15.5.2010 - KNA

Hasenhüttl feiert ökumenisches Abendmahl in München

München (KNA) Außerhalb des Kirchentagsprogramms haben rund 400 Christen am Samstagabend in München ein «ökumenisches Abendmahl» gefeiert. Der Gottesdienst fand in einem überfüllten Hörsaal der Technischen Universität statt. Es sei nicht möglich gewesen, für die Feier einen Kirchenraum zu bekommen, sagte der suspendierte katholische Priester Gotthold Hasenhüttl (76). Die Veranstalter des Ökumenischen Kirchentags (ÖKT) und die beteiligten Kirchen hatten vor dem Glaubenstreffen mehrfach an die Teilnehmer appelliert, von solchen Grenzüberschreitungen abzusehen.

Der emeritierte Saarbrücker Theologieprofessor und der evangelische Ruhestandspfarrer Eberhard Braun aus Lenningen leiteten die Feier und standen auch gemeinsam an einem zum Altar umfunktionierten Schreibtisch. Für die Gebetstexte griffen sie auf die sogenannte Lima-Liturgie des Weltkirchenrats von 1982 zurück.

Hasenhüttl hatte bereits am Rande des 1. ÖKT 2003 in Berlin einen Gottesdienst gefeiert, bei dem er ausdrücklich Nicht-Katholiken zur Kommunion einlud. Daraufhin untersagte ihm der damalige Trierer Bischof Reinhard Marx, heute Erzbischof von München, die Ausübung seines Priesteramts und entzog ihm die kirchliche Lehrerlaubnis. Die reformatorischen Kirchen in Europa praktizieren seit 1973 untereinander Abendmahlsgemeinschaft und laden dazu auch andere Getaufte ein. Die katholische Kirche versteht die Gemeinschaft am Altar als Ausdruck der Einheit in Glaube und Lehre. Zur Heiligen Kommunion sind daher in der Regel nur Katholiken zugelassen, nach katholischer Lehre ist ihnen ist Teilnahme an protestantischen Abendmahlsfeiern untersagt. «Auch die Urchristen haben nicht in Tempeln oder Synagogen Gottesdienst gefeiert», sagte Hasenhüttl. Braun unterstrich, das gemeinsame Abendmahl sei in seiner württembergischen Heimat «landauf landab selbstverständlich». Die aktuelle Feier sei von den Kirchenleitungen verboten, aber «der Herr, der uns heute einlädt, wird sich sicher freuen, dass unser Gehorsam ihm gegenüber größer ist».

Nach dem Hochgebet, das der evangelische Pfarrer laut sprach und Hasenhüttl leise mitbetete, reichten sie sich gegenseitig Hostie und Kelch, bevor sie Brot und Wein an die Mitfeiernden verteilten. Dabei wurden sie von einem Kamerateam und mehreren Fotografen aus der Nähe aufgenommen. Dies sorgte bei einzelnen Teilnehmern der Feier für Empörung.

Die Lima-Liturgie von 1982 vereint anglikanische, katholische, lutherische und orthodoxe Traditionen. Sie ging aus einem 1982 von der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des Weltkirchenrates in Lima vorgelegten Dokument hervor. Ein echter kirchenamtlicher Konsens über diese liturgische Vorlage, die damals auch als Grundlage für einen ökumenischen Abendmahlsgottesdienst diente, wurde nie erreicht.

Zuletzt geändert am 24­.05.2010