27.9.2010 - Süddeutsche Zeitung

Laienorganisation begrüßt Initiative der Bischöfe

Bonn/Hamburg – Die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ begrüßt die von den katholischen Bischöfen angekündigte Dialoginitiative, bedauert aber zugleich, dass es noch keine konkreten Aussagen über die finanzielle Entschädigung der Missbrauchsopfer gibt. In einer Erklärung vom Sonntag wird vor allem die Bereitschaft gelobt, über die aktuelle Krise hinaus „die viel tiefer greifende Kirchenkrise in den Blick zu nehmen“. Dies habe der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, schon in seinem „bemerkenswerten“ Eröffnungsreferat deutlich gemacht. Der Dialog müsse aber „offen und ohne Denkverbote“ sein und auch die „schon altbekannten, aber nach wie vor brennenden pastoralen Reizthemen“ umfassen, so der Sprecher Christian Weisner in München. Als Beispiele nannte er Eucharistie und Amt, Gemeindeleitung durch Laien, die Rolle der Frauen, die Sexuallehre und den Sakramentenempfang für wiederverheiratete Geschiedene.

Weisner appellierte zugleich an die Bischöfe, die Laien ernsthaft in den Dialog einzubinden. Die Erklärung nennt hier im Einzelnen die verschiedenen Räte, die katholischen Verbände und Vereine, das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK), „aber auch kirchliche Initiativen und auch die Menschen, die sich schon am Rande der Glaubensgemeinschaft sehen“. In der Erklärung wird es als „mutiger und wichtiger Schritt“ gewürdigt, dass Zollitsch genau wie der Papst schwere Fehler der römisch-katholischen Kirche im Umgang mit Missbrauchsfällen eingeräumt habe. Doch „bei allem anerkennenswerten Bemühen“ sei es „kein gutes Signal“, konkrete Aussagen zur finanziellen Entschädigung der Opfer zu vertagen.


Die Bischofskonferenz arbeitet derzeit an einem Modell zur Entschädigung von Missbrauchsopfern. Berichte über ein bereits fertiges Modell seien „pure Spekulation“, sagte der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp, in Bonn. Auf Grund der Ergebnisse der am Freitag beendeten Herbstvollversammlung der Bischöfe werde das Konzept zur Entschädigung weiter überarbeitet, fügte Kopp hinzu. Ergebnisse sollen dann in dieser Woche vorgelegt werden.

Zuletzt geändert am 28­.09.2010