7.5.2010 - spiegel.de

Mixa weist Missbrauchsvorwurf zurück

Vorermittlungen gegen Bischof

Gegen Walter Mixa laufen Vorermittlungen wegen sexuellen Missbrauchs eines Jungen. Der Augsburger Bischof weist die Vorwürfe "mit aller Entschiedenheit" zurück und will mit der Staatsanwaltschaft kooperieren. Kirchenvertreter sprechen von einem "Super-GAU".

München/Augsburg/Hamburg - Wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs hat die Staatsanwaltschaft Ingolstadt Vorermittlungen gegen den 69 Jahre alten Bischof Walter Mixa eingeleitet. Das bayerische Justizministerium bestätigte einen entsprechenden Bericht der "Augsburger Allgemeinen".

Wie das Blatt schreibt, soll es sich um einen Fall aus Mixas Zeit als Bischof von Eichstätt (1996 bis 2005) handeln, das Opfer soll ein damals minderjähriger Junge gewesen sein. Der Hinweis auf das mutmaßliche Opfer und den möglichen sexuellen Missbrauch stammt dem Blatt zufolge "nicht vom Opfer selbst, sondern aus seinem Umfeld".

Der Leiter der Ingolstädter Staatsanwaltschaft, Helmut Walter, bestätigte lediglich, dass es Vorermittlungen gegen Mixa gebe. Zum Inhalt wollte er aus "ermittlungstaktischen Gründen" keine Angaben machen. Die Vorermittlungen stünden noch am Anfang.

Mixas Anwalt bemüht sich um Akteneinsicht

Bischof Mixa selbst wehrt sich gegen den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs. Sein Augsburger Strafverteidiger Gerhard Decker sagte der "Augsburger Allgemeinen": "Mein Mandant weist die jetzt gegen ihn erhobenen Vorwürfe mit aller Entschiedenheit zurück und wird nach Kräften mit der Staatsanwaltschaft Ingolstadt zusammenarbeiten, um den Fall restlos aufzuklären." Decker erläuterte, er bemühe sich derzeit um Akteneinsicht.

Das Augsburger Generalvikariat bestätigte, dass das Bistum "Hinweise, die jetzt gegeben wurden", in Übereinstimmung mit den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz den "zuständigen Stellen zur Kenntnis gebracht und angezeigt" habe.

Ein Sprecher des Bistums Eichstätt sagte, der derzeitige Bischof Gregor Maria Hanke sei Anfang der Woche von der Diözese Augsburg informiert worden, dass an die Generalstaatsanwaltschaft in München ein Vorwurf zur Prüfung übergeben worden sei.

Die Deutsche Bischofskonferenz wollte sich zu der neuen Entwicklung im Fall Mixa nicht äußern.

"Jetzt wird's langsam der Super-GAU"

Der Augsburger Diözesenratschef Mangold zeigte sich "entsetzt" über den Verdacht gegen den Bischof. Es sei "gut", wenn die Staatsanwaltschaft dem Vorwurf nachgehe. In der Diözese kursierten zwar Gerüchte, "aber ich gebe auf Gerüchte nicht viel", versicherte er. Unabhängig davon, wie die Vorermittlungen ausgingen, bleibe allerdings sicher "viel hängen", beklagte er. "Jetzt wird's langsam der Super-GAU".

Die Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth verlangte eine "schnelle und lückenlose Aufklärung, gerade auch im Sinne der Opfer und ihrer Entschädigung". Sie betonte: "Wenn sich die jetzt erhobenen Vorwürfe gegen Bischof Mixa bestätigen, dann zeugt das von einer nicht für möglich gehaltenen moralischen Verkommenheit und bodenlosen Scheinheiligkeit."

Mixa war in den vergangenen Wochen wegen Prügel- und Untreuevorwürfen unter Druck geraten. Ihm wird vorgeworfen, in seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen von 1975 bis 1996 körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ausgeübt zu haben.

Anfängliches Leugnen, dann Rücktrittsgesuch

Nach anfänglichem Leugnen räumte der Bischof ein, dass er Ohrfeigen nicht ausschließen könne. Außerdem werden Mixa aus der damaligen Zeit finanzielle Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit einer Waisenhausstiftung vorgeworfen.

Am 21. April unterzeichnete der Bischof sein Rücktrittsgesuch an Papst Benedikt XVI. und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Er soll sich derzeit in der Schweiz aufhalten. Die Entscheidung des Papstes über das Gesuch steht noch aus.

Die katholische Reformbewegung "Wir sind Kirche" hat ihre Forderung bekräftigt, dass der Vatikan schnell über das Rücktrittsangebot des umstrittenen Augsburger Bischofs Walter Mixa entscheiden müsse. Wenn sich die neuen Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen Mixa erhärten sollten, sei eine rasche Entscheidung von Papst Benedikt XVI. nochmals dringender nötig, sagte "Wir sind Kirche"-Sprecher Christian Weisner.

Weisner nannte das Bekanntwerden staatsanwaltschaftlicher Vorermittlungen gegen Mixa "eine schockierende Nachricht" für alle deutschen Katholiken. Der Fall Mixa sei längst keine Augsburger Angelegenheit mehr, sondern werfe dunkle Schatten über die gesamte katholische Kirche in Deutschland. Schon jetzt gebe es im Bistum Augsburg viele Kirchenaustritte.

Zuletzt geändert am 08­.05.2010