem Ersten Vatikanum (1869-1870) und dem Verlust der weltlichen Macht, sei der Anspruch der Unfehlbarkeit in Glaubens- und Sittenfragen erhoben worden. «Das Papstamt, das fast wie ein Sakrament gehandelt wird, müsste in seinem Selbstanspruch abrüsten», sagt Ruh.

Für Ruh zeigt sich die «Unmöglichkeit» des Papstamtes in Johannes Paul II. und Benedikt XVI. auf unterschiedliche Weise: Johannes Paul habe mit extrem vielen Aktivitäten und Reisen das Amt füllen wollen. Benedikt sei ein Theologenpapst, der Bücher schreibe, was eigentlich nicht zu dem Amt gehöre.

Christian Weisner von der Reformbewegung «Wir sind Kirche» erwartet «sehr, sehr wenig von der restlichen Amtszeit». Es bleibe die Hoffnung, «dass Benedikt zumindest nicht alle Türen schließt für jene Reformen, die sein Nachfolger in Angriff nehmen muss». Je rückwärtsgewandter Ratzinger sich jetzt verhalte, umso schwieriger werde später für seinen Nachfolger ein Neuanfang.

Zuletzt geändert am 18­.04.2010